Martin vor Roubaix-Premiere: «Nullkommanull Erfahrung»

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Tony Martin bewies bei der Tour 2015, dass ihm das Kopfsteinpflaster liegt.Foto:  Kim Ludbrook/dpa
Epoch Times8. April 2016
Anfangs war es eine launige Idee seines Teamchefs Patrick Lefevere, doch inzwischen hat Tony Martin längst Gefallen an der Kopfsteinpflaster-Tortur auf Napoleons Feldwegen gefunden.

„Ich habe in den letzten Wochen viel gelernt und merke, dass es für mich auf diesem Terrain immer besser läuft. Jetzt bin ich bereit für mein Debüt“, kündigte Radprofi Martin vor seiner ersten Teilnahme beim berüchtigten Frühjahrsklassiker Paris-Roubaix am Sonntag an.

Viele Jahre hatte er sich gegen einen Start in der „Hölle des Nordens“ gewehrt, doch nach seinem Coup bei der Tour de France im vergangenen Jahr änderte der dreimalige Zeitfahr-Weltmeister seine Meinung. Auf der Kopfsteinpflaster-Etappe nach Cambrai hatte sich Martin mit einem beherzten Angriff den Etappensieg und sein erstes Gelbes Trikot geholt.

Als möglicher Nachfolger des immer noch verletzten Vorjahressiegers und Freundes John Degenkolb sehe er sich deshalb aber nicht. Die Etappe sei nicht vergleichbar mit dem, was ihn am Sonntag erwarte. Wohl wahr, auf dem Weg zum Tour-Etappensieg musste sich Martin „nur“ über 13,3 Kilometer der unbarmherzigen Pavés quälen. Am Sonntag stehen dagegen gleich 52,8 der 257,5 Kilometer – verteilt auf 27 Sektoren – auf dem Programm.

Im Vergleich zu Spezialisten wie dem dreimaligen Roubaix-Champion Fabian Cancellara (Schweiz) oder Weltmeister Peter Sagan (Slowakei) habe er „nullkommanull Erfahrung“. So sei es auch gut möglich, dass er im hochkarätig besetzten Etixx-Team mit den Ex-Siegern Tom Boonen (Belgien) und Niki Terpstra (Niederlande) sowie dem dreimaligen Cross-Weltmeister Zdenek Stybar (Tschechien) nur eine Helferrolle einnimmt. Ähnlich hatte er am vergangenen Wochenende bei der Flandern-Rundfahrt agiert. Paris-Roubaix liege ihm aber eher. „In Flandern musst du eine gute Streckenkenntnis und Taktik haben, in Roubaix geht es eher um Vollgas.“

Ein hohes Tempo über einen langen Zeitraum kann Martin als Weltklasse-Zeitfahrer gehen, ähnlich wie Fabian Cancellara. Der Schweizer, der selbst viermal Weltmeister im Kampf gegen die Uhr wurde, hat sich aber über viele Jahre zum Klassiker-Spezialisten entwickelt. Martin will nach Roubaix für sich entscheiden, ob er die Klassiker auch in Zukunft verfolgt.

Dann könnte er auch auf seinen Landsmann Degenkolb treffen. Der gebürtige Thüringer hatte im Vorjahr auf der alten Betonpiste in Roubaix für den ersten deutschen Sieg nach 119 Jahren gesorgt. In diesem Jahr musste Degenkolb für die Frühjahrssaison passen.

Im Januar hatte eine 73 Jahre alte Britin mit ihrem Auto die siebenköpfige Trainingsgruppe um Degenkolb erfasst. Der deutsche Kapitän hatte dabei einen Unterarmbruch und Schnittverletzungen erlitten. Sein linker Zeigefinger konnte nur durch eine Knochentransplantation aus der Hüfte gerettet werden. Degenkolb hofft darauf, am 1. Mai in seiner Wahlheimat Frankfurt sein Renn-Comeback geben zu können.

(dpa)

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