Zur Not einarmig: Luitz will trotz Schulterblessur jubeln

Die Vorzeichen sind kompliziert: Am grünen Tisch ausgebremst, an der Schulter verletzt, aber heiß auf die WM. Skirennfahrer Luitz will im Riesenslalom von Are Historisches schaffen. Eine Einschränkung nimmt er gerne in Kauf.
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Stefan Luitz will sich beim Riesenslalom auch nicht von einer Schulterverletzung bremsen lassen.Foto: Michael Kappeler/dpa
Epoch Times14. Februar 2019

Nach einem turbulenten Winter mit vielen Dämpfern will sich Stefan Luitz im WM-Riesenslalom von der lädierten Schulter nicht bremsen lassen – eine ganz spezielle Einschränkung nimmt er dafür gern in Kauf.

Was der Allgäuer mit seiner Sicherheitsschiene samt Tape-Verband am linken Gelenk nämlich nicht kann, ist wild jubeln. „Das sieht vielleicht ein bisschen komisch aus, aber mit einem Arm würde es auch gehen“, erzählte der 26-Jährige in Are grinsend zu einem möglichen Medaillengewinn – der übrigens ein historischer wäre.

Für den personell gebeutelten Deutschen Skiverband ist Luitz trotz der Verletzung die wohl größte Hoffnung in Schweden – Teamkollege Felix Neureuther wirkt vor seinem Slalom noch angeschlagener.

„Ich bin froh, dass ich überhaupt hier sein kann“, erzählte der Sportler vom SC Bolsterlang und verkündete vor dem Riesenslalom am Freitag (14.15/17.45 Uhr/ZDF und Eurosport): „Ich fühle mich fit, auch von der Schulter her, sonst wäre ich nicht hierher gekommen. Ich will nicht nur mitfahren, um mitzufahren, sondern vorne mitmischen.“

Nach einem famosen Saisonstart mit dem vermeintlichen Sieg in Beaver Creek schien sich Luitz tatsächlich neben dem österreichischen Ski-Star Marcel Hirscher als Gold-Kandidat für die WM zu profilieren. Dann aber setzte es Rückschläge en masse.

Zunächst kam heraus, das ihm eine nachträgliche Disqualifikation droht, weil er in den USA unerlaubterweise Flaschensauerstoff eingeatmet hatte. Verunsichert von der Entwicklung patzte Luitz bei zwei Weltcups. Als er sich fing, fiel er im Januar in Adelboden auf seine Schulter und kugelte sich das Gelenk aus. Zu allem Überfluss wurde die Streichung seines Erfolg von Beaver Creek durch den Weltverband FIS offiziell.

All die Sorgen sollen aber ausgeblendet werden, der früher schludrige Rennfahrer arbeitet – auch mit Hilfe eines Mentalcoaches – an seinem Optimismus. Nach dem Training am Donnerstag verließ Luitz grinsend die Piste, nachdem er sich aus seiner Plastikorthese geschält hatte.

Er kann in Are Historisches vollbringen: Bis auf Markus Wasmeiers zwei Goldmedaillen bei der WM 1985 in Bormio sowie den Olympischen Winterspielen 1994 in Lillehammer hat Deutschland keinen Podestplatz bei Großereignissen im der Disziplin Riesenslalom vorzuweisen.

Im Rennen spüre er keine Einschränkung, sagte der Techniker. „Ich kann normal starten, ganz normal anschieben, kann Tore touchieren, da passiert überhaupt nichts.“ Gefährlich kann es nur werden, wenn auf der Strecke Unvorhergesehenes passiert, er etwas ausgehoben wird und mit den Armen die Balance wiederherstellen oder sich gar mit der Hand im Schnee abstützen muss. Doch genau dafür sind die Schiene und der Tape-Verband da. „Ich bin im Training nie in eine Situation gekommen, wo ich Angst hatte oder Schmerz verspürt habe“, erzählte Luitz.

„Dem Stefan geht es richtig gut“, sagte auch Wolfgang Maier, der in seiner Zeit als Chef des deutschen Alpin-Teams noch auf einen Weltmeister oder Olympiasieger aus der DSV-Männer-Truppe wartet. Sollte es ausgerechnet diesmal mit der Medaille klappen, dann würden die Deutschen auch einen einarmigen Jubel in Kauf nehmen. (dpa)



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