Nach Rot-Schock in Estland: Gündogan hält Löw-Team auf Kurs

Die deutsche Nationalmannschaft macht sich in Estland selbst das Leben schwer. In Unterzahl muss das Team von Joachim Löw hart arbeiten, ehe Doppelpacker Ilkay Gündogan für die Erlösung sorgt.
Titelbild
Ilkay Gündogan (M) feiert seinen Treffer mit Joshua Kimmich (r) und Luca Waldschmidt (l).Foto: Federico Gambarini/dpa/dpa
Epoch Times13. Oktober 2019

Mit seinem ersten Länderspiel-Doppelpack hat Ilkay Gündogan die deutsche Fußball-Nationalmannschaft gegen den krassen Außenseiter Estland auf EM-Kurs gehalten.

Beim 3:0 (0:0)-Sieg in Tallinn war der nach Muskelproblemen in die Startelf zurückgekehrte Mittelfeldspieler von Manchester City der entscheidende Mann und brachte mit seinen DFB-Toren sechs und sieben das Team von Bundestrainer Joachim Löw auf die Siegerstraße. Nach der frühen Roten Karte für Emre Can in der 14. Minute tat sich der ersatzgeschwächte Favorit vor 12.062 Zuschauern bis zu Gündogans Toren (51./57.) schwer. Am Ende sorgte Timo Werner (71.) für den klaren Endstand.

Gündogan und Can hatten schon vor der Partie in der A. Le Coq Arena für Wirbel gesorgt. Die beiden türkischstämmigen Nationalspieler hatten bei Instagram ein Foto mit dem Salut-Torjubel des türkischen Nationalspielers Cenk Tosun jeweils mit einem Like versehen. Der Militärgruß sei den bei der „Operation Friedensquelle“ eingesetzten Soldaten gewidmet gewesen, teilte der türkische Fußballverband mit. Der türkische Militäreinsatz richtet sich gegen die Kurdenmiliz YPG in Nordsyrien und wird international scharf kritisiert. Gündogan und Can nahmen ihre Likes bei Instagram wieder zurück und versicherten, es habe sich nicht um ein politisches Statement gehandelt.

Mit Gündogans starker Vorstellung auf dem Rasen – der 28-Jährige bereitete auch den Treffer des eingewechselten Leipzigers Werner vor – bleibt das DFB-Team vor den letzten beiden EM-Qualifikationspartien im November gegen Weißrussland und Nordirland auf Kurs. Mit 15 Punkten liegt Deutschland in Gruppe C im Dreikampf um die beiden EM-Direkttickets mit den Niederlanden (15) und den Nordiren (12) auf Rang zwei.

Der Bundestrainer hatte vor der vermeintlich leichten Aufgabe in Estland zu „Konzentration und Seriosität“ angemahnt. Ärgerlich war für den Coach die lange Ausfallliste, auf die auch noch der zuletzt so treffsichere Serge Gnabry rückte. Der Bayern-Profi musste wegen muskulärer Probleme passen. „Wir wollten kein Risiko eingehen“, sagte Löw.

Im Vergleich zum 2:2 gegen Argentinien stellte Löw seine Startelf auf drei Positionen um. Marco Reus und Gündogan, beide zuletzt angeschlagen, kehrten ebenso zurück wie Kapitän Manuel Neuer, der anstelle von Rivale Marc-André ter Stegen wieder im Tor stand.

Zunächst konnte Neuer das Geschehen entspannt aus der Ferne betrachten. Zu Beginn kamen die Esten kaum aus der eigenen Hälfte, auch wenn Trainer Karel Voolaid Wiedergutmachung für die 0:8-Hinspielklatsche versprochen hatte. Doch dann erhielten die Gastgeber unverhofft Hilfe von der deutschen Abwehr.

Niklas Süle spielte am eigenen Strafraum einen schlampigen Risikopass auf Can, der Profi von Juventus Turin ließ den Ball durchrutschen und konnte den heraneilenden Frank Liivak nur per Foul bremsen. Referee Georgi Kabakow aus Bulgarien zeigte Can Rot – eine harte Entscheidung. Es war die erste Rote Karte in einem Pflichtspiel der DFB-Auswahl seit der EM 2008, als Bastian Schweinsteiger beim 1:2 gegen Kroatien einen Platzverweis kassiert hatte.

Cans Malheur änderte die Partie schlagartig. Die Esten wurden umgehend mutiger, Karol Mets schoss in der 18. Minute über das Tor. Vor allem der 35 Jahre alte Kapitän Konstantin Vassiljev brachte die nicht immer sichere deutsche Abwehr mehrfach in Verlegenheit.

Dank ihrer disziplinierter Defensivleistung gerieten die Hausherren gegen die lange ideenlosen Deutschen nur selten in Gefahr. Luca Waldschmidts Fernschuss parierte Sergei Lepmets glänzend (25.), beim 20-Meter-Freistoß von Reus hatte der Keeper Glück, als der Ball ans Lattenkreuz klatschte (40.). Bis zur Pause machte sich bei der DFB-Auswahl das Fehlen von Gnabry und dessen Geistesblitzen schmerzlich bemerkbar.

Dann aber fruchteten Löws Umstellungen. Der zeitweilig ins Mittelfeld gerückte Reus wurde vom Bundestrainer wieder weiter nach vorn beordert, der bis dahin blasse Havertz spielte dafür nun in der Zentrale. Als Havertz abgeblockter Steilpass fünf Minuten nach dem Seitenwechsel bei Gündogan landete, zog dieser umgehend ab, der von Reus noch abgefälschte Schuss schlug zur deutschen Führung ein.

Sechs Minuten später bediente dann Reus per Hacke herrlich den freien Gündogan, der seinen ersten Doppelpack im 35. Länderspiel schnürte. Der Flachschuss des 28-Jährigen wurde diesmal von Mets unhaltbar abgefälscht. Die Esten mühten sich zwar weiter, aber der eingewechselte Werner machte nach einem feinen Konter alles klar. (dpa)

Raul Mee



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