Heynckes-Bayern vor nächstem Alleingang

Als Jupp Heynckes zum FC Bayern zurückkehrte, hatte dieser fünf Punkte Rückstand auf Borussia Dortmund. Nach dem 3:1 im direkten Duell sind es plötzlich sechs Zähler Vorsprung.
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Freut sich nach anstrengenden Wochen auf die Länderspielpause: Bayern-Trainer Jupp Heynckes.Foto: Bernd Thissen/dpa
Epoch Times5. November 2017

In vier „wahnsinnig strapaziösen Wochen“ hat Jupp Heynckes dem FC Bayern den Weg für den nächsten Alleingang zum Titel geebnet – nun darf auch der Triple-Trainer erst einmal ein wenig durchatmen.

Die Länderspiel-Pause nach dem 3:1 (2:0) im Bundesliga-Gipfel bei Borussia Dortmund nutzt der 72-Jährige zu einer kurzen Auszeit bei Ehefrau Iris, Schäferhund Cando, Katzen und Koi-Karpfen auf dem heimischen Hof in Schwalmtal am Niederrhein.

Diese Auszeit hat der routinierte Triple-Trainer sich mehr als verdient. Als Heynckes am 9. Oktober als Not- und Übergangslösung zum vierten Mal Trainer an der Säbener Straße wurde, herrschte beim FC Bayern ein Mix aus Verunsicherung und Ratlosigkeit. In weniger als einem Monat mit sieben Siegen hat Heynckes die Stimmung komplett gedreht – und die Hoffnung vieler Fußball-Fans auf eine endlich einmal spannende Meisterschaft zunichte gemacht.

„Das ist schon der Wahnsinn, wie der Trainer das in so kurzer Zeit geschafft hat“, sagte Arjen Robben, einer von vielen Spielern, die in der kurzen, aber intensiven Zeit unter dem aus dem Ruhestand zurückgekehrten Trainer aufgeblüht ist. Fünf Punkte Rückstand hatte der FC Bayern bei „Don Jupps“ Rückkehr auf den zu Saisonbeginn furios aufspielenden BVB. Nach dem Sieg in Dortmund durch Tore von Arjen Robben (17.), Robert Lewandowski (37.) und David Alaba (67.) sind es plötzlich sechs Zähler Vorsprung. Und die Diskrepanz zwischen den beiden deutschen Vorzeige-Teams erschien trotz einiger Dortmunder Chancen am Samstag noch deutlicher.

Daran, dass die Münchner in dieser Saison ihren sechsten Titel in Folge feiern werden, zweifelt spätestens nun kaum jemand. „Wir hätten natürlich kein Problem damit, wenn es langweilig wird“, sagte Mats Hummels. Er glaube allerdings nicht daran, fügte er hinzu. Seine Mimik sagte etwas anderes.

Auch Heynckes hatte seine liebe Mühe damit, Spannung in die Meister-Entscheidung reden zu wollen. „Wir sollten den Ball flach halten“, sagte er nur. Und setzte stattdessen zu einer weiteren Kampf-Ansage an. „Vor vier Wochen konnte niemand voraussagen, dass wir sechs Punkte vor Dortmund stehen würden. Aber das haben wir uns erarbeitet. Und wenn wir unsere verletzten Spieler wie Franck Ribéry, Thomas Müller, Manuel Neuer und Jérôme Boateng wieder an Bord haben, werden wir noch besseren Fußball spielen.“

Das muss der Konkurrenz besonders zu denken geben. Die Siege der vergangenen Wochen, in denen auch Vize-Meister RB Leipzig in Pokal und Liga das Nachsehen hatte, holten die Bayern quasi auf der Felge laufend. „Wir haben nicht nur viele Spiele absolviert, sondern auch intensiv und mit großem Umfang trainiert. Das hat die Spieler ungemein beansprucht. Deshalb haben zuletzt viele über Muskelbeschwerden geklagt“, betonte Heynckes.

In seinen Ausführungen lassen sich immer wieder Seitenhiebe auf die laxe Arbeits-Auffassung von Vorgänger Carlo Ancelotti heraushören – die er auf konkrete Nachfrage freilich nicht konkretisieren wollte: „Wenn ein Trainer-Wechsel vorgenommen wird, hat das irgendwelche Gründe. Aber das ist nichts, was ich kommentieren muss.“

Dafür verriet der Coach, dass er Mats Hummels sogar gegen dessen ausdrückliche Bitte durchspielen ließ. Der Weltmeister, der wegen blau angelaufener Zehen extra Löcher in seine Fußball-Schuhe schnitt, habe „schon zur Halbzeit rausgewollt“, berichtete Heynckes: „Das habe ich verweigert. Ich habe ihm gesagt, er muss sich durchbeißen. In so einem engen Spiel kann man keinen Eckpfeiler rausnehmen.“

Dass er seine Millionäre so hart rannimmt und sie trotzdem in höchstem Maße von ihm schwärmen, ist Heynckes‘ eigentliches Erfolgserlebnis, die Schmerzen ignorieren und wie selbstverständlich Spiel um Spiel gewinnen sein Credo. Das funktioniert. Seine Nationalspieler müssen nun bei Länderspielreisen teilweise Touren auf sich nehmen, die Heynckes als „mittlerer Wahnsinn“ bezeichnete. Der Weg zum sechsten Meistertitel hintereinander scheint trotzdem vorbestimmt. (dpa)



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