Goretzka rettet DFB-Elf ins EM-Achtelfinale

In den letzten Vorrundenspielen der Gruppe F haben sich Deutschland in München mit einem 2:2-Remis gegen Ungarn und Frankreich auch mit einem 2:2-Unentschieden gegen Portugal die KO-Runde gesichert. Zudem sicherte sich Portugal als einer der vier besten Gruppendritten die Endrunde.
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Die deutschen Spieler feiern den Treffer von Kai Havertz (l).Foto: Federico Gambarini/dpa/dpa
Epoch Times24. Juni 2021

Nach dem mühevollen 2:2 (0:1) durch den Ausgleichstreffer des Münchners Leon Goretzka gegen Ungarn steht die DFB-Elf doch noch im Achtelfinale der Europameisterschaft.

Leon Goretzka hat die Fußball-Nationalmannschaft im Gewitterregen von München vor dem nächsten großen Turnier-Schock bewahrt und Joachim Löw zumindest ein weiteres K.o.-Spiel vor der Bundestrainer-Rente gesichert.

Ohne Goretzkas Tor in der 84. Minute hätten die ungarischen Treffer des Mainzers Adam Szalai (11.) und von Andras Schäfer (67.) nur drei Jahre nach dem WM-Desaster von Russland das nächste Vorrunden-Aus besiegelt und die Ära Löw nach 15 Jahren ein klägliches Ende genommen. Den ersten Ausgleich von Kai Havertz (66.) hatten die Ungarn sofort gekontert. Dennoch ist im Achtelfinale eine enorme Leistungssteigerung notwendig. Sonst bleibt eine Reise nach Wembley zur Finalwoche im Juli reine Utopie.

Entscheidender Treffer

Löw setzte im Endspurt auf volle Offensive und brachte Thomas Müller Timo Werner, Kevin Volland und Debütant Jamal Musiala als Joker – die Rechnung ging gerade noch auf. Musiala als jüngster deutscher Turnierspieler leistete die Vorarbeit zu Goretzkas entscheidendem Treffer.

Es regnete zwischenzeitlich heftig am Abend – wie beim „Wunder vom Bern“ vor 67 Jahren im WM-Finale gegen die Ungarn, was dem Mythos nach der Elf um Kapitän Fritz Walter zum Titel verholfen hatte.

Der Bundestrainer sah zwar früh die erste gute Chance seiner offensiv eingestellten Mannschaft, als Joshua Kimmich, der wieder auf der rechten Seite spielte, aus kurzer Distanz Ungarns Nationaltorwart Peter Gulacsi von RB Leipzig prüfte (4.). Wenig später folgte aber eine Fehlerkette, die im Gruppenfinale einer EM nicht passieren darf.

In der Rückwärtsbewegung agierten Toni Kroos und Robin Gosens viel zu passiv, beide verhinderten den langen Ball von Roland Sallai nicht, den Szalai stark gegen Mats Hummels und Matthias Ginter verwertete. Der dritte Rückstand im dritten Spiel – Deutschland war zu diesem Zeitpunkt ausgeschieden. In der Münchner EM-Arena sangen und grölten nur noch die ungarischen Fans, die hinter Manuel Neuers Tor ohne Abstand die Führung feierten.

Wie eine Handball-Partie?

Regenbogenfahnen waren nach der Aufregung der vergangenen Tage um die Arenabeleuchtung im Stadion selten zu sehen, Neuer trug aber wieder seine bunte Kapitänsarmbinde. Der Bayern-Keeper trieb die Mannschaft an, lange Zeit vergeblich. Mit dem Gegentor kam die Angst.

Die Aufgabe gegen den defensiv unbequemen Gegner wurde für die DFB-Auswahl immer schwieriger. In zurückgezogener 5-3-2-Aufstellung verteidigten die Ungarn das eigene Tor, in dem Gulacsi auch gegen Ginter sicher hielt, nachdem Hummels per Kopf nur die Latte getroffen hatte (21.). Serge Gnabry, Havertz und Leroy Sané, der den angeschlagenen Müller in der Startelf ersetzte, boten sich vorne kaum Räume. Zur Mitte der ersten Halbzeit erinnerte das Spiel an eine Handball-Partie um den ungarischen Strafraum.

Die DFB-Auswahl hatte zwar deutlich mehr Ballbesitz, schaffte es aber vor der Halbzeitpause viel zu selten in den Strafraum. „Die drei vorne müssen schauen, dass wir im Zentrum viel Wirbel machen“, hatte Löw kurz vor dem Spiel im ZDF gesagt und Sané „Weltklasse“ bescheinigt, wenn dieser seine Qualitäten abrufe. Der Münchner hatte es bei zwischenzeitlich stärker werdendem Regen aber weiterhin große Probleme, sich gegen die rigoros kämpfenden Ungarn in Szene zu setzen, die zudem bei Kontern gefährlich blieben.

Der Abschluss von Havertz weit neben das Tor war bezeichnend für die erste Halbzeit (45.).  Zur zweiten Halbzeit nahm der Bundestrainer zunächst keine Veränderung vor. Während der Pause war zu sehen, wie er kurz mit Müller sprach.

Federico Gambarini

Die DFB-Auswahl versuchte weiterhin, mehr Druck zu entwickeln. Wieder Havertz kam zum Abschluss, den Gulacsi problemlos entschärfte (52.). Dann kam Goretzka für den nach einem Zusammenprall offenbar angeschlagenen Ilkay Gündogan (58.).

Der Bayern-Profi ordnete sich offensiv hinter Havertz, Sané und Gnabry ein, Löw wechselte das System zur Viererkette. Gefährlich wurde es aber erst vor dem Tor von Neuer. Ein Freistoß von Sallai knallte an den deutschen Pfosten (62.), ehe sich die Ereignisse überschlugen.

Zunächst erlöste Havertz die deutschen Fans mit seinem Kopfball zum bejubelten Ausgleich nach Vorlage von Hummels. Gulacsi sah schlecht aus beim deutschen Tor. Löw brachte in der folgenden Unterbrechung Werner für den Torschützen und Müller für Gnabry.

Aber nur gut 15 Sekunden nach dem Wiederanstoß der Ungarn schauten die deutschen Fans wieder entsetzt aufs Spielfeld. Die schnelle Kombination der Ungarn schloss Schäfer gegen den herauseilenden Neuer zur erneuten Gästeführung ab. Goretzka sorgte kurz vor Schluss aber doch noch für grenzenlosen deutschen Jubel.

EM-Gruppe F: Deutschland, Portugal und Frankreich im Achtelfinale

Am Dienstag wartet im Achtelfinale dann England auf die deutsche Mannschaft. Im Parallelspiel ging Portugal gegen Frankreich in der 30. Minute in Führung, als Lloris im Strafraum Danilo Pereira abräumte und Cristiano Ronaldo den fälligen Elfmeter sicher verwandelte.

In der Nachspielzeit von Hälfte eins glich der amtierende Weltmeister aber aus, als Mbappé gegen Semedo im Sechzehner zu Fall kam und Benzema den folgenden Strafstoß ebenfalls cool einschoss. Kurz nach Wiederanpfiff drehten die Franzosen das Spiel, als Pogba in der 48. Minute im richtigen Moment für Benzema durchsteckte und der Stürmer von Real Madrid aus spitzem Winkel einnetzte.

In der 60. Minute glichen die Portugiesen aber aus, als Koundé im Strafraum ein Handspiel unterlief und Ronaldo erneut per Elfmeter traf. Danach fielen keine Tore mehr.

Frankreich muss als Gruppenerster damit im Achtelfinale am Montag gegen die Schweiz ran. (dpa/dts)



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