Wut und Enttäuschung bei deutschen Handballern nach WM-Aus

Das vorzeitige WM-Aus hat die seit einem Jahr anhaltende Euphorie um Handball-Europameister Deutschland erheblich gedämpft. Der Verband will den Weg an die Weltspitze dennoch konsequent weitergehen - nur mit wem?
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Die deutschen Handballer scheiterten bei der WM an Katar.Foto: Marijan Murat/dpa
Epoch Times23. Januar 2017

Nach dem abrupten WM-Ende schwankte die Stimmung bei den frustrierten deutschen Handballern zwischen Wut und Enttäuschung. Der unerwartete Rückschlag im WM-Achtelfinale setzte den vor einem Jahr als Europameister gefeierten Bad Boys mächtig zu.

„Ich bin gnadenlos enttäuscht. Wir hatten uns vorgenommen, Weltmeister zu werden“, redete Torhüter Andreas Wolff nach der 20:21-Pleite gegen Katar Klartext.

Auch Bundestrainer Dagur Sigurdsson war nach dem vorzeitigen Ende seiner Erfolgsära bedient. „Es ist mit Abstand die größte Enttäuschung. Natürlich hätten wir uns alle mehr vorgestellt“, räumte der Isländer ein. Das unvollendete Werk des 43-Jährigen sollen nun entweder Christian Prokop oder Markus Baur weiterführen. „Mit der Trainersuche werden wir uns jetzt intensiver beschäftigen, nachdem die WM für uns gelaufen ist“, kündigte DHB-Vizepräsident Bob Hanning an.

Spätestens bis zum 1. Juli soll die Nachfolge geregelt sein. „Wir werden uns jetzt in aller Ruhe hinsetzen, wir haben keine Eile“, sagte Hanning. Den herben Rückschlag nahm er – zumindest äußerlich – relativ gelassen hin. „Ich habe immer gesagt, dass wir Zeit brauchen, etwas Großes aufzubauen. Dabei haben wir jetzt schon eine olympische Bronzemedaille und EM-Gold geholt. Von daher ist der Schnitt nicht so verkehrt“, verwies Hanning auf die Erfolge des Vorjahres.

Für die Spieler war dies nur ein schwacher Trost. „Das ist ein bitterer Rückschlag für uns als Mannschaft. Wir sind alle im Kopf leer, hatten uns das ganz anders vorgestellt“, erklärte Kreisläufer Patrick Wiencek. Rückraumspieler Paul Drux beschrieb die Stimmungslage mit drastischen Worten: „Das ist ein total beschissenes Gefühl.“

EM-Held Wolff legte den Finger in die Wunde. „Wir wollten in dieser Halle das Halbfinale gegen Frankreich spielen, aber vielleicht waren wir mit den Köpfen zu weit in der Zukunft. Wenn man nicht mit positiven Emotionen dabei ist, sondern Angst hat und sich nur Gedanken darüber macht, was wäre wenn, dann passieren solche Fehler, wie wir sie die gesamte Zeit gemacht haben“, schimpfte der Kieler. Zum Abschied erlaubte er sich jedoch einen zuversichtlichen Blick nach vorn: „In zwei Jahren haben wir wieder die Chance, Weltmeister zu werden. Da haben wir das Publikum im Rücken.“

Das bittere Aus gegen Katar, dass die DHB-Auswahl trotz einiger fragwürdiger Schiedsrichterentscheidungen in der Schlussphase selbst verschuldet hatte, soll die Bad Boys auf dem Weg zum angestrebten Olympiasieg 2020 nicht stoppen. „Wenn man die Struktur und das Alter der Mannschaft anschaut, glaube ich, dass sie eine gute Zukunft hat. Ich hoffe, die Jungs lernen aus solchen Spielen und kommen gestärkt wieder“, erklärte der für die WM reaktivierte Routinier Holger Glandorf. Und Hanning gab das Motto vor: „Jetzt heißt es schütteln, analysieren und besser machen.“ (dpa)



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