Torfabrik DFB-Frauen gegen Außenseiter kompromisslos

Ottawa (dpa) - Die deutsche Torfabrik hat zum WM-Auftakt wie am Fließband produziert, doch schon im Duell mit Norwegen erwartet die DFB-Frauen eine ganz andere Herausforderung. „Wir sind nicht so blauäugig, dass wir diesen Sieg überbewerten…
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Die deutschen Nationalspielerinnen - hier Celia Sasic (M) - erzielten gegen die Elfenbeinküste Tore wie am Fließband.Foto: Chris Roussakis/dpa
Epoch Times8. Juni 2015
Die deutsche Torfabrik hat zum WM-Auftakt wie am Fließband produziert, doch schon im Duell mit Norwegen erwartet die DFB-Frauen eine ganz andere Herausforderung.

„Wir sind nicht so blauäugig, dass wir diesen Sieg überbewerten. Wir wissen, dass es gegen Norwegen schwerer wird“, warnte Spielführerin Nadine Angerer nach dem 10:0-Kantersieg gegen den völlig überforderten WM-Neuling Elfenbeinküste. Die Torhüterin weiß, dass die Treffer-Produktion bei der Fußball-WM in Kanada gegen stärkere Gegner ins Stocken geraten könnte.

Jede Menge Begeisterung gab es nach dem grandiosen Start auch im Lager der Männer-Nationalmannschaft, die sich in Köln vor dem Länderspiel gegen die USA traf. „Gratulation. Wir drücken auf jeden Fall die Daumen, dass sie den Titel zurück nach Deutschland holen“, sagte Lukas Podolski. Und Kapitän Bastian Schweinsteiger ergänzte: „Die Frauen haben sehr gut gespielt. Viel Glück.“

Im zweiten Gruppenspiel gegen die Skandinavierinnen am 11. Juni geht es in Ottawa schon um den Gruppensieg. Da Norwegen im ersten Spiel „nur“ 4:0 gegen Thailand gewann, genügt der Mannschaft von Silvia Neid in der Neuauflage des EM-Finals 2013 bereits ein Remis, um vor dem Vorrundenabschluss am 15. Juni die Tabellenführung zu behalten.

Dass ihre Mannschaft den von ihr weit stärker eingeschätzten Gegner so demontieren würde, hätte Bundestrainerin Silvia Neid selbst nicht für möglich gehalten. Doch die 51-Jährige konnte mit der Fehleinschätzung im Nachhinein gut leben. „Es war ein perfekter Start, da gibt es nichts zu meckern. Ich hätte nie geglaubt, dass wir 10:0 gewinnen. Wir hatten die Elfenbeinküste viel besser eingestuft.“

Es hätten gar noch mehr Tore fallen können, am Ende wackelte der Rekordsieg bedenklich. Zum WM-Start in China am 10. September 2007 hatte die DFB-Elf in Shanghai Argentinien mit 11:0 weggefegt und später den zweiten Titel – sogar ohne Gegentor im ganzen Turnier – eingefahren. Die Lehrstunde für die Ivorerinnen am Sonntag vor 20 953 Zuschauern mag ein gutes Omen sein, eine Garantie für einen ähnlichen WM-Rausch wie vor acht Jahren ist es jedoch nicht. Während der Partie habe sie nicht an das Rekordresultat gedacht. „Aber es stimmt, wir haben mal 11:0 gewonnen“, erklärte Neid zufrieden lächelnd.

„Es hätte schwer werden können, wenn wir nicht sofort aggressiv gespielt hätten“, befand Simone Laudehr, die in der 71. Minute das 7:0 besteuerte. „Es war gut, schnell ein Tor zu machen. So haben sie gleich gemerkt, dass wir ernstmachen“, pflichtete die dreifache Torschützin Celia Sasic nach ihren Länderspieltoren 58 bis 60 binnen 29 Minuten (3./14./31.) bei.

Neid konnte sich sogar leisten, ihre Top-Torjägerin in der zweiten Hälfte zu schonen. Am begeisternden und kompromisslosen Auftritt des zweimaligen Welt- und achtmaligen Europameisters gegen die Nr. 67 der Welt änderte dies nichts.

Die Mentalität, auch nach klarer Führung immer nach vorn zu spielen, Chancen zu kreieren und weitere Tore zu markieren, hat die DFB-Auswahl über viele Jahre perfektioniert. Zum Leidwesen der Konkurrenz, aber zur Freude der Fans und Bewunderer. Solveig Gulbrandsen, die mit Norwegen zuvor 4:0 gegen Thailand gewonnen hatte, traut den torhungrigen Deutschen auch gegen die Asiatinnen ein ähnliches Schützenfest zu. „Sie können wieder zehn Tore schießen.“

Wie Sasic gelang der spielfreudigen Anja Mittag (29./35./64.) ein Dreierpack. Die übrigen Tore steuerten die eingewechselte Sara Däbritz, die ihr erstes Länderspieltor gebührend bejubelte, sowie Melanie Behringer (79.) und Alexandra Popp (85.) per Freistoß bei.

Da zahlreiche Spielerinnen durch die teils übertriebene Härte der Ivorerinnen blaue Flecke und Wunden davontrugen, stand vorwiegend Pflege auf dem Programm. „Wir müssen jetzt erstmal einen Tag runterfahren und regenerieren“, meinte Laudehr. Der stumpfe Kunstrasen machte bei der intensiven Partie zusätzlich zu schaffen. Neid sorgt sich vor allem um Melanie Leupolz, die es mit einer Schambeinprellung und Muskelproblemen in der Leistengegend schwerer erwischte. Ihr Einsatz gegen Norwegen ist ungewiss.

(dpa)


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