Wie geht es auf Schalke weiter? – Trio will Richtung weisen

Noch sind viele Fragen auf Schalke nach dem Rücktritt von Aufsichtsratschef Tönnies und der schlimmsten sportlichen Negativserie des Clubs ungeklärt. Antworten will der angeschlagene Verein am heutigen Mittwoch geben.
Titelbild
Wie es auf Schalke weitergeht weiß vorerst nur der Himmel: Das Logo des FC Schalke 04 auf dem Dach der Geschäftsstelle.Foto: Fabian Strauch/dpa/dpa
Epoch Times1. Juli 2020

Das Thema Clemens Tönnies auf Schalke ist erledigt, viele Fragen beim sportlich und wirtschaftlich taumelnden Fußball-Bundesligisten sind aber noch offen.

– Wie geht es nach 19 Jahren mit dem Aufsichtsratschef Tönnies und dem vorherigen Abschied von Finanzchef Peter Peters beim FC Schalke 04 weiter?

– Wird es nun endgültig die immer wieder diskutierte Ausgliederung der Fußball-Abteilung in eine Kapitalgesellschaft geben?

– Bekommt der Revierclub tatsächlich eine Landesbürgschaft in Höhe von bis zu 40 Millionen Euro, um den Club-Fortbestand zu sichern?

– Wird es bei den Spielern tatsächlich eine Gehaltsobergrenze von 2,5 Millionen Euro pro Jahr geben?

– Wie geht es sportlich nach der schlimmsten Negativkrise des Clubs mit 16 sieglosen Spielen in Serie weiter?

– Warum hält Schalke an Trainer David Wagner fest?

– Wie stellt sich Wagner künftig seine Arbeit vor?

– Ist Schalke überhaupt zu retten?

Antworten auf all diese Fragen will Schalke am heutigen Mittwoch geben. Eigentlich wollten Sportchef Jochen Schneider und Trainer Wagner um 11.00 Uhr auf einer Pressekonferenz die Ergebnisse ihrer Analyse einer völlig aus dem Ruder gelaufenen Saison präsentieren. Dabei sollen sportliche Konsequenzen verkündet werden. Nach dem Tönnies-Rücktritt ist kurzfristig auch Marketing-Chef Alexander Jobst dabei und dürfte Angaben zur künftigen Schalker Struktur machen.

Die Nachfolge von Tönnies ist bereits geregelt. Der Schalker Aufsichtsrat wählte am Dienstag in seiner Sitzung den bisherigen Stellvertreter Jens Buchta zum neuen Vorsitzenden. Der 57 Jahre alte Rechtsanwalt, der dem Gremium bereits seit 2006 angehört, hatte Tönnies schon während dessen dreimonatiger Pause im vergangenen Jahr vertreten. Damals hatte sich Tönnies für einige Zeit aus der Fußball-Öffentlichkeit zurückgenommen, weil er mit Äußerungen über Afrikaner für einen Skandal gesorgt hatte, die als rassistisch eingestuft worden waren.

Nach dem Corona-Ausbruch in seinem Fleischbetrieb und bekannt gewordenen Details zu den Arbeitsbedingungen dort wurden die Proteste der Schalke-Fans gegen den 64-Jährigen so laut, dass er nicht mehr zu halten war als Aufsichtsratsboss.

Sein Rücktritt mag dem Club aktuell wie eine Erleichterung vorkommen. Ob er dauerhaft ohne den charismatischen Milliardär, der Schalke auch finanziell mit Darlehen stets unter die Arme gegriffen hatte, bestehen kann, ist offen. „Jetzt sind diejenigen gefragt, die Clemens Tönnies unbedingt loswerden wollten“, sagte die 70 Jahre alte Schalker Legende Klaus Fischer dem Internetportal t-online.de. „Die muss man jetzt in die Pflicht nehmen. Ich erwarte nur Neunmalkluge, die alles besser wissen.“

Fischer plädierte einmal mehr dafür, die Fußball-Abteilung auszugliedern. „Und wenn wir das nicht machen, wird es ganz, ganz schwer. Und jetzt verliert man offenbar den einen, der da war, wenn es brenzlig wurde. Denn Tönnies hat immer wieder den Verein unterstützt, wenn es nötig war“, sagte Fischer weiter. „Man darf nicht vergessen: Tönnies hätte auch die Kontakte gehabt, die im Falle einer Ausgliederung ein Millionenpaket geschnürt hätten.“

Zunächst einmal soll laut übereinstimmenden Medienangaben offenbar ein Darlehen samt NRW-Landesbürgschaft den Schalker Betrieb am Laufen halten. Ob es einen entsprechenden Antrag gebe, wollte Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) am Vortag nicht sagen. Eine Zusage der Bürgschaft dementierte er allerdings. Widerstand gegen die angeblichen Pläne gab es bereits von der Opposition in NRW und aus der Bundes-SPD. „Ich bin wie viele andere auch eher irritiert gewesen, als ich das gehört habe“, sagte der stellvertretende SPD-Vorsitzende Kevin Kühnert dem „Westfalen-Blatt“ (Mittwoch).

Zwar sei es okay, wenn die Politik einen Arbeitgeber und dessen Jobs schützen wolle. „Aber es stellt sich natürlich die Frage, wo setzt man jetzt in Zukunft die Grenze?“, meinte Kühnert. „Ist jeder Verein in jeder Liga für die Politik systemrelevant und muss gerettet werden? Oder gilt das erst ab einer bestimmten Mitglieder- und Zuschauerzahl? Oder hängt es von einer Jahreszahl ab, mit der man seine Tradition ausweisen kann?“

© dpa-infocom, dpa:200630-99-625487/2 (dpa)



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