Wut und Trauer beim Karlsruher SC

Karlsruhe (dpa) - Wut auf den Schiedsrichter, viele Tränen und ein abgrundtiefes Gefühl der Enttäuschung. Die Beinahe-Aufsteiger des Karlsruher SC konnten ihre Emotionen nach dem Relegations-Krimi gegen den Hamburger SV auch beim Abschlussessen…
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Rouwen Hennings und Reinhold Yabo müssen den verpassten Aufstieg erst noch verarbeiten.Foto: Marijan Murat/dpa
Epoch Times2. Juni 2015
Wut auf den Schiedsrichter, viele Tränen und ein abgrundtiefes Gefühl der Enttäuschung. Die Beinahe-Aufsteiger des Karlsruher SC konnten ihre Emotionen nach dem Relegations-Krimi gegen den Hamburger SV auch beim Abschlussessen kurz vor Mitternacht nicht einfach so verdauen.

Nur drei Minuten fehlten den Nordbadenern und ihrem Trainer Markus Kauczinski zur Rückkehr ins Fußball-Oberhaus. „Wenn man das Gefühl messen könnte, wie es sich anfühlt, wenn das Herz herausgerissen wird, dann trifft es das gut“, sagte Reinhold Yabo mit verheulten Augen. Mit seinem Führungstor in der 78. Minute war der Joker eigentlich schon zum Helden des Abends auserkoren.

Die Karlsruher ärgerten sich nach der 1:2-Niederlage nach Verlängerung maßlos über Referee Manuel Gräfe aus Berlin, der in der Nachspielzeit Freistoß pfiff, als Slobodan Rajkovic aus kurzer Entfernung Jonas Meffert an den angelegten Oberarm schoss. So hob Marcelo Díaz den Ball aus 17 Metern zum Ausgleich ins Netz (90.+1). „Man kann gar nicht so viel essen wie man kotzen möchte, wenn man das sieht“, schimpfte Sportdirektor Jens Todt und spottete in Richtung des Unparteiischen: „Augen auf bei der Berufswahl!“

Noch bevor Nicolai Müller den HSV in Führung schoss (115.), hatte KSC-Zeugwart Hüseyin Cayoglu wieder einen großen Karton zurück in die Katakomben getragen, der bereits neben der Karlsruher Bank bereit stand. Unschwer zu erraten für die 27 986 Zuschauer im ausverkauften Wildparkstadion, dass sich darin die Aufstiegs-Shirts verbargen.

„Ich glaube, ohne diese Situation wären wir Bundesligist“, sagte Kauczinski zum viel diskutierten Ausgleich. Präsident Ingo Wellenreuther meinte nach dem Fußball-Drama mit ruhiger, aber fester Stimme: „Ich glaube, wir hätten den Aufstieg verdient gehabt. Nur einer hatte was dagegen, das war der Schiedsrichter. Ich muss sagen, es ist für mich nicht nachvollziehbar, wie man in der 90. Minute, wenn man den Ball aus einem Meter Entfernung an den Körper geknallt bekommt, dann Freistoß pfeifen kann.“

„Bitterer“ und „schlimmer“ hätte die Dramaturgie nicht sein können, klagte Todt. HSV-Trainer Bruno Labbadia sprach bei der Pressekonferenz erstmal dem leidgeprüften Zweitligisten sein Kompliment aus – und das war nicht die übliche Floskel, sondern die pure Erleichterung, dass es ihn und sein Team nicht erwischt hatte. „Unglaublich, was ihr uns abverlangt habt“, sagte der frühere KSC-Stürmer: „Es würde mich riesig freuen, wenn ihr das Jahr drauf mit uns in der Bundesliga wärt.“

Die Fahrstuhlmannschaft der vergangenen Jahrzehnte hat dafür zwar nicht die besten finanziellen Voraussetzungen, mit Kauczinski aber einen ungemein entscheidungssicheren und überzeugenden Chefcoach. „Wir sind stolz auf diese Mannschaft. Wir schütteln uns ein paar Mal und nehmen einen neuen Anlauf“, kündigte Todt an.

Kauczinski war der erste, der seine Spieler nach einem elektrisierenden Fußball-Abend wieder auf die Beine stellte. „Ich habe am Ende die Mannschaft hochgehoben, weil viele am Boden lagen. Ich glaube, das müssen wir nicht. Wir können hocherhobenen Hauptes nach Hause gehen“, sagte der 45-Jährige.

(dpa)

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