Heynckes gnädig: Absolution für Lewandowskis Ego-Auftritt

Torjäger Robert Lewandowski sorgt beim müden 3:1 der Bayern in Köln für kurze Missstimmung bei den Münchnern. Doch Trainer Jupp Heynckes will sich damit nicht lange aufhalten.
Titelbild
Münchens Trainer Jupp Heynckes weiß mit den Spielern umzugehen.Foto:  Rolf Vennenbernd/dpa
Epoch Times6. Mai 2018

Köln (dpa) – Auf einen unnötig langen Streit hatte Jupp Heynckes zwei Wochen vor seinem Karriere-Ende keine Lust mehr. Also machte der Trainer des FC Bayern Robert Lewandowski nach dessen Ego-Trip für alle sichtbar eine klare Ansage – und erteilte ihm anschließend öffentlich Absolution.

„Ich war ja auch mal Stürmer und weiß: Torjäger sind alle ein bisschen egoistisch“, sagte der 72-Jährige nach dem 3:1 (0:1) des Meisters bei Absteiger 1. FC Köln mit einem Augenzwinkern: „Im Moment der Auswechslung habe ich nicht ganz so lustig reagiert. Im Nachhinein kann ich darüber schmunzeln.“

Heynckes gab also den Papa Gnädig. Freilich nicht, ohne Lewandowski und allen anderen potenziellen Unruhestiftern eine klare Warnung für das Saisonfinale mitzugeben. „Die Auswechslungen beim FC Bayern nimmt immer der Trainer vor“, sagte er: „Da hat sich jeder Spieler dran zu halten. Denn der Boss bin ich.“

Mit seiner einfühlsamen und doch autoritären Art hat sich Heynckes auch in dieser Saison wieder großen Respekt von seinen Profis verdient. Den ließ Torjäger Lewandowski indes kurzzeitig vermissen. Nach seiner Auswechslung in der 77. Minute schlurfte der Pole erst betont missmutig vom Feld und ignorierte dann demonstrativ den zum Abklatschen bereitstehenden Heynckes. Der ließ den schmollenden Torjäger erst einmal in Ruhe, ließ ihn kurz darauf aber für alle sichtbar strammstehen und redete mit erhobenem Zeigefinger auf ihn ein.

Nachhaltige Unruheherde kann der FC Bayern vor den beiden ausstehenden Spielen – der Meisterfeier gegen den VfB Stuttgart und dem Pokalfinale gegen Frankfurt mit dem künftigen Bayern-Coach Niko Kovac – aber nicht gebrauchen. Deshalb bemühte sich auch Sportdirektor Hasan Salihamidzic, das Thema kleinzuhalten. Wenn auch ungleich ungeschickter als der erfahrene Heynckes. Zunächst beteuerte Salihamidzic, da sei „gar nix“ gewesen. Dann gestand er ein: „Wir haben darüber gesprochen. Lewy ist ein Voll-Profi und hat sich über sich selbst geärgert, weil er nicht zwei oder drei Tore gemacht hat.“

Das lag allerdings weniger an der Auswechslung als an seinen zwei leichtfertig vergebenen Großchancen in der ersten Halbzeit. „Lewy wird Torschützenkönig der Bundesliga. Aber er will auch europäischer Torschützenkönig werden“, sagte Heynckes über den Stürmer, der am Samstag sein 150. Tor im 193. Pflichtspiel für den FC Bayern schoss. Die Chance auf den Goldenen Schuh als bester Stürmer Europas ist trotz 29 Saisontoren aber gering: Barcelonas Lionel Messi lag schon vor dem Clasico gegen Real Madrid bei 32 Treffern.

In jedem Fall schmunzeln konnten die Münchner am Wochenende über das erneute Missgeschick von Niklas Süle. Vier Tage nach seiner überragenden Leistung gegen Cristiano Ronaldo und Co. beim Champions-League-Aus in Madrid war Süle ein Eigentor unterlaufen – das dritte bereits innerhalb von weniger als vier Monaten oder 105 Tagen. Schon beim 4:2 im Januar gegen Bremen und beim 4:1 im April in Augsburg war der Abwehrspieler zum Torschützen wider Willen geworden.

„Leider ist es zeitlich nicht möglich, sonst müsste er ein Mannschaftsessen ausgeben“, sagte Heynckes mit einem Grinsen. Und ergänzte mit gespieltem Ernst: „Das kann einmal passieren, vielleicht auch zweimal. Aber jetzt hat er schon einen Hattrick.“

Womit Süle auf den Spuren eines Großen wandelt. „Ich will ihn nicht mit Franz Beckenbauer vergleichen“, sagte Heynckes: „Aber der Franz hat ja auch viele Eigentore gemacht.“ Beim „Kaiser“ waren es genau vier – allerdings in der gesamten Bundesligakarriere.



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