Superstar Usain Bolt tritt ab: PR, Pathos

Für die Leichtathletik ist es eine Art Götterdämmerung: Usain Bolt tritt ab, nach Jahren unfassbarer Dominanz. Der kriselnden olympischen Kernsportart soll er erhalten bleiben.
Titelbild
Usain Bolt bei einem PR-Termin in London.Foto: Rainer Jensen/dpa
Epoch Times2. August 2017

Mit viel PR, Pomp und Pathos wird Usain Bolt bei der Leichtathletik-WM verabschiedet. Aber kann der Supersprinter und Showman sein Karriereende vergolden? Zweifel an seiner Form wischt der Jamaikaner lässig beiseite. An der Legendenbildung wird in London mit Nachdruck gearbeitet.

Weltverbandspräsident Sebastian Coe will den achtmaligen Olympiasieger und elfmaligen Weltmeister weiter einspannen und vergleicht ihn mit einer Ikone: „Usain Bolt ist ein Genie. Ich kann mir niemand außer Muhammad Ali vorstellen, der so eine Wirkung auf seinen Sport hatte.“

Am Ende der Pressekonferenz von Bolts Sponsor Pumas in einer zum Event-Lokal umgestalteten Brauerei fielen goldfarbene Luftschlangen von der Decke. Bolts Eltern Jennifer und Wellesley überreichten dem populären Filius seine WM-Spikes – in Purpur und Gold, mit der Aufschrift: „Forever Fastest“. Fehlte nur ein Halleluja!

Auf ewig der Schnellste? Vielleicht für alle Zeiten wird Bolts 100-Meter-Weltrekord von 9,58 Sekunden stehen. In der aktuellen Weltbestenliste liegt der 30-Jährige aber auf Rang sieben. Nur einmal rannte er in dieser Saison unter zehn Sekunden: 9,95 in Monaco. „Ich bin immer noch der Schnellste, ohne Zweifel“, sagte Bolt am Dienstagabend. „Ich kann nur sagen: Ich bin eine Legende, das habe ich bewiesen.“

Mit der besten Zeit geht der Amerikaner Christian Coleman (9,82) in die WM. Der Kanadier André de Grasse rannte sogar windunterstützte 9,69 Sekunden. Seine größten Konkurrenten? „Jeder der sieben Athleten, die im Startblock sitzen“, sagte Bolt ausweichend.

Beim Diamond-League-Meeting am 21. Juli in Monaco war auch die deutsche Sprinthoffnung Gina Lückenkemper dabei. Da habe man „Läufer aus dem Starterfeld herausgenommen, dass es so gestaltet ist, dass Usain auch gewinnt“, berichtete die Dortmunderin. „Das finde ich ein bisschen traurig. Verlieren ist menschlich. Es ist doof, dass Usain als der Übermächtige inszeniert wird, auch er kann mal verlieren.“

Das Verlieren gewöhnt ist der Jamaikaner längst nicht mehr: In den vergangenen zehn Jahren setzte es für Bolt bei Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen nur eine Niederlage. Die fügte er sich quasi selbst bei: mit einem Fehlstart und der Disqualifikation im 100-Meter-Finale von Daegu 2011. Nachträglich abgeben musste er sein Staffel-Gold von Peking 2008, da sein Landsmann Nesta Carter des Dopings überführt wurde.

Im vergangenen Jahr stellte der frühere amerikanische Dopingsünder Justin Gatlin eine Glanzzeit nach der anderen auf – in Rio de Janeiro aber triumphierte wieder einmal Bolt. Im Laufe der Jahre hat der Mann aus Kingston viele Gegner zerschlissen. Einige wie Tyson Gay (USA) fielen auch bei Kontrollen durchs Raster – Bolt nie.

Was der übermächtige Athlet bei der WM gerne über sich lesen würde? „Usain Bolt tritt ungeschlagen zurück – das wäre die größte Schlagzeile“, sagte der Superstar. „Der unschlagbare, nicht zu stoppende Usain Bolt.“ Seine Form? Bolt lächelte: „Es geht darum, die Nerven zu behalten. Ich bin bereit.“ Zum WM-Auftakt am Freitag muss er im Vorlauf über 100 Meter ran, das große Finale steht am Samstag (22.45 Uhr MESZ) an. Eine Woche darauf stürzt sich Bolt noch einmal in das Staffelrennen mit seinen Kumpels aus Jamaika.

Colin Jackson, der ehemalige Weltmeister und Weltrekordler über 110 Meter Hürden, unterfütterte bei der Veranstaltung vor 400 Medienvertretern Bolts Erfolge noch mit ein paar statistischen Details: 147 Siege insgesamt, nur fünf Rennen seit 2008 in 86 Finals über 100 und 200 Meter verloren.

Und seine Weltrekorde über 100 und 200 Meter? Bolt sieht sie nicht gefährdet. „Ich will noch vor meinen Kindern damit angeben, wenn die 15 oder 20 sind und ich immer noch der Beste bin.“ Eine Legende eben. (dpa)



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