Labbadia mit Hertha BSC vor kniffliger Aufgabe

Die Aufgabe für Bruno Labbadia ist kompliziert. Viele Fans und auch Teile der Konkurrenz sehen Hertha als neureich. Für den Trainer ist das ein «falsches Bild». Doch mit den Auswirkungen muss er leben. Da auch in der Vorbereitung einiges danebenging, ist gleich Feuer drin.
Titelbild
Muss bei Hertha BSC noch einige Probleme lösen: Trainer Bruno Labbadia.Foto: Andreas Gora/dpa/dpa
Epoch Times10. September 2020

Diesmal soll eigentlich alles anders werden bei Hertha BSC. Nach einer Chaos-Spielzeit mit vier Trainerwechseln, dem viel beschriebenen Jürgen-Klinsmann-Schock und weiteren Turbulenzen sehnt sich der Hauptstadtclub nach etwas Normalität – und natürlich nach Erfolg.

Doch besonders die gestiegene Erwartungshaltung durch die Windhorst-Millionen und eine höchst durchwachsene Saisonvorbereitung stellen den Berliner Fußball-Bundesligisten schon am Freitag (20.45 Uhr) zum DFB-Pokal-Auftakt bei Zweitligist Eintracht Braunschweig vor eine knifflige Aufgabe. „Wir müssen schlau sein und sagen: Was geht jetzt?“, sagte Trainer Bruno Labbadia zur komplizierten Lage.

Ein Saisonziel würde Labbadia „gerne“ verkünden, aber erst wenn seine Mannschaft „Säulen hat“ und dazu „eingespielt und gefestigt ist“. Davon aber ist die Hertha zum Herbstanfang 2020 weit, weit entfernt. „Da sind wir am Entwickeln“, erklärte der Trainer, der schon jetzt auf den „einen oder anderen“ weiteren Neuzugang gehofft hatte. Doch neben dem 25-Millionen-Mann Lucas Tousart aus Frankreich, der schon in der Winterpause verpflichtet und dann nochmals ausgeliehen wurde, konnte Hertha in Torhüter Alexander Schwolow und Rechtsverteidiger Deyovaisio Zeefuik nur noch zwei Neue verpflichten.

Angesichts von zehn Abgängen, darunter die erfahrenen Vedad Ibisevic, Salomon Kalou, Per Skjelbred und der ausgeliehene Marko Grujic, sieht Labbadia eine „Disbalance“. Das Problem: „Es ist ein wahnsinnig komplizierter Transfersommer. Die Corona-Auswirkungen spüren alle“, sagte Manager Michael Preetz. Doch Hertha ganz besonders.

Denn natürlich weiß inzwischen ganz Fußball-Europa, dass Lars Windhorst mit seiner Tennor-Gruppe die Alte Dame mit bereits 274 Millionen Euro ausgestattet hat, weitere 100 Millionen folgen im Herbst. Recht schnell soll Hertha damit in den Europacup, langfristig zu einem Big-City-Club mit Meister- und Champions-League-Ambitionen werden, hat der Investor den Verantwortlichen mitgegeben.

Die ersten Auswirkungen beschrieb Labbadia: „Überall, wo ein Spieler verkauft wird, sollen wir ihn holen. Da wird ein falsches Bild gemalt.“ Denn auch wenn sein Club durch das Windhorst-Investment nun recht komfortabel durch die Corona-Krise kommen kann, reicht das Geld nicht für ein Spitzenteam. „Weil wir auch an Grenzen stoßen finanziell, vor allem gehaltsmäßig, wo wir überschätzt werden“, betonte der Trainer. Auch ein neuer Hauptsponsor, der einfach mal 20 Millionen pro Jahr zahlt, beißt nicht so einfach an: In Braunschweig bleiben die Trikots noch frei von einem neuen Werbe-Schriftzug.

Anders als der Visionär Klinsmann, der sein kurzzeitiges Hertha-Engagement mit seinem Blitz-Rücktritt beendet hatte, steht Labbadia für Sachlichkeit und Realismus. „Mir geht es hier nicht um Probleme, sondern um Feststellungen. Ich denke in Lösungen. Das ist ein Ist-Zustand“, sagte der 54-Jährige.

Sein Credo: Er will Schritt für Schritt nach vorn. „Mit der Erwartungshaltung habe ich keine Probleme. Wir wollen einen Weg gehen. Und der Weg ist beschwerlicher, als ich es mir vorgestellt habe“, hat Labbadia erkannt. Der Neuaufbau stockt, in der Vorbereitung gingen zuletzt drei Testspiele ohne eigenen Treffer verloren. Führungsspieler fehlen. Immer wieder gab es Verletzte.

Zur Wahl eines Kapitäns ist Hertha gar nicht gekommen. Die jüngste Länderspiel-Periode setzte noch einen drauf. Stürmer Krzysztof Piatek kann nach dem Nations-League-Spiel mit Polen im Corona-Risikogebiet Bosnien-Herzegowina wegen einer fünftägigen Quarantäne im Pokal bei Zweitliga-Aussteiger Braunschweig nicht mitwirken. „Es wäre eine totale Überraschung, wenn alles funktionieren würde“, sagte Labbadia und schloss an: „Wir müssen so viel improvisieren in dieser Zeit. Das geht aber vielen Menschen so, nicht nur im Fußball.“ (dpa)



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion