Trotz «Raus»-Rufe: Bayer übt sich mit Herrlich in Geduld

Trainer Heiko Herrlich gerät nach dem Last-Minute-2:2 gegen Hannover wieder in die Kritik. Doch die Bayer-Verantwortlichen setzen weiter auf den Faktor Geduld - und auf das Ende der Zeit ohne großes Selbstvertrauen und Konstanz.
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In der Kritik: Bayer-Coach Heiko Herrlich.Foto: Rolf Vennenbernd/dpa
Epoch Times21. Oktober 2018

Bayer Leverkusen nimmt langsam Abstand vom großen Saisonziel Champions League.

Das war selbstbewusst definiert – nun aber stellte Sport-Geschäftsführer Rudi Völler nach dem Last-Minute-2:2 (1:1) gegen Hannover 96 klar: „Was zum Ende der Saison wird – da müssen wir jetzt nicht drüber reden.“

Über eines indes wollte Völler reden: über die Situation des von den Fans mit „Herrlich-raus“-Rufen bedachten Trainers Heiko Herrlich. „Ja, klar“, lautete Völlers Antwort auf die Frage, ob sich die Bayer-Chefs trotz der nur acht Punkte aus acht Bundesligaspielen mit ihrem Fußball-Lehrer weiter in Geduld üben würde. Und Völler schob ein Lob hinterher: „Heiko macht das richtig gut.“

Der 46 Jahre alte Coach ist, den Völler-Aussagen zur Königsklasse zum Trotz, noch immer überzeugt: dass die Qualitäten seines Kaders zu gut sind, um die Ambitionen aufzugeben. Es sei zu früh, sich „zum jetzigen Zeitpunkt von Zielen zu trennen“. Indirekter Widerspruch kam von Bayer-Spielführer Lars Bender: „Das, was vor der Saison gesprochen wurde, das kann man jetzt mal ganz hinten anstellen.“

Die Bender-Botschaft ist unzweifelhaft. Er fordert, dass wieder mit Leidenschaft sowie „ehrlichen und gesunden Emotionen“ agiert wird. „Nach dem heutigen Tag muss klar sein, dass das eine brutal harte Saison wird. Wir müssen ein bisschen aus dem Arsch kommen“, entfuhr es dem Leverkusener Spielführer.

Bender sprach das Dilemma mit bemerkenswerter Eigen-Erkenntnis an. Das Team habe eine „unglaubliche Qualität. Aber wir können sie nicht auf den Platz bringen.“ Für den Saisonverlauf gehe es schon jetzt um Vieles: „Es ist nicht die Qualitätsfrage, sondern die Überzeugung, ob wir immer hundert Prozent geben.“ Ein Tiefpunkt aber sei das Remis gegen Hannover nicht gewesen.

Die Bayer-Fans unter den 26 435 Zuschauern sahen es anders. Deren „Herrlich-raus“-Rufe waren laut. Und für Herrlich sogar verständlich: „Sie sind absolut berechtigt. Ich verstehe, dass der eine oder andere auch Kritik an mir übt.“

Ein Ultimatum für Herrlich gebe es nicht, versicherte Völler im TV-Sender Sky. Man werde auch nicht „die Nerven verlieren“. Was jetzt helfen soll, erläuterte Herrlich in einer Anmerkung, die sich auf das fehlende Selbstvertrauen und die abhanden gekommene Leichtigkeit der Vorsaison bezog: „Das holt man sich nur durch Siege.“

Wie aber sollen die geholt werden, wenn selbst die vermeintlich einfachsten Dinge nicht funktionieren? „Das ist die Situation, die zu uns passt“, sagte Herrlich zum vergeudeten 1:0, als Wendell in der 7. Minute einen Handelfmeter so schwach schoss, dass 96-Schlussmann Michael Esser klären konnte. Völler: „Da hatte man schon beim Anlauf das Gefühl, der wird nicht reingehen.“

Herrlich blickte wehmütig auf die Anfangsphase zurück: „Wenn’s gut läuft, führen wir nach zehn Minuten 2:0.“ Es kam anders. Hannover ging durch Florent Muslija (25. Minute) und den später mit Gelb-Rot des Feldes verwiesenen Felipe (54.) zweimal in Führung. Lars Bender (34.) und der eingewechselte Karim Bellarabi in der Nachspielzeit glichen jeweils aus. Hannover-Coach André Breitenreiter war so geknickt, „als hätte es eine Klatsche gegeben. Wir spielen 2:2 in Leverkusen und ärgern uns schwarz“. (dpa)



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