Was dem US-Sport durch die Corona-Krise verloren geht

Kirschkernweitspucken statt Profisport: Die Corona-Krise hat auch auf den Sport in den USA massive Auswirkungen, insbesondere finanziell. Bemerkenswert ist, dass es darüber in dem kapitalistisch geprägten Land kaum öffentlich Klagen gibt, sondern Solidarität vorherrscht.
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In den USA gehen dem Sport duch die Corona-Krise Milliarden verloren: Leeres Basketball-Stadion.Foto: Paul Kitagaki Jr./ZUMA Wire/dpa/dpa
Epoch Times20. März 2020

Von lautem Wehklagen wie aus der Fußball-Bundesliga sind die großen US-Ligen weit entfernt. Der finanzielle Schaden in der NBA, NHL, MLS und MLB durch die Corona-Krise aber ist gigantisch und übersteigt den des wichtigsten deutschen Sportproduktes um ein Vielfaches.

Mindestens fünf Milliarden US-Dollar (umgerechnet rund 4,7 Milliarden Euro) verlieren Ligen und Teams in den USA laut einer Analyse des Magazin „Forbes“. Sollten die Saisons nicht beendet werden können, steigt diese Summe demnach auf mindestens zehn Milliarden Dollar. Zur Erinnerung: Der Bundesliga drohen bei einem Abbruch etwa 750 Millionen Euro durch die Lappen zu gehen.

„Egal ob Sport oder nicht Sport – die komplette Wirtschaft ist davon extrem betroffen. Da wird noch einiges auf uns zukommen, das trifft alle Industrien gerade extrem schwer“, sagte der deutsche Basketball-Nationalspieler Maxi Kleber der Deutschen Presse-Agentur. „Natürlich: Die NBA ist eine riesen Geldfabrik. Da geht jetzt einiges verloren erst mal. Aber das Wichtigste ist die Gesundheit aller Menschen, deswegen ist das wirklich zweitrangig.“

Bemerkenswert: Obwohl die NBA an einem besonders kritischen Punkt steht, weil ein großer Teil der TV-Gelder nach Angaben des Rechte-Experten Chris Bevilacqua direkt an die Playoffs gekoppelt ist, zählten Clubs und vor allen Spieler aus der besten Basketball-Liga der Welt zu den ersten, die sich mit Zusagen für Spenden um die Schwachen in der amerikanischen Gesellschaft kümmerten.

Mark Cuban etwa, Klebers Boss bei den Dallas Mavericks und Besitzer des langjährigen Teams von Dirk Nowitzki, dachte schon in seinem ersten Live-Interview wenige Minuten nach Bekanntgabe der Saisonunterbrechung und während seine Mavericks noch spielten, an die vielen Arbeiter, die auf Stundenlohnbasis angestellt sind und denen nun für unbestimmte Zeit ein großer Teil des Einkommens wegbricht.

Der 19 Jahre alte Jungstar Zion Williamson von den New Orleans Pelicans versprach, 30 Tage lang das Gehalt der Leute zu übernehmen, die in der Halle unter normalen Umständen Popcorn und Getränke verkauft, Toiletten geputzt oder Tickets kontrolliert hätten. Inzwischen haben dutzende Teams aus den US-Ligen Spenden an Fonds zugesagt, die sich um die Hallen-Arbeitskräfte kümmern sollen.

Wie den ganzen mittelbar betroffenen Geschäften geholfen werden soll, ist dagegen unklar. Denn selbst auf die NFL, deren erstes Saisonspiel erst im September ausgetragen wird, hat die Pandemie jetzt schon Auswirkungen. Im April sollen beim sogenannten Draft in Las Vegas die besten neuen Spieler von den Mannschaften ausgewählt werden. Die Liga hat längst entschieden, dass das in diesem Jahr ohne Zuschauer geschehen wird. Was das in Zahlen bedeutet, ist schwer zu sagen, aber 2019 kamen etwa 600.000 Menschen dafür nach Nashville – und gingen dort Essen, buchten Hotelzimmer, kauften ein.

Hart ist die Corona-Krise auch für die TV-Sender in den Staaten. Für manche ist es vergleichsweise leicht, die fehlenden Live-Spiele mit Shows oder Filmen zu ersetzen. Für reine Sportsender wie ESPN dagegen ist es ein massives Problem. Die Lösung in den meisten Fällen: Spiele aus der Vergangenheit zeigen. Wie groß die Not ist, zeigt aber das Programm von ESPN2 an diesem Sonntag, das dann wie sonst nur am 8. August zu ESPN8: The Ocho umbenannt wird. Zu sehen sind dann: Kirschkernweitspucken, die Death Diving Weltmeisterschaften oder die College-Meisterschaften in Spikeball. (dpa)



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