Unabhängige DFB-Ethik-Kommission soll über Tönnies befinden

Wie wird die DFB-Ethik-Kommission mit dem Fall Tönnies umgehen? Große Befugnisse hat das unabhängige Gremium nicht. Es ist eher eine Art moralischer Instanz des nationalen Fußball-Verbandes. Doch die Bewertung der Kommission könnte eine Signalwirkung haben.
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Beschäftigt die DFB-Ethik-Kommission: Schalke-Boss Clemens Tönnies.Foto: Ina Fassbender/dpa
Epoch Times15. August 2019

Mit den Äußerungen des Schalker Aufsichtsratsvorsitzenden Clemens Tönnies über Afrikaner beschäftigt sich die Ethik-Kommission des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) an diesem Donnerstag von 10.30 Uhr an in Frankfurt/Main.

Am Nachmittag will das Gremium ein Statement abgeben. Die wichtigsten Fragen zur Causa Tönnies und den Aufgaben des DFB-Gremiums:

Was ist die Ethik-Kommission des DFB?

Die Gründung dieses Gremiums wurde 2016 beim 42. Ordentlichen DFB-Bundestag in Erfurt beschlossen. Zum Vorsitzenden der Kommission wurde seinerzeit der ehemalige Bundesaußenminister und Jurist Klaus Kinkel gewählt, der das Amt bis zu seinem Tod im März 2019 innehatte. Sein Nachfolger ist Nikolaus Schneider, der ehemalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland. Neben ihm gehören Rechtsanwalt Bernd Knobloch, Rechtsanwältin Anja Martin und Betrugsermittlerin Birgit Galley dem unabhängigen Gremium an.

Was sind die Aufgaben der Ethik-Kommission?

Sie soll die Einhaltung des Ethik-Kodex überwachen, der ebenfalls in Erfurt verabschiedet wurde. Darin bekennt sich der DFB zu Qualität, Objektivität, Ehrlichkeit, Fairness und Integrität. Der Kodex ist verpflichtend für alle Verbandsorgane, Angestellte, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, ehrenamtliche Funktionsträger und alle Unternehmen, an denen der DFB die Anteilsmehrheit oder Stimmrechte hält. Den Landesverbänden dient der Ethik-Kodex als Grundlage für eigene Kodizes.

Wann schaltet sich die Ethik-Kommission ein?

Sie kann auf Antrag oder aus eigenem Antrieb Ermittlungen aufnehmen. Und zwar in den Fällen, in denen der Verdacht besteht, dass der Integrität und dem Ansehen des DFB und seinen Mitgliedsverbänden Schaden droht, insbesondere bei illegalen und unethischen Verhaltensweisen.

Kann die Kommission Strafen verhängen?

Nein, dazu hat sie keine Befugnis. Ihr Arm reicht auch nicht bis in die Vereine, um Amts- oder Funktionsträger zu sanktionieren. Auf der DFB-Homepage heißt es eindeutig: „…ist die Ethik-Kommission berechtigt, Untersuchungen einzuleiten und bei hinreichendem Tatverdacht Anklage zur neu gegründeten Ethik-Kammer des Sportgerichts zu erheben.“ Die Kommission könnte als „moralische Instanz“ die Tönnies-Aussagen bewerten und Verhaltens-Empfehlungen aussprechen. Dies könnte eine Signalwirkung haben.

Was wird Tönnies eigentlich zur Last gelegt?

Tönnies hatte als Festredner beim „Tag des Handwerks“ in Paderborn Steuererhöhungen im Kampf gegen den Klimawandel kritisiert. Stattdessen solle man lieber jährlich 20 Kraftwerke in Afrika finanzieren, so der 63-Jährige. „Dann würden die Afrikaner aufhören, Bäume zu fällen, und sie hören auf, wenn’s dunkel ist, Kinder zu produzieren.“ Vertreter aus allen gesellschaftlichen Bereichen bewerteten die Aussagen als „rassistisch“ und kritisierten sie zum Teil scharf. Andere plädierten für einen milderen Umgang mit Tönnies und sprachen sich für eine „zweite Chance“ aus. Zuletzt bezog auch der ehemalige Bundespräsident Joachim Gauck in der am Mittwochabend ausgestrahlten ARD-Talkshow „maischberger. die woche“ Stellung. Auch er kritisierte die Aussagen des Unternehmers. „Aber so lange der Mann noch zuhört und Argumenten zugänglich ist oder sich sogar entschuldigt, würde ich mit ihm kämpfen und streiten“, sagte Gauck.

Gibt es schon Konsequenzen für Tönnies oder seinen Club Schalke 04?

Ja, erhebliche. Angesichts der teils massiven Kritik hat seine eigene Reputation gelitten. Auch schadete Tönnies seinem Club, der seit Jahren mit zahlreichen Projekten – oft gemeinsam mit den Fan-Initiativen – unter anderem gegen Fremdenfeindlichkeit und Gewalt kämpft. Tönnies konterkarierte dieses Bestreben, das zudem in der Vereinssatzung und im Leitbild verankert ist. Später bereute er seine „törichten“ Aussagen, entschuldigte sich. Nach einem Beschluss des Schalker Ehrenrats, der beim Revierclub eine ähnliche Aufgabe hat wie die Ethik-Kommission im DFB, darf Tönnies sein Amt als Aufsichtsrat drei Monate lang nicht ausüben. Danach soll er auf seinen Posten zurückkehren. (dpa)



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