Trauriger Turner Marcel Nguyen erklärt WM-Verzicht

Der deutsche Vorzeige-Turner Marcel Nguyen hatte sich so sehr auf die Heim-WM in Stuttgart gefreut, sich akribisch mit dem DTB-Team vorbereitet. Nun zwingt ihn eine angerissene Sehne in der Schulter zum WM-Verzicht. Sein Olympia-Traum aber lebt weiter.
Titelbild
Marcel Nguyen wird nicht bei der WM starten.Foto: Marijan Murat/dpa
Epoch Times20. September 2019

Sichtlich niedergeschlagen hat Deutschlands derzeit erfolgreichster Turner Marcel Nguyen seinen WM-Verzicht erklärt. Ausgebremst von einer Schulterverletzung und schweren Herzens hat der 32 Jahre alte Modellathlet 13 Tage vor den Heim-WM in Stuttgart seine Teilnahme abgesagt.

„Dies war die schwerste Entscheidung meines Lebens“, sagte Nguyen auf einer kurzfristig anberaumten Pressekonferenz in Fellbach. „Es ist ein Traum, der jetzt zerplatzt ist.“

Das Training in Kienbaum hätte gezeigt, „dass eine WM-Teilnahme leider keinen Sinn macht und ich dem Team nicht so helfen kann, wie ich es mir gewünscht hätte“, erläuterte der 18-malige deutsche Meister und zweimalige olympische Silbermedaillen-Gewinner von London 2012. „Gestern habe ich es nochmal versucht, aber es geht nicht. Der seelische Schmerz ist größer als der körperliche.“

Seit Wochen laboriert Nguyen an einem Anriss der Supraspinatussehne in der linken Schulter. Die Sehne ist wichtiger Bestandteil der aus vier Muskeln bestehenden „Rotatorenmanschette“, die den Oberarmkopf umschließt und die Schulter stabilisiert. Bis zuletzt hoffte der Barrenspezialist auf das Mitwirken an den Titelkämpfen vom 4. bis 13. Oktober in seiner Wahlheimat. Es wäre seine neunte Weltmeisterschaft und die zweite Heim-WM nach 2007 in Stuttgart gewesen.

Alles hatte er versucht, das Training reduziert, medizinische und physiotherapeutsche Möglichkeiten ausgeschöpft. Gleichwohl musste er nun einsehen, dass er dem Quintett des Deutschen Turner Bunds (DTB) bei der WM nicht hätte helfen können, sich für die Olympischen Spiele im kommenden Jahr in Tokio zu qualifizieren.

Sogar starke Schmerzen und einen Sehnenriss hätte der Sportsoldat wider jeder Vernunft fast in Kauf genommen, um in der Schleyer-Halle dabei zu sein. Doch die noch vor einer Woche beim DTB-Medientag geäußerte kleine Hoffnung auf eine wundersame Genesung musste er nun enttäuscht begraben. Statt mit Andreas Toba, Lukas Dauser, Karim Rida und Nick Klessing an die WM-Geräte zu gehen, unterzieht sich Nguyen schon Anfang nächster Woche einem Eingriff an der Schulter und hofft, seine internationale Karriere 2020 mit den Olympischen Spielen in Tokio beenden zu können. „Ich darf jetzt keine Zeit verlieren. Es kann ungefähr ein Jahr dauern, bis man auf dem alten Stand ist“, sagte Nguyen. Er will mit der Unterstützung seines Umfelds „alles daransetzen, wieder zurückzukommen.“

Cheftrainer Andreas Hirsch bedauert den Ausfall seines Vorturners. Nguyens Platz im WM-Team nimmt laut DTB-Mitteilung nun der Berliner Philipp Herder ein, der beim letzten Testwettkampf in Backnang als zweitbester Mehrkämpfer beeindruckte. „Natürlich freue ich mich, bei der Heim-WM turnen zu dürfen, aber ich hätte mir andere Umstände gewünscht“, sagte der 26-jährige Allrounder, der den Vorzug vor Felix Remuta erhielt.

„Philipp wird mich gut ersetzen“, meinte Nguyen, dem selbst nur die Rolle als Zuschauer und Daumendrücker bleibt. „Ich werde auf jeden Fall bei der WM sein und mein Team unterstützen. Ich hoffe, dass es die Jungs auch ohne mich schaffen, sich für Olympia zu qualifizieren.“ Das wünscht sich auch DTB-Sportdirektor Wolfgang Willam: „Ich hoffe, dass die Mannschaft eine gewisse Trotzreaktion zeigt und ihre Chancen wahrnimmt.“ (dpa)



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