Philipp Lahm: Noch Kaiserchen, bald Präsident?

Philipp Lahm ist das prominente Gesicht der deutschen EM-Bewerbung. Der Ehrenspielführer hat in kurzer Zeit den Grundstein für eine wohl steile Karriere beim DFB gelegt. Sogar eine Wahlniederlage würde ihm im Gegensatz zu Verbandschef Grindel wahrscheinlich nicht schaden.
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EM-Botschafter für 2034: Philipp Lahm.Foto: Ina Fassbender/dpa
Epoch Times25. September 2018

Man kann sich gut vorstellen, wie Philipp Lahm im Sommer 2024 mit dem Hubschrauber kreuz und quer über Deutschland fliegen wird. In einer wilden Hatz von Spielort zu Spielort – wie einst Franz Beckenbauer in der zum Märchen verklärten WM-Zeit 2006.

Mit seinem Job als wichtigster Botschafter der deutschen Kandidatur für die EM in sechs Jahren hat Lahm die damalige Position Beckenbauers als zentrale Werbefigur des Deutschen Fußball-Bundes eingenommen.

Bei einem erhofften Zuschlag durch die UEFA-Exekutive am Donnerstag in Nyon im Zweikampf gegen die Türkei wird der WM-Kapitän von 2014 auch die Funktion des EM-Cheforganisators übernehmen, als weitere Parallele zu Beckenbauers Aufgabe beim vorerst letzten großen deutschen Heimturnier. „Philipp Lahm hat als Botschafter bislang einen hervorragenden und engagierten Job gemacht, und ich bin überzeugt, dass dies auch über den 27. September hinaus der Fall sein wird“, sagte DFB-Präsident Reinhard Grindel.

Im Vergleich zur dereinst noch nicht von Skandalen beschädigten internationalen Reputation des Kaisers mag Lahm jetzt noch ein Kaiserchen sein. Doch wer den Karriereplan des jüngsten DFB-Ehrenspielführers seit der Triumph-Nacht von Rio de Janeiro 2014 verfolgt, erkennt eine große Zielstrebigkeit im Fußball-Business und außerhalb davon.

Auf der Homepage beschreibt das Organigramm der Philipp-Lahm-Holding Beteiligungen an fünf Unternehmen, von der Deutschen Sport-Lotterie bis zum Naturkost-Produzenten Schneekoppe. Und mit dem beim Außerordentlichen DFB-Bundestag im Dezember 2017 fixierten Engagement als EM-Botschafter übernahm der Münchner nur ein halbes Jahr nach Ende der aktiven Karriere beim FC Bayern wieder eine wichtige Funktion in der Fußball-Welt.

„Ich bin 34 Jahre alt. Ich habe hoffentlich noch viel vor mir in meinem Leben“, sagte Lahm in einem dpa-Interview im Mai zu einer möglichen Rückkehr zu den Bayern – viel wahrscheinlicher ist aber nun eine dauerhafte Karriere beim DFB. Noch reagierte Lahm mit einem Lachen auf die Frage in einem „FAZ“-Interview, ob er einmal Präsident des Verbandes werden wird. Und schob einen vielsagenden Satz nach: „Das ist noch lange hin“.

Nicht wenige hatten ihn schon im vermaledeiten WM-Sommer als schnellen Nachfolger für den in der Özil-Affäre lange irrlichternden Grindel genannt. Sollte der DFB die EM nicht bekommen und Grindel als DFB-Chef nicht mehr zu halten sein, würde sein Name sehr schnell wieder fallen.

Insider meinen aber: Lahm würde Bedingungen stellen, wie eine Strukturreform des DFB inklusive Umwandlung des Präsidentenpostens vom Ehrenamt zum bezahlten Spitzenjob. Insofern ist Lahm in einer guten Position, obwohl er natürlich lieber die EM nach Deutschland holen würde, denn als Nutznießer einer Pleite in wichtigere Posten gespült zu werden. Die Sprache der Sportpolitik hat er jedenfalls längst drauf.

„Es geht in der Gesellschaft nicht immer nur bergauf, es gibt auch Phasen, die schwieriger sind. Das Wichtigste ist, dass man miteinander kooperiert, es ist immer besser, miteinander zu sprechen, als nebeneinanderher zu leben. Und das kann so ein Turnier uns bieten, oder besser gesagt: nicht nur uns, sondern ganz Europa. Jedes Land hat ja seine speziellen Themen, und ich bin überzeugt, dass eine EM bei uns auch Europa wieder mehr zusammenbringen würde“, beschrieb er die Chancen einer EM in Deutschland.

Waren Lahms Aussagen als WM-Experte der ARD im Sommer noch so seicht wie der Starnberger See vor dem er saß, so pointiert waren die viel beachteten Ratschläge für Joachim Löw nach dem WM-Debakel. Dass der Bundestrainer verwundert bis pikiert über die Wortwahl seines von ihm einst zum „Weltfußballer des Jahrzehnts“ ernannten Lieblingsspielers war, störte Lahm nicht. „Aber ich werde mich auch in Zukunft immer wieder einbringen, wenn ich etwas beitragen kann. Das gehört zu meinem Selbstverständnis, dass man Verantwortung übernimmt, das habe ich auch als Spieler schon so gehandhabt“, sagte er der „FAZ“.

Auch von Beckenbauer hatte er sich vor allem aus Selbstschutz schnell abgegrenzt. Sollte auch nur der geringste moralische Makel mit der deutschen EM-Bewerbung in Verbindung gebracht werden, würde es sein Engagement sofort einstellen, machte Lahm ganz karrierebewusst früh klar. (dpa)



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