L’Alpe d’Huez: Sommer-Karneval in den Alpen

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Bei der Tour de France passieren die Fahrer den legendären L'Alpe d'Huez. EPA/Kim LudbrookFoto: Kim Ludbrook/dpa
Epoch Times24. Juli 2015
Die 21 berühmtesten Radsport-Serpentinen der Welt werden am Samstag zum Tour-Finale wieder zur überdrehten Partymeile.

Am vorletzten Tag der 102. Frankreich-Rundfahrt ist der Ausnahmezustand programmiert: Mindestens 500 000 Radsport-Fans werden die schmale Straße säumen und Christopher Froome und Co. im Finale der 20. Etappe nur eine winzige Gasse lassen. 13,8 Kilometer Karneval in den Alpen.

L’Alpe d’Huez: Das war schon oft die Bühne für Tragödien und große Momente. 1977 verlor Dietrich Thurau zwölf Minuten und seine Hoffnungen auf den Toursieg. Ein Jahr später ging dort die Vorherrschaft von Eddy Merckx zu Ende. 1986 kam es im Ziel zur großen Versöhnungs-Show zwischen Greg Lemond und Bernard Hinault, der im internen Team-Gerangel mit dem Amerikaner endgültig die Segel gestrichen hatte. Beide passierten Arm in Arm die Ziellinie.

Auch Jan Ullrich wird Alpe d’Huez in Erinnerung behalten haben – in keiner guten. 2001 wurde der einzige deutsche Toursieger bei einer erstklassigen Schauspieleinlage Lance Armstrongs zum Nebendarsteller degradiert. Stundenlang hatte der Texaner einen schwachen Tag vorgetäuscht, das Team Telekom drückte aufs Tempo, um Armstrong mürbe zu fahren. Aber dann fuhr der 2013 als Doper Enttarnte an die Spitze, blickte Ullrich ins Gesicht, und ließ ihn stehen.

Seit Tagen pilgern Radsportfans aus aller Welt zum magischen Berg. Schon lange ist entlang der Strecke hinauf kein Platz mehr zu bekommen. Zelte und Wohnmobile belagern jedes Fleckchen Erde. Die Aussicht auf die grandiose Stimmung in dieser „Südkurve des Radsports“ weckt auch bei den Profis große Vorfreude. „Ich bin total gespannt“, sagte Tour-Novize Emanuel Buchmann, der auf der zweiten Pyrenäen-Etappe auf Rang vier ins Rampenlicht gefahren war.

Der bisher auf der Jagd nach seinem ersten Tour-Etappensieg so glücklose John Degenkolb gehörte 2004 als 15-Jähriger zu rund einer Million Zuschauern, die das Bergzeitfahren nach L’Alpe d’Huez live miterlebten. Damals stürmte Armstrong die Partymeile als Schnellster hinauf und gewann vor Ullrich und Andreas Klöden.

Zum 29. Mal in der 112-jährigen Geschichte der Tour endet in diesem Jahr eine Etappe auf der Alpe, alles andere als ein gemütlicher Skiort. Erster Sieger dort war 1952 der Italiener Fausto Coppi. Danach dauerte es bis 1976, ehe die Rundfahrt erneut Station auf 1850 Meter Höhe machte. Seitdem kommt die Tour regelmäßig vorbei. Die Namen der Etappensieger sind in den 21 rücklaufend nummerierten Kehren auf Tafeln verewigt. Armstrongs Name in den Kurven 19 und 21 ist nicht gestrichen worden.

Auch der 2004 an einer Überdosis Kokain gestorbene Italiener Marco Pantani hat noch seine Ehrentafeln. Der „Pirat“ fuhr den Anstieg 1997 in der EPO-Hochzeit in nur 37:35 Minuten hinauf – bis heute der immer noch bestehende, fragwürdige Rekord.

In den Siebziger- und Achtziger-Jahren dominierten die Niederländer. Acht Etappensiege von niederländischen Profis haben den Anstieg zum „Berg der Holländer“ gemacht. Auch in diesem Jahr werden wieder Zehntausende „Oranje“-Fans die Strecke säumen. Sie stehen immer in der Friedhofskurve unterhalb der Kirche auf halbem Weg. Zuletzt siegten 2011 und 2013 Pierre Rolland und Christophe Riblon aus Frankreich.

(dpa)

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