WADA-Report II: Enthüllung lässt IAAF noch mehr zittern

Titelbild
Am Donnerstag der zweite Teil des Reports der WADA-Untersuchungskommission zu Doping und Korruption in der Leichtathletik präsentiert.Foto: Kimimasa Mayama/dpa
Epoch Times13. Januar 2016

Düsseldorf (dpa) – Die Sport-Welt blickt am Donnerstag mit großer Spannung auf den kleinen Münchner Vorort Unterschleißheim. Dort wird um 15.00 Uhr der zweite Teil des Reports der Untersuchungskommission der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) zu Doping und Korruption in der Leichtathletik präsentiert.

Nach neuen Enthüllungen, wonach der Weltverband IAAF seit 2009 von systematischem Doping in Russland gewusst habe und seine Funktionäre mitgeholfen hätten, die Dimension vor den Olympischen Spielen 2012 in London zu vertuschen, dürfte die IAAF nun noch mehr zittern.

Ohnehin hatte Kommissionschef Richard Pound, der mit Richard McLaren und dem deutschen Kriminalbeamten Günter Younger die Ermittlungen leitete, schon bei der Vorstellung des ersten Berichts zum Doping in Russland am 9. November 2015 einen „Wow-Effekt“ angekündigt.

Bei dem erwarteten zweiten Paukenschlag dürfte es auch um die Machenschaften des von der französischen Justiz wegen des Verdachts der Geldwäsche und der Bestechlichkeit angeklagten früheren IAAF-Präsidenten Lamine Diack (1999-2015) und seiner Entourage gehen. War es nur ein kleiner Kreis von Handlangern und Mitwissern um den Senegalesen, die positive Dopingproben gegen Bares vertuscht haben, oder gab es doch ein System der Korruption unter dem IAAF-Dach?

Am Montag hatte die IAAF das in einem Bericht an die WADA noch bestritten, einen Tag später weckten der Nachrichtenagentur AP zugespielte E-Mails, Briefe und Berichte erhebliche Zweifel. Danach hätten schon 2009 Untersuchungen der IAAF anhand von exakteren Blutproben für den Athletenpass „schockierende Einsichten“ in den Umfang des russischen Dopings ermöglicht.

So schrieb der damalige IAAF-Generalsekretär Pierre Weiss an den inzwischen lebenslang gesperrten russischen Verbandspräsidenten Walentin Balachnitschjow, dass wegen der auch lebensbedrohlichen Blutwerte russischer Athleten „drastische Maßnahmen“ erforderlich seien. So hätten Tests bei der WM 2009 in Berlin, wo Russland 13 Medaillen gewann, Hinweise auf systematisches Blutdoping erbracht.

Wie aus den IAAF-internen Dokumenten hervorgehen soll, sei vor den London-Spielen vorgeschlagen worden, unbekanntere Athleten zu sanktionieren, um das wahre Ausmaß zu verdecken und die Stars davor zu bewahren, „elf WM-Titel und einige EM-Titel“, die mit Doping gewonnen wurden, wieder zu verlieren.

„Die WADA-Kommission hat mehr herausgefunden, als wir es selber konnten“, meinte Weiss. In einer Stellungnahme der WADA am Mittwoch wurden die neuen Enthüllungen „sehr besorgniserregend“ genannt.

Nach Bekanntwerden dieser weiteren IAAF-Interna darf man noch mehr darauf gespannt sein, was die Ermittlungen des Pound-Gremiums erbracht haben. Es untersuchte Vorwürfe von ARD und der „Sunday Times“, die im August 2015 eine IAAF-interne Liste mit 12 000 Bluttests von 5000 Läufern aus den Jahren 2001 bis 2012 ausgewertet und bei rund 800 Athleten dopingverdächtige Werten entdeckt hatten.

Diese IAAF-Liste wurde nach dpa-Informationen von dem WADA-Gremium wohl nur teilweise und mit Schwerpunkt auf die russischen Athleten geprüft. Nicht ergründet worden sein soll, warum zum Beispiel für Läufer aus Kenia, die zu den Besten der Welt gehören, seit 2006 von der IAAF keine Bluttests im Training mehr veranlasst wurden.

„Die Reaktion auf den zweiten WADA-Bericht ist von großer Bedeutung für die Glaubwürdigkeit der handelnden Personen“, sagte Clemens Prokop, Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbandes. „Es geht darum, den Sumpf trocken zu legen.“ Es seien bisher ein paar Schritte gemacht, aber es seien auch noch viele Dinge aufzuklären. Prokop: „Zum Beispiel, wie Doping belastet sind noch andere Länder.“

Der frühere WADA-Präsident Pound begrüßt zwar, dass die IAAF Russland nach dem ersten Report suspendiert hat, kritisiert jedoch den noch wenig ausgeprägten Reformeifer innerhalb des Weltverbandes. „Die IAAF ist eine Organisation im 21. Jahrhundert mit einer Struktur aus dem 19. Jahrhundert“, sagte der Kanadier jüngst der britischen Zeitung „The Times“ und attackierte Präsident Sebastian Coe und den Vizepräsidenten Sergej Bubka: „Beide hatten bereits vor Jahren als Vizepräsidenten mit ihren Erfahrungen die Möglichkeit, aus Fehlern aus der Vergangenheit zu lernen.“



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion