„Völlig unzureichend vorbereitet“: Lehrerverband fürchtet Desaster bei Vergabe des Digitalpakts

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Schüler arbeiten mit einem Tablet. Die Videoplattform YouTube dürfte eine der meistgenutzten Apps auf den Smartphones von Kindern und Jugendlichen sein.Foto: Martin Schutt/dpa
Epoch Times12. Juni 2019

Der Deutsche Lehrerverband (DL) hat vor einem Desaster bei der Vergabe des mit fünf Milliarden Euro dotierten Digitalpakts Schule gewarnt. Durch „Dilettantismus und fehlende pädagogische Konzepte droht viel Geld in den Sand gesetzt zu werden“, sagte der Präsident des Lehrerverbands, Heinz-Peter Meidinger dem „Handelsblatt“. Und anders als versprochen würden „wohl nur ganz wenige Schulen bereits zu Beginn des nächsten Schuljahres in den Genuss von neuer Ausstattung kommen“, so der Verbandschef weiter.

Bund und Länder hatten den Digitalpakt nach zweijährigen Verhandlungen und einer Grundgesetzänderung Mitte Mai unterschrieben. Die Kommunen, die als Schulträger die Gelder beantragen müssen, seien aber „nur völlig unzureichend vorbereitet“, beklagt der Lehrerverband. Daher würden Beschaffungsmaßnahmen nun „völlig überhastet in Auftrag gegeben, ohne diese auch auf pädagogische Nachhaltigkeit zu prüfen“, so Meidinger.

Eigentlich fordert der Digitalpakt Schule pädagogische Konzepte für die Anschaffung von IT – „ich kenne aber kaum Ministerien und Behörden, die inhaltlich und zeitnah in der Lage sind, solche Konzepte zu bewerten und gegebenenfalls zu korrigieren“, so der Verbandschef weiter. Zum Beispiel gebe es in Berlin vielfach „keinerlei aktuelle Information über den Umfang und den Zustand der technischen Schulausstattung“.

Die Eile beim Ausgeben der Digitalpakt-Gelder führe zudem dazu, „dass viele Investitionen gestückelt werden müssen“, sagte Meidinger. So habe etwa Bayern bereits eigene Schul-Digitalisierungs-Programme gestartet, „die aber vor Ort nicht mit der Bundesförderung verknüpft werden können“. Die Folge sei, „dass Investitionen nebeneinander betrieben werden, ohne dass sie zusammenpassen“, so der Lehrerverbandschef weiter.

Wegen der nicht abgestimmten Investitionen in WLAN, interne Schulnetze, Whiteboards oder Laptops drohten „Tausende von Insellösungen“. Das schade dann nicht nur der Qualität, sondern mache auch die Wartung komplizierter und treibe vor allem auch die Kosten in die Höhe. Der Lehrerverband fürchte, dass sich „aufgrund des dilettantischen Vorlaufs bald herausstellen könnte, dass sich an den Schulen qualitativ wenig ändert“, sagte Meidinger dem „Handelsblatt“. (dts)



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