Mit Porzellan fing es an: Über Prämien für Frauen und Männer

Im Zuge der Frauenfußball-WM in Frankreich nimmt die Debatte über die unterschiedliche Entlohnung für Sportlerinnen und Sportler Fahrt auf. Nicht nur im Fußball gibt es große Differenzen. In mancher Einzelsportart herrscht dagegen…
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Verdienen deutlich weniger als die Männer: Die deutsche Frauen-Nationalmannschaft.Foto: Sebastian Gollnow/dpa
Epoch Times17. Juni 2019

Im Zuge der Frauenfußball-WM in Frankreich nimmt die Debatte über die unterschiedliche Entlohnung für Sportlerinnen und Sportler Fahrt auf. Nicht nur im Fußball gibt es große Differenzen. In mancher Einzelsportart herrscht dagegen Gleichberechtigung. Warum ist das so?

Die Geschichte ist nicht neu, aber sie klingt immer noch grotesk. Das Kaffee-Service „Mariposa“ mit blauen und roten Blüten auf weißem Porzellan würde man heutzutage am ehesten noch im Schrank der Eltern oder Großeltern finden – vor 30 Jahren dagegen belohnte der DFB mit der feinen Ware aus dem Hause Villeroy & Boch die deutschen Fußballerinnen für den Gewinn der Europameisterschaft 1989. Ein Jahr später bekamen Lothar Matthäus, Jürgen Klinsmann und Co. für den WM-Titel in Italien umgerechnet 64 100 Euro pro Person.

Viele Jahre sind diese Zahlen alt, große Diskussionen gab es damals nicht. Umso mehr Fahrt hat die Debatte im Zuge der derzeitigen Frauen-WM in Frankreich aufgenommen. Sie dreht sich um eine große Frage, die nicht nur den Fußball, sondern die Gleich- oder Ungleichbehandlung in allen Sportarten berührt: Warum werden Frauen und Männer für nahezu gleiche Leistungen nicht grundsätzlich gleich entlohnt?

Zwar würden die Spielerinnen von Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg, die 1989 ebenfalls noch ein Kaffee-Service erhalten hatte, für einen Gewinn der WM heute kein Porzellan mehr, sondern jeweils 75 000 Euro bekommen. Das wären aber immer noch 275 000 Euro weniger, als die Männer für den goldenen WM-Pokal im vergangenen Jahr in Russland bekommen hätten. „Man kann nur Gleiches gleich behandeln“, begründete DFB-Interimspräsident Rainer Koch in der ARD.

Mit dem Frauen-Team würden „bei weitem nicht die Erlöse erzielt werden können, die im Männerfußball realisiert werden“, sagte der 60-Jährige. Das ist sicher nicht falsch: Allein die TV-Einschaltquoten und somit auch die Einnahmen der Verbände fallen deutlich geringer aus als bei Events mit Ronaldo oder Neymar. Das dürfte im Tennis zwar ähnlich sein, wenn auch in geringerem Ausmaß. Dort werden aber zumindest bei den vier Grand-Slam-Turnieren gleiche Preisgelder an Damen und Herren ausgeschüttet. In Wimbledon etwa kassieren die Einzel-Sieger im Juli mehr als 2,5 Millionen Euro.

Auch im Biathlon oder der Leichtathletik herrscht Gleichberechtigung. 15 000 Euro gab es bei den Skijägern im vergangenen Winter für jeden Sieg im Weltcup, 25 000 Euro für einen WM-Titel – egal ob für einen Mann oder eine Frau. In der Leichtathletik verteilt der Weltverband IAAF Bargeld erst seit der WM 1997 in Athen: Einzel-WeltmeisterInnen kassieren 60 000 US-Dollar; für einen Weltrekord gibt es satte 100 000 Dollar. Bei den Ski-Profis gibt es ebenfalls keine Unterschiede.

Laut Regularien wird gleich viel Geld an Frauen und Männer verteilt, pro Rennen werden mindestens 120 000 Schweizer Franken (rund 107 000 Euro) an Preisgeld ausgezahlt. Einzelne Veranstalter wie Kitzbühel (Männer) oder Flachau (Frauen) stocken den Betrag noch auf. „Ich bin extrem stolz auf meinen Sport, bei dem es keinen Gender Gap gibt“, sagte Mikaela Shiffrin. Die US-Amerikanerin war in den vergangenen Jahren Top-Verdienerin und gewann sogar mehr Preisgeld als der österreichische Ausnahmeathlet Marcel Hirscher.

So ungerecht geht es in vielen Sportarten also gar nicht zu. Oder? Die größten Differenzen scheinen sich dort etabliert zu haben, wo es klare Unterschiede im allgemeinen Interesse gibt – wie bei der aktuellen Frauen-WM. Geringere TV-Quoten bedeuten geringere TV-Einnahmen, worauf wiederum ein Großteil der Argumentation von DFB-Interimschef Koch fußt. Ähnlich scheint es auch im Golf zu sein. Bei der US Open 2019 der Männer in Kalifornien strich der Sieger über zwei Millionen US-Dollar ein, die Südkoreanerin Jeongeun Lee kassierte in diesem Jahr für ihren Triumph bei der US Open in Charleston die Hälfte.

Besonders krass ist es im nordamerikanischen Eishockey. Sowohl bei den Männern (NHL) als auch den Frauen (NWHL) gelten die Ligen jeweils als die besten der Welt. Das war es aber auch schon mit den Gemeinsamkeiten. Anfang Mai drohten rund 200 NWHL-Spielerinnen mit einem Streik zur neuen Saison – sie fordern eine ordentliche Entschädigung. Eine Krankenversicherung gibt es nicht, zum Teil sind Spielerinnen für 2000 Dollar beschäftigt – pro Jahr. „Da ist es schwierig, das Ganze professionell zu betreiben“, sagte Nationalspieler Markus Eisenschmid, dessen Schwester in der NWHL spielt. Ein Kaffee-Service wurde ihr aber noch nicht angeboten. (dpa)



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