Tour-Hype in Belgien: Merckx vor Grand Départ gefeiert

50 Jahre Merckx-Triumph, 100 Jahre Gelbes Trikot: Vor dem Start der Tour in Brüssel steht alles im Zeichen der belgischen Rad-Legende. Eine solche Strahlkraft hat keiner der aktuellen Tour-Starter.
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Eddy Merckx wurde in Brüssel gefeiert.Foto: Yorick Jansens/BELGA/dpa
Epoch Times5. Juli 2019

Die ganz große Bühne gehörte Eddy Merckx. Vor dem Start in die 106. Tour de France mit dem Grand Départ in Brüssel befindet sich Belgien in einem kollektiven Radsport-Rausch.

75.000 Fans waren schon zur Teampräsentation am Grand Place in der Innenstadt auf den Beinen und feierten die Radsport-Legende, zu deren Ehren die Tour in diesem Jahr in Belgien beginnt.

Mit lautstarken „Eddy, Eddy“-Sprechchören und einem kleinen Feuerwerk würdigten sie den fünfmaligen Gewinner, der ganz ungewollt den eigentlichen Hauptprotagonisten um Vorjahressieger Geraint Thomas und 175 weiteren Fahrern schon vor dem Start an diesem Samstag (ab 12.00 Uhr/One und Eurosport) ordentlich die Show stahl.

50 Jahre erster Tour-Triumph von Merckx, 100 Jahre Gelbes Trikot beim wichtigsten Radrennen der Welt: Der diesjährige Tour-Auftakt steht ganz im Zeichen des belgischen Nationalhelden und des wohl berühmtesten Sport-Trikots der Welt, das Merckx besonders gerne und besonders häufig trug. Freudig sprach der 74-Jährige über seinen ersten Tour-Triumph als „größten Sieg“ seiner Karriere. Empfangen wurde er 1969 auf dem prächtigen Grand Place, wo er auch diesmal wieder gefeiert wurde. „Das werde ich niemals vergessen“, sagte er sichtlich gerührt.

Als Titelverteidiger Thomas, die weiteren Mitfavoriten um Egan Bernal und die deutschen Hoffnungsträger um Emanuel Buchmann nach der 100-minütigen Show im Herzen der Europa-Hauptstadt längst von der Bildfläche verschwunden waren, wurde Merckx immer noch von Mikrofon zu Mikrofon gereicht und war in einer Menschentraube kaum zu sehen. „Ohne Eddy würde das Rennen hier nicht starten“, sagte der belgische Olympiasieger Greg van Avermaet.

Von der gigantischen Kulisse mitten in Brüssel waren die Fahrer sichtlich beeindruckt, reihenweise zückten sie ihre Smartphones und schwenkten sie über den Grand Place, um das herrliche Panorama einzufangen. Der Amerikaner Tejay van Garderen bezeichnete Belgien und seine fanatischen Anhänger gar als „das Mekka des Radsports“.

Ab Samstag rückt mit einer 194,5 Kilometer langen Flachetappe dann der Sport in den Fokus. Im radsportverrückten Belgien wird eine riesige Begeisterung erwartet. Wo in den letzten Jahren aufgrund der Dominanz des Teams Sky – heute Ineos – oftmals gähnende Langeweile herrschte, ist die Favoritenrolle diesmal völlig ungeklärt – und die Ausgangslage damit spannend wie lange nicht. Nach dem Ausfall des schwer gestürzten Vierfachsiegers Chris Froome dürfen sich mindestens ein halbes Dutzend Fahrer Hoffnungen auf den prestigeträchtigsten Titel im Radsport machen.

Titelverteidiger Thomas? Hatte nach seinem Tour-Sieg massiv mit den Auswirkungen zu kämpfen. Der kolumbianische Kletterkünstler Nairo Quintana? Entfernte sich in den vergangenen Jahren immer weiter vom Traum des erstmaligen Tour-Triumphs. Stattdessen könnte auf den 3480 Kilometern tatsächlich bereits die Stunde von Youngster Bernal schlagen. Der 22 Jahre alte Kolumbianer ist zwar eigentlich Edelhelfer von Ineos-Kapitän Geraint Thomas, verfügt gerade in den Bergen aber über exzellente Fähigkeiten. „Das ist nicht mehr die Zukunft, sondern schon die Gegenwart“, betonte der deutsche Routinier Tony Martin. Auch Rekordsieger Merckx setzt auf Bernal.

Die Deutschen dürfen nach dem Ende der jahrelangen Sprinterfestspiele um Marcel Kittel und André Greipel erstmals seit 2009 wieder auf einen Top-10-Platz in der Gesamtwertung hoffen. Emanuel Buchmann gilt als begnadeter Kletterer und machte mit Rang drei beim Criterium du Dauphiné auf sich aufmerksam. „Ich will unter die besten Zehn“, sagte der 26-Jährige. Für den deutschen Meister Maximilian Schachmann, bei Bora-hansgrohe ein wichtiger Helfer, ist bei Buchmann sogar „alles möglich“.

Das Profil der 106. Ausgabe der Tour, die am 28. Juli traditionell in Paris endet, kommt diesmal den Kletterern entgegen. „Das ist die höchste Tour der Geschichte“, sagt Tourchef Christian Prudhomme. Sieben Etappen durch das Hochgebirge, davon fünf Bergankünfte warten auf die Fahrer. Sogar der 2770 Meter hohe Iseran-Pass, das Dach der Tour, gehört zum Programm.

Im Jubiläumsjahr des „Maillot jaune“ winkt den Führenden ein ganz besonders ausgestaltetes Trikot: Das Dress wird jeden Tag ein anderes Design aufweisen – teils mit berühmten Fahrern, Monumenten oder historischen Bergpässen. „Das Gelbe Trikot ist eines der größten Symbole in der Geschichte des Sports“, sagte Prudhomme. (dpa)



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