Von Löwen und Schafen: Mercedes will kein neues Gift-Duell

Ein gestählter Valtteri Bottas setzt Formel-1-Champion Lewis Hamilton in diesem Jahr heftig zu. Noch begegnen sich die Mercedes-Piloten mit Respekt. Doch bleibt das auch so, wenn nur diese beiden um den Titel fahren?
Titelbild
Einen eventuell aufkommenden Konkurrenzkampf zwischen den Mercedes-Piloten Valtteri Bottas (r) und Lewis Hamilton will Motorsportchef Wolff zeitig unterbinden.Foto: Andy Wong/AP/dpa
Epoch Times9. Mai 2019

Der Rekordstart der Silberpfeile weckt bei Teamchef Toto Wolff böse Erinnerungen. Drei Jahre ist es her, als in Barcelona der vergiftete Titel-Zweikampf der Mercedes-Stars Lewis Hamilton und Nico Rosberg in einem kapitalen Crash eskalierte.

Wenn die Formel 1 wieder in Spanien ihre Europa-Saison beginnt, will Wolff nach vier Doppel-Erfolgen in Serie ein ähnliches Szenario zwischen Hamilton und Stallrivale Valtteri Bottas unbedingt verhindern. „Wir wollen, dass sie Löwen im Auto sind, also kann man nicht das Verhalten von Schafen erwarten. Aber der Respekt muss gleichermaßen vorhanden sein“, sagt Wolff.

Die Narben des beinharten Stallduells von Hamilton mit Rosberg sind nur mühsam verheilt. In den vergangenen zwei Jahren war Rosbergs Nachfolger Bottas nicht stark genug, den britischen Superstar über eine Saison hinweg herauszufordern. Hamilton war die Nummer eins, das half dem Teamfrieden, zumal der Kampf gegen die erstarkten Ferrari für einen gemeinsamen Fokus sorgte. In diesem Jahr aber scheint Mercedes wieder so dominant wie zuletzt 2016 – und Bottas ähnlich hungrig und formverbessert wie damals Rosberg.

„Es erinnert mich schon ein bisschen an diese Situation“, räumt auch Wolff ein. Noch sei das Verhältnis der beiden Piloten vorbildlich. „Da laufen kaum Spielchen im Hintergrund, darüber bin ich sehr froh. Aber wir müssen aufpassen, weil wir schon einmal eine Beziehung in die Brüche gehen sahen“, sagt der 47 Jahre alte Österreicher.

Mit Rosberg verband Hamilton einst eine Freundschaft aus Kindertagen, gespeist aus einer gemeinsamen Rennfahrer-Jugend. Der Riss aus der Mercedes-Zeit ist bis heute nicht wirklich gekittet. Für Bottas indes hat Hamilton viel Lob übrig, obwohl der Finne ihn in den ersten vier Saisonläufen zweimal düpierte und mit 87 Punkten einen Zähler vor dem Fünffach-Champion die WM anführt. „Wir hatten immer viel Respekt voreinander – und so wird das auch bleiben“, sagt Hamilton. Man verhalte sich im Duell auf der Strecke „wie Gentlemen“, beteuert der 34-Jährige.

Und doch blitzte zuletzt in Baku auch ein anderer Hamilton durch. „Zu nett“ sei er gewesen, als er Bottas in Baku nach dem Start in Kurve eins den Vortritt ließ, bemerkte der Weltmeister. Diese Nettigkeiten dürfte er künftig überdenken, wenn es weiter so eng bleibt.

Bottas wirkt seit der Rückkehr aus der Winterpause gestählt. Im Vorjahr rutschte er in die Sinnkrise, weil er mehrfach für Hamilton Platz machen musste und am Ende sieglos blieb. In der finnischen Heimat fand er über den Jahreswechsel neue Kraft, sein verwegener Bart ist äußerliches Signal erneuerter Angriffslust. Große Worte aber sind dem 29-Jährigen aber weiter fremd, auch wenn er schon 35 Punkte vor dem WM-Dritten Sebastian Vettel im Ferrari liegt. „Mein Selbstvertrauen ist intakt. Ich möchte einfach nur so weitermachen“, sagt Bottas.

Genau dieser Finnen-Mix aus Eiseskälte, Beharrlichkeit und Willenskraft, seit den Weltmeistern Mika Häkkinen und Kimi Räikkönen auch der Konkurrenz als „Sisu“ bekannt, könnte Hamilton gefährlich werden – und vielleicht bald wieder zur Weißglut treiben. So weit aber will Teamchef Wolff es auf keinen Fall kommen lassen. „Wenn das jemals wieder der Fall sein sollte, wie bei Nico und Lewis, dann würden wir ganz sicher Gelbe und Rote Karten verteilen“, betont Wolff. Soll also niemand sagen, er sei nicht gewarnt worden. (dpa)



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion