Nach Platz fünf bei EM: Handballer nehmen Olympia ins Visier

Die deutschen Handballer haben den letzten Kraftakt bei der EM erfolgreich bewältigt. Beim Sieg gegen Portugal holt das DHB-Team alles aus sich heraus und blickt der Olympia-Ausscheidung trotz einiger Defizite zuversichtlich entgegen.
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Die deutschen Handballer feierten mit dem Sieg gegen Portugal im Spiel um Platz 5 einen versöhnlichen EM-Abschluss.Foto: Anders Wiklund/TT NEWS AGENCY via AP/dpa/dpa
Epoch Times26. Januar 2020

Bei einem Ausflug ins Stockholmer Nachtleben stießen Deutschlands Handballer auf den fünften EM-Platz an – dann ging es am Sonntagmorgen mit einem klaren Auftrag der Verbandsspitze endlich nach Hause.

„Unser Ziel bleibt eine Olympia-Medaille in Tokio. Die Mannschaft hat bewiesen, dass sie das Zeug dazu hat“, sagte DHB-Präsident Andreas Michelmann am Ende einer Europameisterschaft mit Höhen und Tiefen.

Der versöhnliche Abschluss mit dem 29:27 gegen Favoritenschreck Portugal ließ Bundestrainer Christian Prokop und seine Schützlinge mit gutem Gefühl die Heimreise antreten. „Die Mannschaft hat eine tolle Entwicklung genommen“, lobte Prokop. „Sicher mit einem brutalen Rückschlag gegen Kroatien, aber danach haben wir alle Spiele gewonnen.“

Ein Jahr nach Rang vier bei der Heim-WM musste die DHB-Auswahl allerdings erneut feststellen, dass sie zwar nah dran ist an der Weltspitze, aber eben nicht dazugehört. Zum vierten Mal nacheinander wurde bei einem Turnier die angepeilte Medaille verpasst. „Für den ganz großen Wurf fehlt uns noch etwas“, konstatierte DHB-Vizepräsident Bob Hanning. Der soll nun bei Olympia gelingen.

Doch schon der Weg nach Tokio wird schwer, denn in der Qualifikation Mitte April in Berlin bekommt es Deutschland neben einem Afrika-Vertreter mit Rekord-Europameister Schweden und dem EM-Vierten Slowenien zu tun. DHB-Sportvorstand Axel Kromer ist dennoch zuversichtlich, einen der ersten beiden Plätze erkämpfen zu können: „Wir treffen auf zwei Hochkaräter, aber wir haben den Trumpf des Heimvorteils.“

In den verbleibenden zweieinhalb Monaten gibt es einiges zu tun. „Es gibt individuelle Defizite, die werden wir intern ansprechen. Da müssen Verbesserungen her, damit wir in Stresssituationen besser gewappnet sind“, sagte Prokop. „Das betrifft vor allem den Rückraum, wo wir das größte Steigerungspotenzial haben.“ Nur Philipp Weber genügte dort höheren Ansprüchen und gehörte neben Torwart-Oldie Johannes Bitter und Rechtsaußen Timo Kastening zu den wenigen Gewinnern im Team.

Prokop kündigte daher ein zeitnahes Treffen mit den Rückraumspielern und ihren Vereinstrainern an, ehe er sich in den Ski-Urlaub verabschiedet. Dort wird der 41-Jährige die Endrunde noch einmal in Ruhe reflektieren. Eine Gewissheit hat der Bundestrainer. „Das Innenleben des Teams ist hervorragend“, betonte Prokop. „Ab der Hauptrunde wusste ich, dass die Moral stimmt. Jeder hat alles eingezahlt, damit die Mannschaft erfolgreich ist.“

Diese Geschlossenheit fehlte der Verbandsspitze. Es bleibt ein Rätsel, weshalb Vizepräsident Hanning die nach dem Kroatien-Spiel aufgeflammte Trainerdebatte mit einer zweideutigen Aussage befeuerte, anstatt sie mit einem klaren Statement im Keim zu ersticken. Hanning fühlte sich missverstanden, räumte in seiner Kolumne bei „t-online“ aber reumütig ein: „Ich bin für jedes meiner Worte verantwortlich.“

Nicht nur bei vielen Experten sondern auch beim Bundestrainer hinterließ dies einen faden Beigeschmack. „Die Nebengeräusche haben mich 50 Stunden zu sehr beschäftigt. Das hat bei einer Europameisterschaft einfach keinen Platz im internen Kreis, denn ich bin dafür da, den Spielern Hilfen zu geben und mit einer positiven Aura vieles vorzuleben“, kritisierte Prokop.

Kein Wunder, dass es nach der massiven öffentlichen Kritik an Hanning auch in der DHB-Führung knisterte – zumindest hinter den Kulissen. Michelmann war daher bemüht, nicht noch mehr Öl ins Feuer zu gießen. „Was an Unruhe kam, kam von außen. Das haben wir intern gut abgefangen“, sagte der Präsident. „Gerade unter dem äußeren Druck haben Trainer, Mannschaft und Staff zusammengehalten – anders als bei der EM 2018. Es gab immer ein klares Bekenntnis zueinander.“

Doch auch der 60-Jährige weiß nur zu gut, dass es damit bei einem Scheitern in der Olympia-Qualifikation schnell vorbei sein kann. Dies würde den zur Nummer zwei der Ballsportarten hinter König Fußball aufgestiegenen Handball enorm zurückwerfen. „Wir haben als Sportart eine große Resonanz – sowohl im Fernsehen als auch in den sozialen Medien“, stellte Michelmann fest. Dieser Verantwortung muss man auf und neben dem Parkett gerecht werden. (dpa)



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