«Kriegserklärung»: IAAF-Vize Coe greift ARD an

Titelbild
Sebastian Coe verteidigt seine Sportart.Foto: Yonhap News Agency/dpa
Epoch Times5. August 2015
Der stellvertretende IAAF-Chef Sebastian Coe hat mit scharfen Angriffen auf die jüngsten Doping-Enthüllungen in der Leichtathletik reagiert.

Der frühere Weltklasse-Läufer nannte die Recherchen der ARD und der britischen Zeitung „Sunday Times“ eine „Kriegserklärung an meinen Sport. Es gibt nichts in der Geschichte und Integrität unseres Anti-Doping-Kampfes, das solch eine Attacke rechtfertigt. Wir sollten uns davor nicht wegducken. Wir sollten herausgehen und kämpfen“, sagte Coe in einem am Mittwoch veröffentlichten Interview der Nachrichtenagentur AP.

Die Aussagen des Briten schließen direkt an die offizielle Stellungnahme des Leichtathletik-Weltverbandes vom Dienstagabend an. Der Ton wird dabei immer schärfer. Auf die konkreten Vorwürfe der ARD und der britischen Zeitung „Sunday Times“ gehen die IAAF und ihr Vizepräsident dagegen kaum ein. Beobachter werten die Attacken des 58-Jährigen als strategische Aussagen mit Blick auf den Kongress des Verbandes Ende August in Peking. Dort will Coe zum Nachfolger des umstrittenen IAAF-Präsidenten Lamine Diack (Senegal) gewählt werden.

ARD und „Sunday Times“ waren bei ihren Recherchen an eine Datenbank der IAAF herangekommen und hatten daraufhin 12 000 Bluttests von rund 5000 Läufern auswerten lassen. Das Ergebnis: Bei jedem dritten Medaillengewinner, der von 2001 bis 2012 bei Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften auf dem Siegerpodest einer der Ausdauer-Disziplinen von 800 Meter bis zum Marathon gestanden hat, wurden dopingverdächtige Blutwerte festgestellt. Konkret handelt es sich dabei um 146 Medaillengewinner – 55 von ihnen holten Gold.

Namen wurden in der Dokumentation „Geheimsache Doping: Im Schattenreich der Leichtathletik“ nicht genannt. Aber die Erkenntnisse waren für die Sportwelt erschütternd genug: So sollen die meisten der belasteten Läufer nie belangt worden sein. Außerdem zeigen die Recherchen, wie leicht der von der IAAF zum Hauptinstrument ihres Anti-Doping-Kampfes erklärte biologische Blutpass von den Athleten unterlaufen werden kann.

Dazu äußerte sich Coe in dem Interview nicht. Aber auch der Organisationschef der Olympischen Spiele 2012 in London betonte noch einmal: Anhand der ausgewerteten Bluttests könne kein Doping-Missbrauch bewiesen werden. Die Nutzung dieser Datenbank zeige „entweder eine haarsträubende Ahnungslosigkeit oder ein hohes Maß an Bösartigkeit“ aufseiten der Journalisten. „Die rein selektive Auswertung dieser sogenannten Informationen ist einfach falsch.“

Die IAAF hatte die Doping-Enthüllungen bereits in ihrer offiziellen Stellungnahme vom Dienstag als „sensationslüstern und konfus“ zurückgewiesen. Auch Coe gebrauchte nun den Begriff „Sensationalisierung“. Die Berichte seien der Versuch, „die Reputation der Athleten und unseres Sports zu zerstören. Den Eindruck, dass mein Sport entweder Betrug decken würde oder unfähig sei, ihn zu verfolgen, können wir nicht stehen lassen.“

ARD und „Sunday Times“ reagierten bislang gelassen auf die Attacken der IAAF. Die britische Zeitung erklärte am Mittwoch, hinter ihrer Story zu stehen. Die Erklärung des Leichtathletik-Weltverbandes bezeichnete sie als „unaufrichtig“.

(dpa)

Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion