Sport und Geld – ist der Sport heute zu kommerzialisiert?

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Für besonderes Aufsehen sorgt derzeit der Wechsel des Wolfsburger Spielers Kevin De Bruyne zu Manchester City. Der englische Spitzenclub zahlte die Rekordsumme von rund 75 Millionen Euro für den deutschen Fußballer des Jahres.Foto: Lars Baron/Bongarts/Getty Images
Epoch Times28. September 2015

Der Erfolg im Fußball hängt heute vor allem von Geld ab, diese Meinung vertritt Alexander Laux im Hamburger Abendblatt und verweist darauf, dass nur die umsatzstärksten Vereine Europas sich Hoffnungen auf den Champions-League-Titel machen dürfen.

Fest steht, dass in vielen Sportarten heutzutage mit Geldsummen gehandelt wird, die für Normalverdiener nur schwer vorstellbar sind. Zu den hohen Transfersummen kommen die stolzen Spielergehälter, die ebenfalls immer wieder neue Rekordausmaße erreichen. Deutschland ist in dieser Hinsicht beileibe nicht Spitzenreiter. Gerade im englischen Fußball explodieren derzeit die Wechselsummen und Gehälter und amerikanische Spitzenboxer streichen pro Kampf irre Summen ein. Doch worauf basieren eigentlich diese Summen und welche Auswirkungen haben sie auf den Sport selbst? Der folgende Artikel beschäftigt sich einmal eingehender mit dieser Thematik.

Ablösesummen im Fußball – jegliche Bodenhaftung verloren?

Für besonderes Aufsehen sorgt derzeit der Wechsel des Wolfsburger Spielers Kevin De Bruyne zu Manchester City. Laut dem NDR zahlt der englische Spitzenclub die Rekordsumme von rund 75 Millionen Euro für den deutschen Fußballer des Jahres, ein Rekordbetrag im deutschen Fußball. Dabei stellen sich viele Sportfans die Frage, ob die Bodenhaftung mit solchen Summen endgültig verloren geht. Tatsache ist, dass hohe Summen bei Spielerwechseln im Fußball schon lange an der Tagesordnung sind. Das dokumentiert eine Topliste von ran.de. Die ersten Plätze stellen sich folgendermaßen dar.

1. Platz eins teilen sich der Portugiese Cristiano Ronaldo und der Waliser Gareth Bale. Beide wechselten für eine Ablösesumme von 94 Millionen Euro.

2. Schon etwas billiger war Neymar. Dieser kostete „nur“ 83,5 Millionen Euro.

3. Luis Suarez wechselte für 81 Millionen Euro vom FC Liverpool zum FC Barcelona.

Natürlich handelt es sich hier um die Elite im europäischen Spitzenfußball. Doch Experten gehen davon aus, dass die Ablösesummen insgesamt in Zukunft weiter steigen werden. Vor allem die finanzkräftigen englischen Clubs stehen in dieser Hinsicht an der Spitze. Dies führt vor allem zu folgenden Befürchtungen bei vielen Fußballfans:

– Der englische Fußball wird in Zukunft am deutschen vorbeiziehen – allein wegen seiner Finanzkraft.
– Kleinere Vereine haben auch im nationalen Rahmen keine Chance mehr gegen die Spitzenverdiener.
– Spieler und Clubs werden über finanzielle Aspekte den Sport aus den Augen verlieren.
– Fans verlieren den Bezug zum Fußball.

Dem halten einige Spieler und Funktionäre im Fußball entgegen, dass die Ablösesumme nur ein Argument im Transfermarkt ist. Dass es sich dabei um ein wichtiges Argument handelt, bestreitet allerdings kaum jemand.

Gehälter und Einkünfte von Spitzensportlern

Die Ablösesumme ist nicht der einzige finanziell bemerkenswerte Aspekt beim Wechsel von Kevin De Bruyne. Auch das Gehalt des früheren Wolfsburgers wird aller Wahrscheinlichkeit nach bemerkenswert ausfallen. Bis zu 20 Millionen Euro könnte De Bruyne Berichten nach pro Jahr in Manchester verdienen. Dabei wirkt diese Summe noch gering im Vergleich zu den Gehältern anderer Spitzensportler.

Eine Rangliste auf Wettbasis.com führt die folgenden Sportler auf den vordersten Plätzen an:

Sportler Sport      Ungefähres Jahresgehalt
Floyd Mayweather     Boxen 300 Mio USD
Manny Pacquiao Boxen 160 Mio USD
Cristiano Ronaldo Fußball 79,4 Mio USD

Es sind also derzeit nicht die Fußballer, die die höchsten Gehälter im Sport verdienen. Überhaupt erweisen sich die in der Rangliste vertretenen Sportarten als bunt gemischt. Auch Basketball- und Golfspieler verdienen jährlich hohe Millionenbeträge. Abgeschlagen ist dagegen Leichtathletik. Außerdem zeigt sich das Ungleichgewicht der Geschlechter daran, dass die erste Frau in dieser Liste, die Tennisspielerin Maria Scharapowa, auf Platz 34 liegt.

Dabei sind diese Spitzengehälter, genauso wie die schwindelerregenden Transfersummen, alles andere als unumstritten. Während die einen darin keine negativen Auswirkungen auf den Sport selbst sehen, befürchten andere, dass Sportarten wie Fußball oder Basketball in Zukunft nur noch ein Mega-Geschäft sind. Manch einer denkt, dass dieser Zeitpunkt sogar schon gekommen ist. In diesem Zusammenhang wird bereits seit Jahren eine Deckelung von Gehältern gefordert. Dass sich diese Forderung durchsetzen wird, ist allerdings kaum zu erwarten.

Wie kommt es zu so großen Summen?

Spitzenvereine verdienen heute über die unterschiedlichsten Kanäle. Dazu gehören:

– Eintrittsgelder
– Merchandise
– Sponsoren
– TV-Rechteverwertung

Der letzte Posten fällt oft besonders ins Gewicht. Dabei zeigt sich ein deutlicher Unterschied zwischen der deutschen und der englischen Fußballlandschaft. In England bekommt selbst der Tabellenletzte der ersten Liga noch mehr Geld für die TV-Rechteverwertung als hierzulande der FC Bayern München und das mit Abstand. So kassierten die Queens Park Rangers dem Kicker zufolge in der Saison 2014/15 86,8 Millionen Euro für die Inlands- und Auslandsvermarktung. Der FC Bayern kam dagegen nur auf 50,6 Millionen Euro. Der Letzte der Fußball-Bundesliga, der SC Paderborn musste sich mit 19,9 Millionen begnügen.

Auch in Zukunft wird die Premier League bei der TV-Rechteverwertung allen Anzeichen nach Maßstäbe setzen. Ab der Saison 2016/17 gilt ein neuer Dreijahresvertrag, der der Liga insgesamt pro Saison 2,3 Milliarden Euro beschert. Damit wird die Bundesliga kaum mithalten können, obwohl sie sich für neue Verträge deutlich mehr Geld erhofft.

Den Grund für diese starken Unterschiede sehen Experten vor allem darin, dass der deutsche Fußball bisher bei der Auslandsverwertung geschlafen hat – und fordern, in dieser Hinsicht, aufzuholen. Gelingt das, werden wohl auch die Gehälter und Transfersummen in der Bundesliga steigen.

Fazit

Dass der Profisport ein Riesengeschäft ist, ist keine neue Erkenntnis. Weitgehend neu sind allerdings die Ausmaße, die dieses Geschäft heutzutage annimmt. Dass sich dieser Trend in naher Zukunft umkehren wird, erscheint mehr als fraglich. Wahrscheinlicher ist, dass sowohl Gehälter als auch Transfersummen weiter steigen werden, und das in rasantem Ausmaß. Viele Fans, aber auch Sportler, stehen dieser Entwicklung skeptisch gegenüber. Schließlich ist es für einen Handwerker nur schwer nachvollziehbar, warum ein Fußballer innerhalb einer Stunde mehr verdient als er in mehreren Monaten. Bisher scheint die Sympathie für den Spitzensport darunter noch wenig zu leiden, eine Garantie dafür, dass das so bleibt, gibt es aber nicht. (mz)



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