«Nervender» Hamburg-Abend für Rückkehrer Tah & Co.

Der Bundestrainer hat die in die Jahre gekommenen Abwehr-Weltmeister Hummels und Boateng aussortiert. Gegen die Niederlande zeigt sich, wie weit ihre Nachfolger vom höchsten Innenverteidiger-Niveau noch entfernt sind - besonders beim Blick auf den Gegner.
Titelbild
Falsches Gehäuse: Jonathan Tah traf per Eigentor zum 1:1 für die Niederlande.Foto: Axel Heimken/dpa
Epoch Times7. September 2019

Am Ende eines bitteren Fußballabends verpasste Jonathan Tah auch noch die Abfahrt des Mannschaftsbusses. Gemeinsam mit Kapitän Manuel Neuer war der Leverkusener zur Doping-Kontrolle ausgelost worden.

„Das nervt“, bekannte der 23 Jahre alte Leverkusener später, meinte damit aber etwas anderes: Sein erstes Eigentor, der Patzer beim 1:1 und ein achtes Länderspiel, das insgesamt für ihn an seiner ehemaligen Hamburger Wirkungsstätte eines zum Vergessen war.

Der 1,95-Meter-Hüne stand sinnbildlich für eine nicht abwehrbereite deutsche Dreierkette beim 2:4 in der EM-Qualifikation gegen Holland. „Wir können viel lernen aus dem Spiel“, sagte Tah, der vorher noch meinte, er sei dem U21-Alter entwachsen und „zum Mann“ geworden.

Die Verteidigung des Verteidigers übernahmen die Kollegen und der Bundestrainer. „Das erste Gegentor ist aus meinen Augen sehr schwer zu verhindern“, sagte Toni Kroos. Da war Tah im Zentrum die zentrale Figur einer Fehlerkette. „Das zweite, das Eigentor, kann passieren“, meinte Kroos zum 1:2, bei dem Tah der Ball unglücklich ans Knie sprang. „Da kann man ihm keine Schuld geben“, urteilte Joachim Löw.

Vor dem 1:3 verlor der wie Tah ebenfalls unsichere und fehlerhafte Matthias Ginter „unter Druck den Ball“, wie Löw nach dem Spiel analysierte. Und beim 2:4 in der Nachspielzeit patzte auch Abwehrchef Niklas Süle, der lange Schwächen ausgebügelt hatte.

Allein Manuel Neuer agierte im Tor fehlerfrei und hielt mehrfach stark. Trotzdem kassierte der Kapitän im 89. Länderspiel erst zum zweiten Mal vier Treffer. „Wir machen dumme Fehler, die zu Gegentoren führen“, erklärte Angreifer Marco Reus, der aber zugleich betonte: „Es war kollektiv in der zweiten Halbzeit zu wenig. Ich bin der Meinung, dass es nicht nur an den Abwehrspielern liegt.“

Löw stellte sich vor seine Abwehrkräfte, die er Richtung EM 2020 aufbauen will. „Qualitätsmängel haben wir keine“, sagte der Coach energisch: „Das stellen die Spieler Woche für Woche unter Beweis.“ Zudem sei „in anderen Spielen gegen Holland und Frankreich“ zu sehen gewesen, „dass wir gut verteidigen können“. Gegen gute Holländer war das am Freitagabend nicht der Fall, augenfällig bei Tah und Ginter.

In Hamburg rief keiner nach den von Löw im März aussortierten und in die Jahre gekommenen 2014-Weltmeistern Mats Hummels und Jérôme Boateng. „Wir haben bewusst eine junge Mannschaft“, sagte Kroos zum gewollten Umbruch nach dem WM-Debakel 2018 in Russland und dem folgenden Nations-League-Abstieg. Zur Erinnerung: Beim desaströsen 0:3 im vergangenen Oktober in Amsterdam gegen die Niederlande verteidigten noch Hummels und Boateng gemeinsam im Abwehrzentrum.

Der Blick auf den Gegner verdeutlichte den Unterschied in der Verteidigungsstärke noch besser als der in die Vergangenheit. Hollands starke Innenverteidigung bildeten Virgil van Dijk, Europas Fußballer des Jahres und Champions-League-Sieger mit dem FC Liverpool, sowie der 20 Jahre junge Matthijs de Ligt, der gerade von Ajax Amsterdam zu Juventus Turin gewechselt ist. Beide kosteten über 80 Millionen Euro Ablöse – sie verkörpern internationale Klasse. (dpa)



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