Vettel, der Gewerkschafter im Namen der Piloten

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Sebastian Vettel verschafft sich und den Fahrern Gehör.Foto: Diego Azubel/dpa
Epoch Times1. April 2016
Sebastian Vettel gewinnt auch auf der sportpolitischem Bühne an Profil. Der viermalige Formel-1-Weltmeister sitzt vor den internationalen Medienvertretern und redet nur die wenigste Zeit über seine Siegaussichten beim Großen Preis von Bahrain.

Nein, es geht um die Zukunft der Formel 1. Und Vettel will mit seinen Kollegen mithelfen, sie zu gestalten.

Schließlich gehört er auch zu den Führungskräften der Fahrergewerkschaft GPDA – wie einst sein Kindheitsidol Michael Schumacher. Der Weg, den die Formel 1 im Moment gehe, sei vielleicht nicht der richtige, betont Vettel.

„Ich glaube, man hat uns schon in den letzten Jahren die Möglichkeit gegeben, hier und da unsere Meinung zu äußern. Hier und da konnten wir glaube ich auch helfen. Man kann hier und da aber noch ein bisschen was verbessern“, meint Vettel.

Außendarstellung wie zuletzt der peinliche Schlingerkurs in Sachen Qualifikation ist das eine. Das, was auf der Strecke passiert, das andere. Und da kommt bei Vettel wie einst bei Schumacher der Racer durch.

Wenn es nach Vettel ginge, würde noch mit Zehnzylindern gefahren. Die neuen, sogenannten Power Units, seien einfach auch zu teuer. Dabei sind sie auch Aushängeschilder der Hersteller, also auch seines Arbeitgebers. Zudem hat Ferrari beim Ausgeben von reichlich Geld, um sportlich an die Spitze zu kommen, seit jeher kein allzu großes Problem gehabt. Vettel sagt es dennoch.

Er wünsche sich die Rückkehr zu etwas Normalerem, sagt Vettel. So wie sich auch Hamilton nach einer ursprünglicheren Formel 1 sehnt. „Wir Fahrer lieben, was wir tun, weil wir Autos lieben. Wir lieben das Rennfahren, Rad-an-Rad“, betont der Dreifach-Champion von Mercedes. „Wenn Du jetzt fährst, und Du nicht so gefordert bist durch dein Auto, wie Du es solltest, körperlich und mental, kannst Du nicht einfach still da sitzen und es geschehen lassen.“ Dasselbe gelte für Regeln, die in die falsche Richtung gehen würden.

Vettel verpackt seine Kritik gern mit nahezu lausbübischen Charme. Das Festhalten am umstrittenen Quali-Format wird da auch schon mal mit einem Eisverkäufer verglichen, der auch dann noch ausschließlich Vanilleeis im Sortiment hat, wenn alle nur nach Schoko fragen. Ferrari taufte es das „Vanille-Paradox“. Oder Vettel redet mit einem Schmunzeln von „Quark“, wenn er Neuerungen wie das Qualifikationsformat oder das Funkverbot beurteilt.

Vettel führt zusammen mit dem ehemaligen Piloten Alex Wurz und Ex-Weltmeister Jenson Button die GPDA an. Der Offene Brief jüngst an die Verantwortlichen der Formel 1 war von den dreien unterzeichnet. Vettel engagiert sich in einer Phase, die kritisch ist für die Formel 1 und womöglich wegweisend für sie sein könnte. So wie einst Schumacher, als er einer der Antreiber für mehr Sicherheit war nach den tödlichen Unfällen von Imola 1994, als Roland Ratzenberger und Ayrton Senna starben.

Vettel und seine Kollegen üben aber keinen Aufstand. „In keinem Sport macht der Sportler die Regeln. Wir wollen auch nicht die sein, die entscheiden, wo der Sport hingehen soll“, betonte er. Gegebenenfalls müsste aber einfach das System geändert werden. Alles, was verändert oder angepasst wurde, habe ja nicht das grundsätzliche Problem gelöst. „Es ist schlichtweg der falsche Weg, den wir gehen.“

(dpa)

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