«Novak ärgern» – Struff und Zverev vor Paris-Härtetests

Jan-Lennard Struff gegen die Nummer eins der Welt, Alexander Zverev gegen einen Sandplatz-Spezialisten in Top-Form: Bei den French Open stehen die zwei deutschen Vertreter vor hohen Achtelfinal-Hürden. Doch vor allem Struff gibt sich bemerkenswert selbstbewusst.
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Will nun auch gegen Novak Djokovic Grund zum Jubel haben: Jan-Lennart Struff.Foto: Frank Molter/dpa
Epoch Times2. Juni 2019

Das gemeinsame Training mit Alexander Zverev sagte Jan-Lennard Struff am Tag vor dem French-Open-Achtelfinale kurzerhand ab.

„Da kann ich ihm leider keinen Gefallen tun“, meinte Überraschungsmann Struff schmunzelnd, als er nach seinem mitreißenden und kräftezehrenden Vierstunden-Match gegen Borna Coric für Sonntag einen tennisfreien Tag in Paris ankündigte.

Bevor der 29 Jahre alte Sauerländer im ersten Grand-Slam-Achtelfinale seiner Karriere dem Weltranglisten-Ersten Novak Djokovic gegenüberstehen wird, wollte er ein bisschen im Kraftraum schuften und sich „optimal vorbereiten“, wie er es formulierte. So musste Zverev am Sonntag erstmals ohne Struff trainieren, mit dem er bislang in Roland Garros täglich eine Übungseinheit absolviert hatte.

Vom Klang des Namens und der Einstufung in der Weltrangliste her scheint der 22 Jahre alte Hamburger den einfacheren Kontrahenten erwischt zu haben. Doch der Italiener Fabio Fognini zählt zu den aktuell besten Akteuren auf Sand – er schlug beim Masters in Monaco im April auf dem Weg zum Titel Zverev und Rafael Nadal und ist bei den French Open an Nummer neun gesetzt.

Der 32-Jährige aus Sanremo gilt als Hitzkopf, Tennis-Rüpel und äußerst unangenehmer Kontrahent. 2017 wurde er von den US Open ausgeschlossen, weil er bei seiner Erstrunden-Niederlage die Stuhlschiedsrichterin beleidigt hatte. Er beschimpfte schon Gegner, verweigerte Handschläge oder schmiss den einen oder anderen Schläger.

Zuletzt sorgte der Ehemann der ehemaligen Profispielerin Flavia Pennetta beim Turnier in Rom für Schlagzeilen, als er Details aus deren Sexleben preisgab, worüber am Tag vor dem Achtelfinal-Duell zwischen Zverev und Fognini auch die „Bild am Sonntag“ berichtete.

Zverev jedenfalls ist gewarnt und gewappnet – auch wenn er von einer Revanche wegen der Niederlage in Monte-Carlo nichts wissen will. „Nein, das nicht. Ich habe ihn ja auch vorher schon geschlagen“, sagte der Weltranglisten-Fünfte. „Es wird ein schweres Match. Wenn er gut drauf ist, ist er sehr schwer zu schlagen, vor allem auf seinem Lieblingsbelag. Aber ich bin bereit. Ich habe das Gefühl, dass ich viel besser spiele als in den letzten Monaten“, sagte Zverev, der in diesem Jahr die erste mittelgroße Krise seiner Karriere durchlebte.

In Paris jedoch wirkt er auch ohne seinen Trainer Ivan Lendl entspannt und gelassen. Zverev wohnt direkt neben der Anlage, düst seit Tagen mit seinem Kumpel Marcelo Melo auf E-Scootern durch die Stadt – selbst wenn es abends um elf auch mal 45 Minuten dauert vom Restaurant am Eiffelturm zurück zum Hotel. „Wir haben da jetzt unsere Tradition, Marcelo ist sehr abergläubisch“, sagte Zverev über den Doppel-Spezialisten aus Brasilien, mit dem er eng befreundet ist.

Auch mit Struff versteht er sich blendend. „Er ist einer der lässigsten Typen auf der Tour“, sagte Zverev über seinen Davis-Cup-Kollegen. Als er während der Pressekonferenz das Struff-Ergebnis am Monitor an der Wand aufblinken sah, riss Zverev beide Arme in die Höhe und sagte: „Ich freue mich mega für ihn.“

Zum ersten Mal ist Struff bei einem der vier bedeutendsten Turniere noch im Tableau, wenn die Partien mit der Endung -finale beginnen. „Ich bin sehr stolz, es ist immer mein Traum gewesen, bei einem Grand Slam in die zweite Woche zu kommen“, sagte Struff. Seit zwei Monaten ist er Vater eines Sohnes. Er ist mittlerweile vor Philipp Kohlschreiber die deutsche Nummer zwei und spielt seit Monaten mit so viel Konstanz und Selbstvertrauen, dass er sich auch gegen die Nummer eins etwas ausrechnet – und am späten Samstagabend sogar die „New York Times“ noch ein Einzel-Interview mit ihm führen wollte.

„Ich werde alles gegen Novak geben, um ihn zu schlagen. Wenn ich gut serviere und aggressiv spiele, denke ich schon, dass ich eine Chance habe, ihn zu ärgern“, sagte Struff. Sollten die zwei Deutschen wider Erwarten beide siegen, hieße das Viertelfinale Struff gegen Zverev. (dpa)



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