Jung und gereift: Nagelsmann veredelt Leipziger Rasenballer

Es kommt nicht wirklich überraschend: Leipzig führt die Liga an, verdient und souverän. Julian Nagelsmann baut auf ein stabiles Fundament, das über Jahre entstanden ist. Das zahlt sich nun aus.
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Hat bei RB Leipzig gut Lachen: Coach Julian Nagelsmann.Foto: Jan Woitas/dpa
Epoch Times24. September 2019

Keine Großreform, kein Großeinkauf. Julian Nagelsmann macht bei RB Leipzig genau das, was er bei seinem Amtsantritt angekündigt hat: Seine eigenen Ideen vom Fußball „on top“ setzen.

Der dritte Coach der Sachsen seit deren Aufstieg in die Fußball-Bundesliga wird zum Veredler – und macht aus dem Team gar einen Kandidaten für die deutsche Meisterschaft.

Zweiter Platz im Aufstiegsjahr unter Ralph Hasenhüttl, danach Sechster. Dritter unter Ralf Rangnick und nun mit dem 32 Jahre alten Nagelsmann bereits vielbeachteter und vor allem ernstzunehmender Titelanwärter. „Die Meisterschaft oder den DFB-Pokal zu gewinnen, wäre für uns ein nächster, großer Schritt“, betont Leipzigs ebenfalls neuer Sportdirektor Markus Krösche.

Die viel beschriene RB-DNA bleibt das Fundament, auf dem Nagelsmann aufbauen kann. Sein Job ist Feinarbeit: Das schnelle und aggressive Umschaltspiel, das Rangnick dem Team einimpfte, weiter zu verbessern und die Schwächen der ersten drei Spielzeiten auszumerzen. Nagelsmanns Vorteil: Der Großteil der Mannschaft, vor allem die entscheidenden Spieler, sind seit Jahren im Verein und kennen sich.

Manche, wie zum Beispiel Yussuf Poulsen, kamen, als die Bundesliga für RB noch ein klares, aber weit entferntes Ziel war. Der mittlerweile 25 Jahre alte Däne wechselte 2013 nach Sachsen, RB war da in die dritte Liga aufgestiegen. 2015 folgten Profis wie Emil Forsberg oder Torwart Peter Gulacsi, als Leipzig noch nicht den ganz großen Durchbruch geschafft hatte.

Dass der ungarische Keeper jüngst seinen Vertrag beim aktuellen Tabellenführer bis zum 30. Juni 2023 verlängerte, darf als weiteres Bekenntnis für den Weg des Vereins bezeichnet werden. Ebenso die Verlängerung von Timo Werner, einer von bereits drei deutschen Nationalspielern im Leipziger Team, der ebenfalls einen neuen Kontrakt bis Ende Juni 2023 unterzeichnete. Dass der Angreifer unter Nagelsmann nach dem Ende seiner Zukunftsposse aufblüht, darf sich der Coach sicher auch als Verdienst anrechnen.

Kapitän Willi Orban ließ sich bereits zu einem gewagten Superlativ hinreißen. „Wir haben den stärksten Kader aller Zeiten“, meinte der Abwehrchef. Gezielt und nur punktuell wurde das Ensemble in den vergangenen Jahren verstärkt unter Rangnick. Nicht alle überzeugten, der französische Angreifer Jean-Kevin Augustin wurde vom Duo Nagelsmann/Krösche wieder aussortiert.

Die Einkaufsstrategie aber bleibt gleich: Junge Spieler zu noch einigermaßen bezahlbaren Preisen holen. Der Wiederverkaufswert steigert sich mit dem Erfolg. Es ist der Weg, mit dem der Red-Bull-Verein auch einem Branchenriesen wie dem FC Bayern entgegentreten will.

„Ein wichtiges Argument pro Leipzig ist die Jugend. Sie können schnell regenerieren, schon im Spiel. Das schaffst du in Phasen des Ballbesitzes, wenn du Zirkulationsphasen hast“, meinte jüngst Ex-Coach Christoph Daum im Doppelpass des Senders Sport1. So meisterten die Leipziger jüngst auch die erste Englische Woche. Verschleißerscheinungen? Nicht spürbar beim Kader der Leipziger, der mit 24,6 Jahren jünger ist als jedes andere Bundesliga-Aufgebot.

Leipzig führt die Tabelle in der Bundesliga mit 13 Punkten aus fünf Spielen an, nur im direkten Duell gegen die Bayern gingen die Sachsen nicht als Sieger vom Platz (1:1). Dass die Münchner den Emporkömmling vor allem in der ersten Halbzeit beherrscht hatten – unterm Strich fast wirkungslos. Auch in solchen Spielen punkten die Leipziger. Wie auch zuletzt in der Partie bei Werder Bremen. 3:0, kein Feuerwerk, wie Nagelsmann kommentierte, aber ein „erwachsener“ Auftritt. Jung, aber schon gereift. Und vielleicht schon reif für den Titel. (dpa)



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