Spitzensport-Reform: Zustimmung und Kritik bei Athleten

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Die Vorsitzenden des Sportausschusses sprechen bei einer Pk über den Entwurf zur künftigen Spitzensportförderung.Foto: Britta Pedersen/dpa
Epoch Times29. September 2016
Die frühere Weltklasse-Schwimmerin Franziska van Almsick hat die im Entwurf zur Reform der Leistungssportförderung angeregte Stützpunktkonzentration begrüßt.

„Es ist wichtig, dass die besten Athleten miteinander trainieren und voneinander profitieren können“, sagte die 38-Jährige bei der von der Deutschen Sporthilfe organisierten Veranstaltung „Champion des Jahres“ im spanischen Playa Granada. „Man muss die Konkurrenz im eigenen Land schlagen und sich ihr jeden Tag stellen. Wer den Druck im eigenen Land nicht aushält, der hält den auch bei den Olympischen Spiele nicht aus.“

Die am 28. September in Berlin vorgestellte Reform sieht unter anderem vor, dass potenzialorientierter gefördert werden soll. Zudem sollen die Olympia-Stützpunkte von 19 auf 13 reduziert werden, etwas 20 Prozent der Bundesstützpunkte sollen wegfallen. „Bei uns sind die Trainingsgruppen stark und zentral, das ist ganz wichtig. Vielleicht kann man sich das von uns abgucken“, sagte der dreimalige Kanu-Olympiasieger Sebastian Brendel. Auch seine Potsdamer Teamkollegin Franziska Weber, in Rio mit zweimal Silber dekoriert, findet diesen Ansatz gut: „Davon wird man unheimlich profitieren.“

Die Reform sieht zudem vor, dass potenzialorientierter gefördert werden soll. So sollen Sportler und Disziplinen mit hohen Medaillenchancen deutlich stärker unterstützt werden. Fehlt dagegen eine Perspektive, können ganze Disziplinen durch das Raster fallen. „Das ist ein guter Weg, den man mal einschlagen sollte“, sagte Eric Frenzel, Olympiasieger in der Nordischen Kombination. „Somit haben schon Nachwuchssportler die Möglichkeit, eine gute Förderung zu bekommen und in Zukunft schon eher Medaillen sammeln zu können.“ Für den Olympia-Dritten im Ringen, Denis Kudla, ist das „positiv. Ich finde es einen Ansporn für die Sportler, noch mehr Gas zu geben.“

Zwischen die Zustimmung mischen sich aber auch kritische Äußerungen. Denn bei der Bewertung der Zukunftschancen von Athleten sollen auch Softwareprogramme eingesetzt werden. „Ich weiß nicht, wie eine Software das Potenzial oder die Entwicklung eines Sportlers errechnen soll“, sagte Weber. Sie glaubt, dass so viele Talente „durchrutschen. In unserem Sport gibt es Leute, die bis zum Junior-Alter hinterher paddeln und dann später einen extremen Leistungssprung machen.“

Auch für van Almsick ist die Nachwuchsförderung eines der zentralen Themen. „Ich denke, es ist zu kurz gedacht, nur die zu fördern, die ein bestimmtes Potenzial haben. Es geht gar nicht immer um die Athleten, die schon oben sind. Sondern um die Frage, was kommt unten nach. Und da kommt reichlich wenig nach“, mahnte die zweimalige Weltmeisterin. So gebe es in vielen Sportarten wie im Schwimmen und Eisschnelllauf kaum Nachwuchs. Auch deshalb müsste der Sport von Seiten der Politik eine größere gesellschaftliche Bedeutung bekommen.

Mit der Reform sei „der große Schritt wahrscheinlich gemacht, aber das wird für die Zukunft nicht der letzte Schritt sein“, sagte van Almsick und ergänzte: „Ich würde mir wünschen, dass die Reform emotionaler, näher, greifbarer ist. Ich hoffe, dass sie eine Nachhaltigkeit hat.“

(dpa)


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