Trio hofft auf Sieg auf Vierschanzentournee

Viele Experten erwarten bei der Vierschanzentournee einen Dreikampf um den Gesamtsieg. Doch die Favoritenliste ist noch länger. Auch die deutschen Springer hoffen auf eine Überraschung.
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Domen Prevc gehört zu den Favoriten auf den Sieg der Vierschanzentournee.Foto: Alexandra Wey/dpa
Epoch Times27. Dezember 2016

Ein slowenischer Draufgänger, ein schweigsamer Norweger und ein Doppel-Olympiasieger aus Polen – nicht nur für Bundestrainer Werner Schuster sind Domen Prevc, Daniel Andre Tande und Kamil Stoch die heißesten Anwärter auf den Gesamtsieg bei der 65. Vierschanzentournee.

„Die drei Jungs springen derzeit in einer anderen Liga“, sagte Schuster und legte sich vor dem Auftakt am Freitag in Oberstdorf auf seinen persönlichen Topfavoriten fest: „Der Sieg führt nur über Domen Prevc.“

Der 17 Jahre alte Skisprung-Bubi hat den Arrivierten in diesem Winter kräftig eingeheizt. Nach vier Saisonsiegen reist der kleine Bruder des Vorjahresdominators Peter Prevc im Gelben Trikot des Weltcup-Spitzenreiters ins Allgäu, wo auch Weltmeister Severin Freund angreifen will. „Die Vorfreude auf Oberstdorf ist riesig. Einen schöneren Einstand in die Tournee als vor 25 000 Zuschauern im Stadion kann ich mir nicht vorstellen. Auch sportlich ist es für mich eine schöne Situation, da ich auf der Oberstdorfer Schanze oft trainiere und ich die Anlage sehr gut kenne“, sagte Freund.

Ambitionen auf den ersten deutschen Tournee-Triumph seit Sven Hannawald vor 15 Jahren hegt der Vorjahreszweite nach seiner Hüftoperation und einer fünfmonatigen Verletzungspause im Sommer jedoch nicht. „Ich glaube, dass ich gut daran tue, nicht zu viel zu erwarten“, sagte Freund.

Dieses Motto hat sich auch Domen Prevc auf die Fahne geschrieben. Völlig unbekümmert stürzt sich der Shootingstar der Szene in das Tournee-Abenteuer. „Mein Kopf ist frei. Ich spüre nicht, dass man von mir besondere Dinge erwartet. Klar will ich gewinnen, aber es kümmert und beschäftigt mich nicht wirklich. Wenn ich gewinne, ist es okay, wenn nicht, fahre ich halt nach Hause. Ich habe keinen Druck, Erster zu sein“, sagte er. „Ich habe einfach Lust zu springen.“

Das tut der Youngster derzeit wie kein Zweiter im Skisprung-Zirkus. „Er ist der Einzige im Moment, der die Ski flach und nah beim Körper halten kann. Dadurch bekommt er ein System zusammen, das noch mal effizienter ist vom Flugkörper her“, erklärte Schuster das Erfolgsgeheimnis des Wunderkindes.

Und dann kommt auch der mentale Effekt dazu. „Der springt Ski, wie Max Verstappen Formel 1 fährt“, sagte Schuster über den jüngsten der drei Prevc-Brüder. „Aber so kannst du nur Skispringen, wenn du noch nie mit 250 gegen die Mauer gefahren bist. Domen hat vermutlich keine Negativerlebnisse, so wie er springt: Er kennt keine Grenzen.“ Diese Ansicht wird von den meisten Experten geteilt – und löst bei vielen Beobachtern ein mulmiges Gefühl aus. „Wir haben Angst, weil er keine Angst hat“, meinte FIS-Renndirektor Walter Hofer.

Bleibt die Frage, ob Domen Prevc dem besonderen Tournee-Stress schon gewachsen ist. „Man kann vielleicht hoffen, weil er erst 17 ist, dass er ein bisschen überfordert ist und irgendwo einen Fehler macht. Aber er hat die besten Voraussetzungen“, sagte Schuster.

Selbst dem frech-fröhlichen Favoriten ist bewusst, dass er vor der größten Herausforderung in seiner jungen Karriere steht. „Es ist irgendwie anders als jedes Springen davor“, sagte Domen Prevc über den Mythos der Traditionsveranstaltung. „Du musst auf vier verschiedenen Schanzen innerhalb einer kurzen Zeit acht gute Sprünge abliefern, sonst hast du keine Chance. Es ist das härteste Springen der Saison.“

Das könnte den Erfahreneren wie Tande oder Stoch in die Karten spielen. Der Norweger war in diesem Winter schon dreimal Zweiter und springt konstant auf sehr hohem Niveau, der Pole feierte bereits einen Sieg und hat zu der Form aus seiner Erfolgssaison 2013/14 zurückgefunden. Damals gewann er in Sotschi zweimal Olympia-Gold und am Ende der Saison auch den Gesamtweltcup.

Dann sind da noch die Österreicher Stefan Kraft, der die Tournee vor zwei Jahren gewann, und Michael Hayböck. Und nicht zu vergessen Vorjahressieger Peter Prevc. „Den würde ich nicht abschreiben“, warnte Schuster. (dpa)



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