Minderwertige Lithium-Ionen-Akkus gefährden Sicherheit von Nutzern – und Piloten

Lithium-Ionen-Akkus sind der Stand der Technik und in vielen Geräten verbaut, aber auch ein Sicherheitsrisiko. Nach mehreren Vorfällen an Bord von Flugzeugen gelten für das Mitführen elektronischer Geräte vielfach Sonderregelungen – die mitunter einfach ignoriert werden und so Nutzer und Piloten gefährden.
Titelbild
Ein explodierter Lithium-Ionen-Akku eines Smartphones.Foto: iStock
Von 3. Februar 2020

Der Bluetooth-Kopfhörer fängt im Regal plötzlich Feuer. Auf dem Schreibtisch brennt es, wo gerade noch das Notebook geladen wurde. Und im Keller schlägt der Rauchmelder Alarm, weil der neue Akkustaubsauger beim ersten Ladevorgang in Flammen steht. Diese Brandfälle hat das Institut für Schadenverhütung und Schadenforschung in jüngster Vergangenheit untersucht, und dabei immer die gleiche Ursache festgestellt: thermisch durchgehende Lithium-Ionen-Akkus.

„Mit der Lithium-Akkutechnologie geht unserer Erfahrung nach eine klare, wenn auch keine unverhältnismäßige Brandgefahr einher“, sagt Dr. Hans-Hermann Drews, Geschäftsführer des IFS. Bei technischen Mängeln oder unsachgemäßer Handhabung können Gefahren entstehen.

Betroffen ist eine breite Produktpalette von der Computermaus bis zum Elektrofahrzeug. Lithium-Ionen-Akkus (Li-Ion) haben gegenüber anderen Akkumulatoren wie beispielsweise Blei-Akkus den Vorteil einer höheren Energiedichte. Dies ermöglicht eine verhältnismäßig kleine, leichte Bauweise.

Einerseits macht sie diese Eigenschaft attraktiv für den Einsatz in immer mehr mobilen Anwendungen. Andererseits sorgt die hohe Energiedichte im Falle eines Defektes für eine starke Reaktion. Wenn eine einzelne Batterie beschädigt wird, kann sie sich entzünden und eine benachbarte Batterie erhitzen, wodurch sie Feuer fängt und eine unkontrollierbare Kettenreaktion mit katastrophalen Folgen auslöst.

Keine Lithium-Ionen-Akkus im Flugzeug

Schon eine einzige defekte Batterie kann ein Feuer auslösen. Im Dezember 2010 brach auf einem Air-France-Flug ein Feuer aus, nachdem das Handy eines Passagiers zwischen die Sitze gefallen war. Als der Stuhl sich bewegte, zerdrückte er die Batterie und löste ein Feuer aus.

Fünf Jahre später, zwischen 2014 und 2015, haben die ersten Fluggesellschaften den Versand von Lithium-Ionen-Batterien auf kommerziellen Flügen verboten. Darunter waren Delta Air Lines Inc., United Airlines Inc., Qantas airways Ltd., Air France, und Cargolux. Bei der Lufthansa gelten Sonderregelungen für bestimmte elektronische Geräte.

In einer gemeinsamen Erklärung an die Internationale Zivilluftfahrt-Organisation (ICAO) der Vereinten Nationen im April 2015 sagte der Verband, der alle großen Flugzeughersteller wie Boeing, Airbus und Bombardier sowie die Internationale Föderation der Pilotenvereinigung vertritt, dass das Mitführen von Lithium-Ionen-Batterien als Fracht derzeit „ein inakzeptables Risiko für die Luftfahrtindustrie“ darstelle.

Ganz gleich, wie streng die Vorschriften auch sein mögen, das eigentliche Problem sind nicht die Regeln, sondern ihre Einhaltung.

Wissentliche Gefährdung der Piloten und Missachtung der Vorschriften

Bob Richards, Vizepräsident für regulatorische Angelegenheiten bei Labelmaster, sagte im Juli 2015, dass 95 Prozent der Sicherheitsvorfälle mit Lithiumbatterien auf nicht konforme Transporte zurückzuführen seien. Labelmaster hat sich darauf spezialisiert, Unternehmen bei der Einhaltung der Vorschriften für den Gefahrguttransport zu unterstützen.

Der frühere Generaldirektor der International Air Transport Association (IATA) Tony Tyler sagte während eines Besuchs in Peking: „Enttäuschend ist, dass wir einige vorsätzliche Verstöße im Bereich der Lithiumbatterien sehen. Insbesondere hier in China. Zum Beispiel gibt es einen Lieferanten auf Alibaba, der behauptet, dass er 300-Wattstunden-Batterien als 100-Wattstunden-Batterien umetikettieren und sie sogar über den Standardpostdienst versenden wird“, sagte Tyler. Für Lithium-Ionen-Akkus mit 100 Wh gelten andere Regelungen als für leistungsfähigere Akkus.

Wir können „Unternehmen, die sich nicht an die Regeln halten und ihre nicht konformen Batterien in einfachen braunen Kisten an Bord von Flugzeugen“ versenden, nicht daran hindern, dies zu tun, fügte Richards hinzu. „Die Fluggesellschaften können sie nicht zurückweisen, wenn sie nicht wissen, was in der Kiste ist.“

„Wenn man Lithium-Ionen-Akkus in eine braune Kiste legt, die Feuer fängt und einen Frachtpiloten tötet, ist das nicht Mord?“, fragte Richards. James Woodrow, Leiter des IATA-Frachtausschusses und Chef von Cathay Pacific Cargo, sagte: „Das absichtliche Missachten von Vorschriften für Gefahrguttransport, die die Sicherheit von Flugzeugen gefährden, muss ebenso kriminalisiert werden wie andere Handlungen, die die Sicherheit von Flugzeugen gefährden“.

Sicherheitstipps für Lithium-Ionen-Akkus

Lithium-Ionen-Akkus sind derzeit Stand der Technik, und das IFS rät nicht von einer Verwendung ab. „Allerdings sollten Sie wissen, welchen Akkutyp Sie in Ihren Geräten verwenden, und im Falle von Lithium-Ionen-Akkus eine paar Sicherheitshinweise beachten“, sagt der Schadenforscher. Das Wissen über den Akku kann zudem die Frage klären, ob Sie Ihr Gerät mit in den Urlaubsflieger nehmen dürfen oder nicht.

Im Allgemeinen gilt, Lithium-Ionen-Akkus sind empfindlich gegen Hitze und Kälte. Sie sollten nicht in der Nähe starker Wärmequellen und bei Frostwetter zum Beispiel nicht über längere Zeit in der unbeheizten Garage oder im Kofferraum des Autos lagern. Auch mechanische Beschädigungen können wie 2010 bei Air France zum Defekt im Akku führen.

Da die meisten Brände nach Erfahrung des IFS in der Ladephase entstehen, sollten die Akkus auf nicht brennbarem Untergrund und nicht in unmittelbarer Nähe leicht brennbarer Materialien laden. Um Überladungen zu vermeiden, sollte zudem ausschließlich ein vom Hersteller empfohlenes Ladegerät verwendet und die Geräte nach dem Laden vom Netzteil getrennt werden.



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion