Nach umstrittener Trauerbekundung: CFC stellt Strafanzeige

Der Verein selbst will bei der Aufklärung helfen: Wie konnte es zu der umstrittenen Trauerbekundung im Stadion des Chemnitzer FC kommen? Der Insolvenzverwalter des CFC sagt: «Nach Aussagen der zuständigen Mitarbeiter 'drohten massive Ausschreitungen'.»
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In den Fokus gerückt: Fußball-Regionalligist Chemnitzer FC.Foto: Thomas Eisenhuth/dpa
Epoch Times11. März 2019

Der Chemnitzer FC hat mit einer Strafanzeige „gegen Unbekannt wegen aller in Betracht kommenden Delikte“ auf die skandalösen Vorkommnisse in seinem Stadion reagiert.

Nach der hoch umstrittenen Trauerbekundung für einen toten rechtsextremen Fan am Samstag muss der Regionalliga-Tabellenführer aber mit weiteren Folgen rechnen. Der Nordostdeutsche Fußballverband leitete erste Maßnahmen ein und will sich im Verlauf des Montags eingehender äußern.

Der Deutsche Fußball-Bund verwies auf die Zuständigkeit des NOFV, machte seine Position aber auch klar. „Wir distanzieren uns in aller Deutlichkeit von den Vorkommnissen im Chemnitzer Stadion und vertrauen gleichzeitig darauf, dass unsere für die Regionalliga zuständigen Kollegen im Nordostdeutschen Fußballverband die richtigen Maßnahmen einleiten und konsequent umsetzen“, sagte DFB-Vizepräsident Rainer Koch.

Der CFC will die Aufarbeitung selbst aber auch vorantreiben. Der Verein sicherte den ermittelnden Behörden „seine vollständige Unterstützung zu“, nachdem die Strafanzeige am Montagvormittag bei der Staatsanwaltschaft Chemnitz eingegangen war.

Insolvenzverwalter Klaus Siemon erklärte in einer Pressemitteilung, dass der Ablauf zum Heimspiel „so weit von unserem Sicherheitskonzept und den Vorfestlegungen und Absprachen zur Durchführung eines Spiels in der Regionalliga“ abgewichen war, „dass es zu klären gilt, wie dies geschehen konnte“. Er selbst war am Samstag nicht im Stadion und erfuhr erst nachträglich von den Geschehnissen. „Die Würdigung eines Nazis im Stadion des Chemnitzer FC widerspricht meinen tiefsten Grundüberzeugungen“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur.

„Nach Aussagen der zuständigen Mitarbeiter ‚drohten massive Ausschreitungen’“, erklärte Siemon in der Pressemitteilung. „Dieser Umstand begründet zumindest den Anfangsverdacht für eine schwerwiegende Nötigung, der von den zuständigen Ermittlungsbehörden aufzuklären ist. In der Sache ist damit ein schwerer Landfriedensbruch gemäß Paragraph 125 StGB angedroht worden, was für die Verantwortlichen des CFC nicht hinnehmbar ist.“

Der für die Abläufe Mitverantwortliche hatte am Sonntag bereits alle Ämter niedergelegt. Der Kaufmännische Geschäftsführer Thomas Uhlig war zurückgetreten, „um weiteren Schaden vom Chemnitzer FC fernzuhalten“. In seiner Funktion trage er die Verantwortung für die Spieltage des CFC und dessen Begleiterscheinungen, hatte der 46-Jährige erklärt.

Vor der Partie des Chemnitzer FC gegen die VSG Altglienicke (4:4) war auf der Video-Leinwand das Porträt des gestorbenen Thomas Haller eingeblendet worden, er galt als Mitbegründer einer rechtsextremen ehemaligen Organisation. Zudem hatte es unter anderem eine Art Schweigeminute gegeben. Schwarz gekleidete Fans in der Südkurve hatten auch noch eine Pyro-Show in Rot und Weiß gezündet, wie TV-Bilder zeigten.

Wie es dazu kommen konnte, muss nun ermittelt werden. Erst recht, nachdem unter anderem rechtsextreme Proteste in Chemnitz im vergangenen Sommer für Entsetzen gesorgt hatten. Nach dem Tod eines Mannes am Rande des Stadtfestes hatten Chemnitzer Hooligans dem Verfassungsschutz zufolge für die Proteste mobilisiert.

Es soll nun geklärt werden, warum vor dem Ligaspiel auf der Südtribüne die Verwendung der sonst üblichen Fahnen von bis zu 99 Fanclubs unterbunden wurde, wie der Verein weiter mitteilte. Diese Fahnen seien zum Teil offenbar abgehängt worden. Es sei auch eine sonst nicht übliche Choreografie durchgeführt worden, an der sich eine Vielzahl von Personen beteiligt habe.

Dem CFC zufolge liegen mittlerweile auch Erkenntnisse vor, „dass einschlägig bekannte Personen aus der rechtsextremen Szene für diesen Tag aus anderen Städten nach Chemnitz und Sachsen gereist sind“. (dpa)



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