Jan Frodeno: Noch nicht bereit aufzugeben oder aufzuhören

Die WM auf Hawaii musste Jan Frodeno auslassen. Verletzt. Nun ist er wieder da. Der Ironman-Star wagt sich auf seit langem nicht mehr gewohntes Terrain.
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Absolviert in Buschhütten seinen ersten Triathlon seit Anfang September: Jan Frodeno.Foto: Daniel Karmann/dpa
Epoch Times3. Mai 2019

Jan Frodeno kehrt zurück. Der zweimalige Ironman-Weltmeister absolviert an diesem Sonntag (14.30 Uhr) im südwestfälischen Buschhütten seinen ersten Triathlon seit Anfang September.

In einem Interview der Deutschen Presse-Agentur spricht der 37-Jährige über die Pause durch seine Verletzung, seine ungebremste Motivation und über die Schmerzen beim Zuschauen, die größer sind, als wenn er selbst auf der Strecke unterwegs ist.

Wie bereit sind Sie für ihren ersten Triathlon nach 245 Tagen?

Jan Frodeno: Wahnsinn, wie die Zeit vergeht. Bei schwerwiegenden Verletzungen weiß man ja nie ganz genau, wann und wie es danach weitergeht. Insofern freue ich mich nun riesig und bin auch gut drauf. Ich bin die vergangenen Wochen gut durchs Training gekommen und bereit für den ersten Wettkampf in diesem Jahr.

Ab wann konnten Sie wieder ihre normalen Umfänge trainieren?

Frodeno: Ich würde sagen, so seit Anfang Januar. Aber auch dann kommt das normale Leben immer wieder mal dazwischen: Wie kranke Kinder aus dem Kindergarten und die ganze Familie liegt dann flach.

Müssen Sie nach der Stressfraktur in der Hüfte in irgendeinem Bereich vorsichtiger sein?

Frodeno: Inzwischen kann ich wieder mit voller Intensität trainieren. Anfangs hatte ich ein paar Disbalancen, interessanterweise war mein gesundes Bein teilweise nicht mehr ganz so belastbar. Wir haben dann in Sachen Neuromechanik relativ viel arbeiten bzw. nacharbeiten müssen. Jetzt ist alles ausgeglichen und voll belastbar.

War Aufgeben oder Aufhören jemals eine Alternative in den Wochen direkt nach der Verletzung?

Frodeno: Nein. Diesen absoluten Punkt brauche ich auch gar nicht. Ich hatte die Verletzung und habe mich auf die Genesung konzentriert bzw. auf die Schwächen, die ich ausbessern konnte. Ich habe einfach versucht, als besserer Athlet da wieder rauszukommen. Dadurch, dass ich keine Angst mehr habe, dass die Karriere irgendwann mal vorbei sein wird, kann ich es mir zumindest mental eigentlich auch relativ gemütlich gehen lassen. Ich kann damit vielleicht sogar bessere Ergebnisse erzielen, als wenn ich verkrampft versuche, mir ein Datum zu setzen und sage, bis dahin muss es klappen oder alles ist vorbei.

War es nach den beiden Rückschlägen mit der Verletzung im WM-Rennen 2017 auf Hawaii und der Nichtteilnahme im vergangenen Jahr phasenweise schwerer, sich jetzt wieder neu aufzubauen und neu zu motivieren?

Frodeno: Im Gegenteil. Das Krasse ist, dass ich trotzdem als Weltmeister (Anm.: 70.3) in die Saisonpause gegangen bin, wenn auch verfrüht. Ich habe dann für mich auf Hawaii gemerkt, dass ich definitiv noch nicht bereit bin aufzugeben oder aufzuhören. Einfach, weil das Feuer brennt. Am Streckenrand zu stehen, tut mehr weh als auf der Strecke unterwegs zu sein. Solange das noch der Fall ist, werde ich auch weiterhin Vollgas geben.

Was vermuten Sie denn, wie lange das Feuer noch auf dem Niveau brennen kann?

Frodeno: Das sind auch Spekulationen, die ich aufgegeben habe. Der Fortschritt ist etwas, das mich sehr motiviert. Ich bin aktuell besser drauf als zum gleichen Zeitpunkt letztes Jahr. Und ich war letztes Jahr schon ganz gut drauf. Solange ich diesen Fortschritt noch sehe, motiviert es mich extrem. Ich will mir den Luxus gönnen, über meine Karriere zu entscheiden, wenn der Moment nicht mehr so ist und es hakt und stockt. Deswegen suche ich auch Herausforderungen wie diese jetzt am Wochenende auf der kurzen Distanz. Ich will sehen, ob ich da noch mitmischen kann.

Eine olympische Distanz haben Sie aber schon sehr lange nicht mehr absolviert…

Frodeno: Ich glaube, 2013 war es das letzte Mal, in Hamburg. Ich habe es bislang auch noch nicht so richtig vermisst. Ich wollte aber einfach etwas Unangenehmes suchen zu diesem Zeitpunkt in der Saison, an dem ich noch einmal an der Intensität schrauben und aus meiner Komfortzone raus muss. Gegen die schnellen Jungs auf dieser Distanz anzutreten, ist auf jeden Fall eine Herausforderung.

Vor einem Jahr ist Ironman-Weltmeister Patrick Lange in Buschhütten von Andreas Böcherer und Florian Angert geschlagen worden. Beide starten auch in diesem Jahr – es dürfte heiß hergehen, oder?

Frodeno: Absolut. Gerade die beiden habe ich fest im Blick. Ich will ihnen auf jeden Fall das Leben schwer machen und meine Serie fortsetzen, seit über einem Jahr ungeschlagen zu sein.

ZUR PERSON: Jan Frodeno ist ein deutscher Triathlet. Der mittlerweile 37-Jährige gewann 2008 die Goldmedaille bei den Olympischen Spielen in Peking. 2015 und 2016 wurde er Ironman-Weltmeister auf Hawaii. Im vergangenen Jahr musste er nach seinem WM-Triumph über die Halbironman-Distanz seinen Start auf Hawaii wegen einer Stressfraktur in der Hüfte absagen. Frodeno ist gebürtiger Rheinländer, lebt aber in Spanien und Australien. (dpa)



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