Ungeduldige Scuderia lahmt dem 1000. Rennen entgegen

Beim Blick auf die vergangenen vier Jahrzehnte Formel 1 und Ferrari fällt eine Bilanz auf: Nur sechs Fahrer-WM-Titel in 40 Jahren. Davon gingen fünf aufs Konto von Michael Schumacher. Das Warmfahren zum 1000. Rennen der Scuderia könnte auch schwierig werden.
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Bei Ferrari läuft es in dieser Saison nicht rund.Foto: Emilio Morenatti/AP/dpa/dpa
Epoch Times27. August 2020

Zumindest die Dramaturgie der Corona-Notsaison meint es gut mit Ferrari. Zwei Heimrennen stehen bald an, das zweite ist sogar das 1000. der Scuderia in der Formel 1. Ein Fest für die Tifosi – eigentlich.

Denn auf ein großes Schauspiel auf der Strecke dürfen sich die Fans der Marke mit dem Cavallino rampante, dem springenden Pferd, nicht unbedingt einstellen. Angefangen mit dem Großen Preis von Belgien am Sonntag und gefolgt von den Heimspielen in Monza und Mugello droht den Italienern das nächste PS-Dreierpack der Ernüchterung. Vor zwei Jahren hatte Sebastian Vettel im Ferrari noch in den Ardennen gewonnen. Vor einem Jahr schaffte Charles Leclerc im Ferrari seinen ersten Grand-Prix-Sieg überhaupt. Doch jetzt lahmt die Scuderia.

Sie können ihr großes Jubiläum dennoch kaum abwarten. Den Wagen tauften sie Anfang des Jahres, das dann so anders verlief, als alle erwartet hatten, SF1000. Es sollte der Wagen zum Glück werden. Endlich wieder. Schluss mit der titellosen Zeit. 2007 ist lange her, 2007 gewann Kimi Räikkönen die Weltmeisterschaft in einem Ferrari. Seitdem wurde die Marke mit dem noch immer größten Mythos-Faktor Jahr um Jahr im Kampf um die Fahrer-WM geschlagen.

„Und wären wir damals nicht doof genug gewesen, um Lewis Hamilton nicht rechtzeitig beim GP von China an die Box zu holen, wäre er in der Boxeneinfahrt sicher nicht im Kiesbett gelandet und hätte den am Ende zum WM-Titel fehlenden einzigen Punkt auch im Schongang geholt“, erinnerte sich jüngst der damalige Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug in einem Interview bei „sport1.de“ an die Saison 2007, in der Hamilton im McLaren-Mercedes gleich in seinem Premierenjahr in der Motorsport-Königsklasse fast triumphiert hätte.

Haug kam dabei zu einer weiteren Feststellung: „Es ist nicht vermessen zu behaupten, dass Ferrari außerhalb der Schumacher-Ära und nach der Niki-Lauda-Ära in den 70er Jahren nicht so wahnsinnig viel gerissen hat.“ Bevor Schumacher von 2000 bis 2004 mit Ferrari dominierte, hatte die Scuderia 21 Jahre keinen Fahrertitel geholt – 1979 war es Jody Scheckter gelungen. Die Bilanz in den 40 Jahren danach: Sechs Fahrertitel.

Nur mal so zum Vergleich: Mercedes gewann die Fahrer-Weltmeisterschaft sechsmal in den vergangenen sechs Jahren. Der siebte dürfte in diesem Jahr durch Superstar Lewis Hamilton folgen.

Was Ferrari gegenwärtig bleibt, ist rote Nostalgie. „Das erste 1000.“, schreibt die Scuderia vor dem Klassiker in Spa-Francorchamps am Sonntag (15.10 Uhr/RTL und Sky). Auch wenn es eigentlich erst der 998. Grand Prix von Ferrari sei, gebe es ja zwei Rennen in der Formel-1-Historie, bei denen zwar nicht die Scuderia, dafür aber ein Ferrari-Motor mit dabei gewesen sei.

Zum einen 1960 beim USA-Rennen, als die WM schon entschieden war und Ferrari den Blick auf 1961 gerichtet hatte. Der Cooper 751 von Pete Lovely sei aber von einem Ferrari-Motor angetrieben worden. Das zweite Mal 1966, als Ferrari wegen eines Streiks der Metallarbeiter in Italien keinen Wagen zum Rennen nach Großbritannien habe schicken können. Damals stand der Cooper T73 von Chris Lawrence mit Ferrari-Motor am Start.

In Spa werden Vettel (33) und Leclerc (22) im Ferrari am Start stehen. Für Vettel wird es zum sechsten und letzten Mal im roten Rennauto sein. Vor einem Jahr war das Kräfteverhältnis durch den Leclerc-Sieg weiter gegen ihn gekippt. Am Ende dieser Saison muss der viermalige Weltmeister Ferrari verlassen. Was danach für Vettel kommt, ist weiter ungewiss. Und irgendwie trifft das auch auf die sportliche Zukunft des mittlerweile vor allem geschichtsträchtigen Ferrari-Rennstalls zu. (dpa)



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