König Fußball feiert seine Königinnen!

Frauenfußball-WM 2011 – eine deutsche Entwicklungsgeschichte heiter betrachtet
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Foto: Friedemann Vogel/Getty Images
Von 9. Juli 2011

Die Zeit der Rechtfertigung ist vorbei – keine gesenkten Köpfe mehr und verschämtes, um Vergebung heischendes Lächeln. Heute darf Fußball auch den Mädels Spaß machen, auch wenn es unter den üblichen Machos noch als Beleidigung gilt, von einem Mann zu behaupten, dass er Frauenfußball schaut. Immer noch. Aber es war ja schon Paracelsus und Hildegard von Bingen bekannt, dass gegen Dummheit und Ignoranz kein Kraut gewachsen ist.

Kaum einer kann sich heute noch vorstellen, dass die Delegierten des DFB-Bundestags 1955 beschlossen hatten, Frauenabteilungen in den Fußballvereinen zu verbieten mit der Begründung: „Im Kampf um den Ball verschwindet die weibliche Anmut, Körper und Seele erleiden unweigerlich Schaden und das Zurschaustellen des Körpers verletzt Schicklichkeit und Anstand.“

Bereits in den Mythen der Menschheit gibt es immer wieder Frauen, die der Familienehre wegen siegreich in den Kampf zogen und deren ungebührliches Verhalten vom Himmel geduldet und letztendlich von den Menschen akzeptiert und respektiert wurde. Und wer musste in allen Zeitaltern die Arbeit machen, wenn Männer auf Kreuzzüge gingen, in einen Krieg zogen oder einfach beim Zigarettenholen für immer verschwanden? Die Frauen. Dann gönnt ihnen doch auch das bisschen Spaß beim Rumbolzen auf dem Fußballplatz.

Da hör’ ich grad, das wär’ ja nicht das Problem, sie dürften eben nur nicht besser sein als die Jungs, wäre ja genetisch auch gar nicht möglich. Irrtum! Bereits 2005 hat die deutsche Kanzlerin in ihrer ersten Neujahrsansprache festgestellt: „Die Frauenfußball-Nationalmannschaft ist ja schon Fußballweltmeister und ich sehe keinen Grund, warum Männer nicht das Gleiche leisten können wie Frauen.“ Wie die Geschichte ausging, wissen wir ja – die Männer haben es nicht geschafft; die Frauen ihren Erfolg aber zu unser aller Freude wiederholt.

Auch manche Männer wissen allmählich die Fußball-Königinnen zu schätzen auf Männerart: „Das ist eine tolle Mannschaft, nicht nur, was das Fußballerische betrifft – auch das Optische“, sagte Lothar Matthäus. Aber eine kleine Spitze muss dann doch sein: „Und was das Schöne am Frauenfußball ist, es sieht nicht mehr so nach Frauenfußball aus wie vor 20, 30 Jahren, als man – in Anführungszeichen – noch über den Ball gefallen ist.“

10 Zitate der besonderen Art

1. „Fußball ist in Deutschland aus einem besonderen Saft, gegoren aus Chauvinismus, Tradition und dem Glauben an die eigene Unfehlbarkeit“, schrieb der „Stern“ 1975 – fünf Jahre, nachdem der DFB das Verbot für Frauenfußball aufgehoben hatte.

2. „Das Fußballspiel als Spielform ist im Wesentlichen eine Demonstration der Männlichkeit, so wie wir diese aufgrund unserer traditionellen Auffassung verstehen. Das Treten ist wohl spezifisch männlich; ob darum das Getretenwerden weiblich ist, sei dahingestellt. Jedenfalls ist das Nichttreten weiblich.“ (Fred J. J. Buytendijk, Psychologe)

3. „An sich bin ich gegen Damenfußball. Es gibt so viele schöne Sportarten. Warum ausgerechnet Fußball für die Dame?“ (Berti Vogts)

4. „Ich glaube nicht, dass dieser Sport genauso populär wird wie unser traditioneller Fußball. Warum sollen auch Frauen hinter dem Ball herlaufen? Sie gehören doch hinter den Kochtopf. Meiner Frau würde ich nicht erlauben, Fußball zu spielen.“ (Gerd Müller)

5. „Die Zuschauer brauchen sich gar nicht aufzuregen. Die Frauen waschen doch ihre Trikots selber, wenn sie in den Schlamm fallen. Decken, decken – nicht Tisch decken. Mann decken, so ist’s richtig.“ (Wim Thoelke, ehemaliger „Sportstudio“-Moderator)

6. „Fußball ist keine Sportart, die für Frauen geeignet ist, eben schon deshalb, weil er ein Kampfsport ist.“ (Sepp Herberger)

7. „Liebe Männer, entspannt euch und genießt die WM! Schnappt euch ein Bier – den Rest machen wir.“ (Inka Grings, Fußballnationalspielerin)

8. „Ich hatte gehofft, dass wir bei dieser WM eine gute Resonanz haben, aber meine Erwartungen sind getoppt worden. Dass es sogar Public Viewing gibt, das ist einfach sensationell.“ (Hannelore Ratzeburg, Vizepräsidentin des Deutschen Fußball-Bundes)

9. „Die Zukunft des Fußballs ist weiblich.“ (Joseph Blatter 1995)

10. „Frauenfußball ist wie Tieren beim Sterben zuzusehen“ – Titel einer Facebook-Seite!

Foto: Friedemann Vogel/Getty Images


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