Viermal Hoffnung: Der schwächste Abstiegskampf der Historie?

Nürnberg 13, Hannover 14, Stuttgart 16, Augsburg 18: So wenig Punkte wie in dieser Saison hatten die vier schlechtesten Teams der Bundesliga-Tabelle zu diesem Zeitpunkt seit mehr als 20 Jahren nicht mehr. Jeder Club hofft, dass der andere noch schlechter ist.
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Mit Nürnberg dick im Abstiegskampf: FCN-Keeper Christian Mathenia.Foto: Marius Becker/dpa
Epoch Times26. Februar 2019

Christian Mathenia kann es kaum fassen. 17 Spiele nacheinander hat der 1. FC Nürnberg in der Fußball-Bundesliga nun schon nicht gewonnen. Seit mehr als vier Monaten holt der Torwart Wochenende für Wochenende die Bälle hinter sich aus dem Tor.

Trotzdem fing niemand laut an zu lachen, als Mathenia auch nach dem 1:2 bei Fortuna Düsseldorf wieder sagte: „Wir haben immer noch die Chance, die Liga zu halten.“ Selbst nach einer kompletten Halbserie ohne Erfolg ist der Tabellenletzte nur drei Punkte vom Relegationsplatz entfernt. „Ich glaube, das gab es in der Bundesliga noch nie“, sagte Mathenia. „Dass man mit so wenig Punkten noch drinbleiben kann.“

Dieses Gefühl haben viele: Dass die Liga gerade den schlechtesten Abstiegskampf seit der Erfindung des Torpfostens erlebt. Ob das auch tatsächlich so ist, lässt sich erst nach dem letzten Spieltag am 18. Mai sagen. Noch gilt seit der Einführung der Drei-Punkte-Regel 1995 der „Rekord“ des Hamburger SV, der sich in der Saison 2013/14 mit 27 Punkten in die Relegation rettete und damit so wenig Punkte für den Klassenerhalt benötigte, wie kein anderer Verein davor oder danach.

Trotzdem lässt sich auch Mathenias Eindruck zumindest mit Zahlen untermauern. Gleich vier Vereine haben in dieser Saison in mehr als 20 Spielen weniger als 20 Punkte geholt. In der Addition kommen der Tabellenletzte 1. FC Nürnberg (13) sowie seine drei Konkurrenten Hannover 96 (14), VfB Stuttgart (16) und FC Augsburg (18) auf eine Anzahl von 61 Punkten nach 23 Spieltagen. Das ist der mit Abstand schwächste Wert seit der Einführung der Drei-Punkte-Regel. Denn selbst in der besagten Saison 2013/14, als es so leicht war wie noch nie, in der Bundesliga zu bleiben, hatten die vier letzten Vereine VfB Stuttgart (19), Hamburger SV (19), SC Freiburg (19) und Eintracht Braunschweig (16) zu diesem Zeitpunkt insgesamt 73 Punkte geholt.

Im laufenden Abstiegskampf setzen die betroffenen Vereine deshalb vor allem auf einen Faktor: auf die Schwäche der Konkurrenz. „Was jetzt noch Hoffnung macht? Dass die anderen auch nicht punkten“, meinte Hannovers Torwart Michael Esser nach dem 0:3 gegen Eintracht Frankfurt. Auch sein Trainer Thomas Doll sagte ganz offen: „Wir haben in den letzten Wochen und Monaten viel Glück gehabt, dass wir immer noch die Chance haben, an die Nicht-Abstiegsplätze heranzurücken. Normalerweise bist du mit 14 Punkten schon längst abgeschlagen.“

Am nächsten Sonntag wird zum ersten Mal seit Mitte Dezember wieder richtig Bewegung in den Abstiegskampf kommen. Dann spielt der Drittletzte Stuttgart gegen den Vorletzten Hannover (15.30 Uhr/Sky). Sollte Hannover gewinnen, würden sie die beiden direkten Abstiegsplätze zum ersten Mal seit mehr als drei Monaten wieder verlassen. Sollte Hannover verlieren, wäre der Anschluss an den Relegationsplatz erst einmal weg.

Im Gegensatz zum 1. FC Nürnberg, der vor und während dieser Saison kaum Geld hatte, um einen nicht bundesliga-tauglichen Kader entscheidend zu verstärken, haben sich Stuttgart und Hannover selbst verschuldet in diese Situation gebracht. Beide Vereine holten im Sommer die falschen Spieler. Bei beiden sind die wirklich wichtigen Spieler verletzt oder außer Form. Die Unterstützung im eigenen Stadion fehlt auch immer wieder, weil sich in Stuttgart wie Hannover einige Fan-Gruppen an der eigenen Vereinsführung abarbeiten.

Für den VfB spricht, dass er von allen vier Clubs im Tabellenkeller noch immer den stärksten Kader hat und als einziger im Moment so etwas wie eine ansteigende Form zeigt. „Für mich gibt es eine klare Tendenz nach oben“, sagte Trainer Markus Weinzierl. In Hannover haben sie das nach einem Sieg gegen Nürnberg auch schon einmal gedacht, weshalb Thomas Doll nur ganz salopp sagt: „Die, die wenigsten Fehler machen, bleiben in der Liga. Die anderen gehen duschen.“ (dpa)



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