Völler bei 4:4-Tor-Tortur vor Kollaps

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Javier Hernandez schoss zwei Tore für Leverkusen.Foto: Marius Becker/dpa
Epoch Times21. Oktober 2015
Irre, verrückt, wahnsinnig. Sportchef Rudi Völler stand vor dem Kollaps, Trainer Roger Schmidt war völlig euphorisiert, und Vereinsboss Michael Schade will ohne Arzt an der Seite so etwas nicht noch einmal erleben.

Die spektakuläre 4:4-Tor-Tortur von Bayer Leverkusen in der Champions League gegen den AS Rom kostete Nerven. „Wenn wir das fünfte Tor noch machen, wäre hier das Stadion abgerissen worden“, fürchtete Völler. „Auch so sind wir ein kleiner moralischer Sieger. Es war ein Spektakel.“

Es war ein Drama in drei Akten, der in Italien mehr als überflüssige Tragödie empfunden wurde. Der Werksclub lag schnell mit 2:0 durch Treffer von Javier „Chicharito“ Hernández (4./Handelfmeter und 19.) in Führung, die der italienische Vizemeister mit dem Doppelpack von Daniele De Rossi (29./38.) vor der Pause ausglich. Als Miralem Pjanic (54.) und Lago Falqué (73.) die Römer zum 4:2 geschossen hatten, schien alles gelaufen. Doch Kevin Kampl (84.) und Admir Mehmedi (86.) gelang noch der unglaubliche 4:4-Ausgleich.

„Die spinnen, die Römer“, kommentierte „La Gazzetta dello Sport“ die vertane Siegchance prägnant. „Was für eine Schönheit, was für eine Traurigkeit“, schrieb „La Repubblica“ am Mittwoch, „wie viel fußballerisches Verderben, wie viele Wunder und Katastrophen konzentriert in wenigen Minuten.“

Auch für den Bayer-Chefcoach war es alles andere als ein „normales Fußballspiel“. „Erst schienen wir sicher auf der Siegerstraße, danach sicher auf der Verliererstraße und am Ende hatten wir eine Riesenchance, um 5:4 zu gewinnen“, fasste der geschaffte Schmidt die Achterbahnfahrt zusammen. „So etwas geht nicht spurlos an mir vorbei.“

Mit dem furios geretteten Punkt hat Bayer weiterhin die Chance, ins Achtelfinale der Champions League einzuziehen. „Es hat sich nichts verändert. Wir sind immer noch vor Rom und haben es in der Hand“, sagte Völler. Vor den letzten drei Partien führt Titelverteidiger FC Barcelona, der 2:0 bei BATE Borissow gewann, die Gruppe E mit sieben Punkten vor Leverkusen (4), den Weißrussen (3) und Rom (2) an.

„Nach einem 2:4 kommt nicht jede Mannschaft so zurück“, meinte Bayer-Profi Kevin Kampl, der mit seinem Traumtreffer ins linke, obere Toreck zum 3:4 die Wende zum kleinen Happy End einleitete. „Wenn wir unsere Leistung in Rom zu hundertprozentig bringen, können wir da auch gewinnen.“

Immerhin klappt es mit dem Toreschießen bei den Leverkusenern wieder, die zuletzt in neun Bundesligaspielen nur achtmal getroffen hatten. „Wenn mir jemand vorher gesagt hätte, wir schießen vier Tore, hätte ich klar auf Sieg gesetzt“, meinte Schade. „Es ist makaber. Letzte Woche hatten wir es noch mit der Chancenverwertung und unsere Defensivabteilung hat alles weggeputzt“, befand Völler.

„Wir freuen uns, vier super schöne Tore geschossen zu haben. Das ist etwas, was uns gut tun wird“, sagte Schmidt, der nach den vier Gegentreffern kein Defensivproblem heraufziehen sieht: „Wir haben in der Champions League bisher wenig Tore erhalten – auch in der Bundesliga nicht. In so einem Spiel kann das mal passieren.“

Bei Bayer 04 kann aber eine Menge passieren. Nach dem 3:0 in der Champions-League-Qualifikation gegen Lazio Rom verlor eine leblose Werkself bei Bayern München (0:3). Und nach dem trotz des 1:2 glanzvollen Auftritts beim FC Barcelona folgten zwei magere Remis gegen Augsburg (1:1) und in Hamburg (0:0). „Das Spiel noch so gekippt zu haben, ist für die Moral in den kommenden Partien wichtig“, sagte Schade mit Blick auf die Liga-Begegnung am Samstag gegen den VfB Stuttgart und dem Pokal-Spiel beim Drittligisten Viktoria Köln.

(dpa)

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