Luitz-Causa und weitere Baustellen: Skiteam angespannt

Jahrelang waren die Techniker um Felix Neureuther die Erfolgsgaranten im deutschen Skiteam, in Adelboden hatten sie immer doppelt die Chance auf Weltcup-Podien. Diesmal ist die Lage anders, das Team kriselt. Vor allem für Stefan Luitz wird es nach dem FIS-Urteil hart.
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Wurde sein Sieg in Beaver Creek wieder aberkannt: Stefan Luitz.Foto: Georg Hochmuth/APA/dpa
Epoch Times11. Januar 2019

Eigentlich ist die wilde Raserei den Chuenisbärgli runter einer der Höhepunkte für Slalom- und Riesenslalom-Fahrer im ganzen Winter. Doch heitere Vorfreude mag sich im deutschen Team vor den Rennen in Adelboden diesmal nicht einstellen.

Stefan Luitz wurde sein einziger Sieg im Weltcup wegen eines Regelverstoßes aberkannt, Fritz Dopfer und Linus Straßer stecken in Formtiefs und der lange verletzte Felix Neureuther lässt den Riesentorlauf gleich ganz aus: Die jahrelang so erfolgreiche Technik-Truppe im Deutschen Skiverband (DSV) steckt vor den wichtigsten Rennwochen in einer Mini-Krise.

„Jeder kämpft ein bisschen ums Überleben, das ist keine leichte Situation“, bemerkte Straßer jüngst. „Da fehlt generell im Team der Zug und am Schluss der Spaß an der Freude, am Skifahren.“

Diese Freude ausgerechnet an dem Wochenende im Berner Oberland mit dem Riesenslalom am Samstag und dem Slalom am Sonntag (jeweils 10.30/13.30 Uhr/ZDF und Eurosport) wiederzuerlangen, das wird eine harte Prüfung. Die Traditionsstrecke mit dem legendären Steilhang kurz vor Schluss ist eine der kompliziertesten im Weltcup überhaupt.

Neben den sportlichen Herausforderungen haben die deutschen Athleten mentale zu bewältigen, allen voran Luitz: Der eigentlich beste Riesenslalom-Fahrer muss seine nachträgliche Disqualifikation von Beaver Creek und die Aberkennung des ersten Weltcuperfolgs verdauen. Der Weltverband FIS hatte den 26 Jahre alten Allgäuer wegen der unerlaubten Inhalation von Flaschen-Sauerstoff am Donnerstag aus der Wertung genommen. Luitz‘ Anwältin versucht, diesen Schritt beim Sportgerichtshof CAS mit einem Antrag zunächst auszusetzen.

„Er überlässt das mir und möchte sich auf den Sport konzentrieren“, sagte die Juristin der Deutschen Presse-Agentur. Aber kann das gelingen? Schon nach Bekanntwerden der Causa im Dezember hatte Luitz die ersten Rennen verbockt und sich erst langsam wieder gefangen. Nachfragen zu dem Fall blockte der Sportler zuletzt vermehrt ab.

Die Auswirkungen der FIS-Entscheidung könnte Luitz in Adelboden aber definitiv merken, wenn nämlich der Antrag auf Aussetzung der Disqualifikation vom CAS abgelehnt wird. Weil Luitz dann 100 Punkte weniger auf dem Weltcup-Konto hat, rutscht er in der Startliste weit nach hinten und hat schlechtere Pistenkonditionen als die Top-Fahrer.

Solche Bedingungen sind Dopfer und Straßer inzwischen gewohnt, die beide einen miserablen Saisonstart erwischt hatten. Dopfer rutschte im Ranking deshalb so weit ab, dass er den Riesenslalom mit einer der hintersten Startnummern angehen muss – und das in Adelboden, wo er vor sechs Jahren schon einmal Riesenslalom-Zweiter geworden war!

Im Slalom retteten Dopfer und Straßer ihre Plätze in den Top-30, und das, obwohl beide in der Disziplin im WM-Winter in vier Rennen noch gar kein Ergebnis eingefahren haben. „Natürlich merkt man im Team schon, dass jeder seine eigene Baustelle hat, dass jeder mit seinen Fehlern und der eigenen Situation zurechtkommen muss“, sagte Straßer.

Noch am unkompliziertesten wirkt die Lage von Neureuther, der nach Kreuzbandriss, Daumenverletzung und Gehirnerschütterung langsam zur Spitze aufschließt. Auf den Riesenslalom in Adelboden verzichtet er und fokussiert sich auf den Slalom. „Langsam, aber sicher komme ich nach den Verletzungen und Zwangspausen wieder in Fahrt“, sagte der 34-Jährige. „Es fehlen noch Kleinigkeiten, Details, aber ich spüre, dass ich nah dran bin, wieder ganz nach vorne fahren zu können.“

Auch deswegen meinte Cheftrainer Mathias Berthold, er und sein Team „fahren mit einem positiven Gefühl in die Schweiz“. Dieses Gefühl auf die Piste zu übertragen, das ist in Adelboden aber besonders schwer. (dpa)



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