Real, Barça, Atlético: Spanier richten über Peps Dreijahresplan

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Trainer Pep Guardiola will kurz vor seinem Abchied aus München mit den Bayern die Champions Legaue gewinnen.Foto: Thomas Eisenhuth/dpa
Epoch Times25. April 2016
Erst Real, dann Barça, jetzt Atlético – die „Großen Drei“ des spanischen Vereinsfußballs bestimmen das Abschlusszeugnis von Pep Guardiola beim FC Bayern. Eins mit Sternchen oder doch „nur“ nationaler Glanz?

Im dritten und letzten Münchner Jahr möchte der 45 Jahre alte Startrainer jedenfalls in der Champions League nicht noch einmal im Halbfinale gegen eine Mannschaft aus seinem Heimatland scheitern. „Ich will das Finale erreichen“, sagte Guardiola vor dem kniffligen und gerade atmosphärisch hitzigen Hinspiel bei Atlético Madrid am Mittwochabend (20.45 Uhr).

Bei einem Global Player wie dem FC Bayern muss die Arbeit eines Trainers natürlich hauptsächlich am internationalen Abschneiden gemessen werden. Meisterschaften, auch nationale Pokalsiege sind Pflichtprogramm, sie gehören in München zum Alltag. Und Guardiola, der zweimal mit dem FC Barcelona die Champions League gewinnen konnte, weiß um die Maximalansprüche in den Topclubs. „Der Ruhm ist nur für den Sieger, die Nummer eins, nicht für die Nummer zwei. Wir müssen darum kämpfen, der Erste zu sein“, erklärte er selbst.

In seinen ersten zwei Bayern-Jahren ging das in der Königsklasse jeweils auf der vorletzten Etappe schief. 2014 krachend gegen Real Madrid (0:1, 0:4), 2015 gegen seine große Liebe, den FC Barcelona (0:3, 3:2). „Wir haben die Champions League wegen der Qualität unserer Gegner verloren. Real und Barcelona waren top“, sagte er rückblickend. Peps Bayern waren zweimal nicht auf Topniveau, wobei gerade im letzten Jahr auch Verletzungspech eine Rolle spielte.

Gegen Atléticos Kämpfer mit dem extrem emotionalen Trainer Diego Simeone soll Guardiolas Münchner Dreijahresplan doch noch aufgehen. „Es wird ein großes, großes Duell“, prophezeite der Katalane, der die aufgeheizte Atmosphäre im Estadio Vicente Calderón bestens aus seiner Zeit bei Barça kennt. „Dort herrscht die beste Stimmung in Europa.“

Guardiola weiß um den Druck, der auf ihm lastet. Aber für ihn ist es, ebenso wie für seine Spieler, „positiver Druck“, wie es Thomas Müller formulierte. „Es ist sehr schön, um ein Halbfinale zu kämpfen“, sagte der Weltmeister. Guardiola empfindet es ähnlich. Schließlich kann er in den letzten maximal fünf Wochen als Bayern-Trainer noch alles abräumen: Meisterschaft, Pokal, Königsklasse – das Triple!

„Bis zur letzten Minute um alle Titel zu kämpfen, das ist sehr schön“, bemerkte Guardiola. Er selbst ist mit sich im Reinen, für ihn sind die drei Jahre in München so oder so eine gute Zeit gewesen. „Es war super, toll“, sagte er nach dem 2:0 am Wochenende in Berlin. „Ich habe viel gelernt als Trainer und als Mensch.“

Jetzt geht es darum, ob Peps Bayern-Zeit so glanzvoll endet wie die seines Vorgängers Jupp Heynckes mit dem historischen Triple 2013. Ohne Finale am 28. Mai in Mailand, ohne Königsklassen-Trophäe bliebe das „Projekt FC Bayern“ für den modernen Fußball-Wanderarbeiter, der weiter zu Manchester City zieht, unvollendet. Missraten wäre sie nicht. Dafür hätte Schlimmeres passieren müssen. „Ich weiß, was passiert wäre, wenn wir gegen Juventus Turin ausgeschieden wären“, erinnerte Guardiola an das knappe Weiterkommen im Achtelfinale. „Danach wäre es eine schwere Zeit hier für mich gewesen.“

Stattdessen könnten nun seine schönsten Bayern-Wochen beginnen. „Es wäre großartig, wenn wir Pep mit dem Gewinn der Champions League verabschieden könnten. Das wäre das Sahnehäubchen nach der tollen Zeit, die wir gemeinsam hatten“, sagte Torjäger Robert Lewandowski.

Seine Spieler hat der Katalane drei Jahre sehr gefordert. „Er ist ein Trainer, der sehr intensiv mit seinen Spielern arbeitet“, schilderte Müller. Er seziere die Spiele in Einzelteile. Taktiksitzungen mit ihm seien auch für den Kopf oft anstrengend. Aber: „Eigentlich geht man aus jeder Sitzung als ein schlauerer Fußballer hervor“, sagte Müller.

Die Beziehung zwischen Trainer und Mannschaft war und ist von Professionalität geprägt. „Den Privatmann Pep Guardiola, den kennen wir auch nicht wirklich gut“, verriet Müller. Der Trainer herzt und lobt seine Akteure öffentlich oft überschwänglich, er kann aber auch kühl handeln. Etwa, wenn er Stars auf Bank oder Tribüne verbannt.

„Im Moment, wenn ich meine Entscheidung treffe, bin ich sehr kalt in meinem Kopf“, sagte er kürzlich zum Findungsprozess bei der Mannschaftsaufstellung. „Ich schaue nur, welche ist die beste Elf heute.“ Gegen Atlético muss er zweimal die optimale Formation zusammenstellen. Sonst würde weiter gelten, was Bayerns Spanier Thiago als Lehre aus den Niederlagen gegen Real und Barça gezogen hat: „Dass man kein Halbfinale gegen Spanier spielen sollte.“

(dpa)


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