Staunen über Löw: Drei Wortführer weg – wer übernimmt jetzt?

Wenn Joachim Löw am Ende der kommenden Woche seinen Kader für den Länderspiel-Auftakt 2019 beruft, soll vieles neu werden. Der Bundestrainer hat ein klares Zeichen gesetzt. Nach der Ausmusterung von drei Führungsspielern müssen andere übernehmen - wer kann das?
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Joachim Löw stellt sich als Bundestrainer harten Entscheidungen, die auch verdiente Spieler treffen.Foto: Marius Becker/dpa
Epoch Times6. März 2019

Fußball-Deutschland staunt und diskutiert über den neuen, konsequenten Joachim Löw. Oft in seinen über zwölf Jahren als Bundestrainer hatte der Schwarzwälder harte Entscheidungen vor sich hergeschoben und an verdienten Spielern lange festgehalten.

Jetzt musterte Löw mit Jérôme Boateng, Mats Hummels und Thomas Müller gleich drei Wortführer aus, die mit ihm viele Erfolge gefeiert hatten. Und das, ohne den Weltmeistern von 2014 noch ein Hintertürchen offen zu lassen. Auf dem Weg zur EM 2020 und zurück in die Weltspitze soll es eine neue Generation um Julian Brandt, Joshua Kimmich, Leroy Sané, Kai Havertz und Timo Werner richten.

LÖWS UMDENKEN: „2019 ist für die deutsche Fußball-Nationalmannschaft das Jahr des Neubeginns“, sagte Löw als übergreifende Erklärung für seine wohl härteste Entscheidung als Bundestrainer. Anderen verdienten Spielern wie Lukas Podolski oder Bastian Schweinsteiger hatte der 59-Jährige lange weiter eingeladen, obwohl sie den Höhepunkt ihrer Karrieren überschritten hatten. An Mesut Özil rüttelte Löw vor und während der misslungenen WM 2018 trotz der Erdogan-Affäre nicht. Der im Ruhrpott geborene Star mit türkischen Wurzeln hatte sich wie Mitspieler Ilkay Gündogan mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan ablichten lassen und sich nie öffentlich dazu erklärt – eine große Belastung für das ganze Team.

PLÖTZLICH DAS AUS: Müller hatte im November des Vorjahres beim 3:0 gegen Russland als Einwechsel-Spieler sein 100. Länderspiel gefeiert – zumindest die Mitgliedschaft im Club der Hunderter kann den gebürtigen Bayern keiner mehr nehmen. Das Motto „Müller spielt immer“ galt lange – aber der einstige WM-Torschützenkönig schwächelte im Nationalteam schon seit Monaten. Hummels stand beim 2:2 im vergangenen Herbst gegen die Niederlande in der Nations League, die für Deutschland mit dem blamablen Abstieg in die B-Gruppe endete, noch in der Startelf. Boateng war schon nach der 0:3-Pleite beim Hinspiel in Holland von Löw aufs Wartegleis geschoben worden.

REAKTIONEN: „Ich war selbst jung und darauf angewiesen, dass mir ältere Spieler Platz machen“, erklärte Boateng auf das endgültige Aus im Adler-Trikot. Der 30-Jährige hätte sich weiter bereit gesehen für die Nationalelf: „Ich persönlich bin davon überzeugt, dass ich weiterhin auf höchstem Niveau spielen kann und werde das auch in Zukunft zeigen.“ Allerdings kann er das nur noch im Club.

WER ÜBERNIMMT? Für die Innenverteidigung, die nicht nur im gewonnenen WM-Finale 2014 in Rio de Janeiro Hummels und Boateng gebildet hatten, ist nun der Münchner Niklas Süle erste Wahl. Antonio Rüdiger, Thilo Kehrer, Matthias Ginter und Jonathan Tah sind Kandidaten für diese Position. Für Müller (29) hatte bei Löw zuletzt schon Bayern-Kollege Serge Gnabry (23) gespielt. Der Münchner gehört wie Manchester-City-Jungstar Leroy Sané, die Leverkusener Julian Brandt und Kai Havertz sowie der Leipziger Timo Werner zu den neuen Offensiv-Hoffnungen im DFB-Team.

FÜHRUNGSKRÄFTE GESUCHT: Kapitän Manuel Neuer und Real-Madrid-Star Toni Kroos sind die einzig übrig gebliebenen langjährigen Führungsspieler. Jetzt sind besonders der Dortmunder Marco Reus, die Münchner Joshua Kimmich und Leon Goretzka sowie Julian Draxler von Paris Saint-Germain gefordert. „Sie müssen nun die Verantwortung übernehmen“, sagte Löw. Ob Gündogan (Manchester City) Löw nochmals sportlich überzeugen kann, muss sich zeigen.

WIE GEHT ES WEITER? Das erste Länderspiel des Jahres gibt es am 20. März in Wolfsburg gegen Serbien. Die EM-Ausscheidungsrunde beginnt am 24. März mit dem brisanten Duell in Amsterdam gegen die Niederlande. Weitere Kontrahenten sind Nordirland, Weißrussland und Estland. Große Gefahr scheint es nicht zu geben, zumal sich der Gruppensieger und der Zweite für die paneuropäische EM im Sommer 2020 qualifizieren, die auch teilweise in München ausgetragen wird. Doch die misslungene WM und der Nations-League-Abstieg sind Warnung genug. (dpa)



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