Twitter: Zombie-Agenten und eine Armee von Bots vor dem Brexit-Referendum

13.500 Twitter-User verschwanden urplötzlich unmittelbar nach dem Brexit-Referendum. "Wir glauben, dass diese Konten ein Netzwerk von Zombie-Agenten bildeten", erklärt Dr. Marco Bastos, Forscher der Univeristät London.
Titelbild
Twitter-Logo.Foto: Soeren Stache/Archiv/dpa
Epoch Times28. Oktober 2017

Die Universität London entdeckte, dass kurz nach dem Brexit-Referendum eine nahezu 13.500 Mann starke „Twitterbot-Armee“ von Twitter verschwand. So twitterten einer Studie zufolge 13.493 Personen fast 65.000 Nachrichten über gefälschte Twitter-Konten. Der Zeitraum betrifft vier Wochen vor dem Referendum.

Die Forscher Dr. Marco Bastos und Dr. Dan Mercea glauben, dass die Konten zur Unterstützung beider Seiten benutzt wurden. Sie wiesen nach, dass die Konten strategisch eingesetzt wurden. Sie wurden u.a. auffallend plötzlich deaktiviert, sodass die menschlichen Urheber unerkannt blieben. Einige Ergebnisse der Studie, die in der Zeitschrift „Social Science Computer Review“ veröffentlicht wurde:

  • 13.493 Benutzer löschten sich selbst oder wurden plötzlich von Twitter geblockt oder entfernt
  • 26.538 änderten plötzlich ihren Benutzernamen
  • 5% aller Twitterer während des Referendums wurden entweder gelöscht oder mit neuem Namen recycelt
  • 31% aller Bot-Nachrichten enthielten das Wort „Leave“, 17 % „remain“
  • Bots twitterten achtmal häufiger als andere User Slogans
  • 63 % der Links in Tweets existierten oder funktionierten nicht

Weitere wichtige Erkenntnisse:

  • Die meisten Beiträge waren Retweets, wobei 54% der Bots nie einen originalen Tweet verfassten.
  • Allein fünf Konten erzeugten 10% des gesamten Inhalts (@trendingpls, @EuFear, @steveemmensUKIP, @uk5am und @no_eusssr_thx)
  • Fake Accounts bekamen ihre Sprüche bis zu 600 mal wieder getweetet
  • Bots twitterten durchschnittlich fünf Beiträge (im Vergleich zu 1,2 von anderen Benutzern)

Ein großer Teil des Botnetzes unterstützte ein kleine Anzahl „echter“ Tweets

Die Autoren deckten zwei unterschiedliche Strategien für die Bereitstellung von Botnetzen auf. Ein Teil des Netzwerks war dazu bestimmt, andere Bots zu unterstützen, während der anderer Teil Inhalte von einer kleinen Anzahl menschlicher Benutzer bekam.

Zusätzlich zu den gelöschten Accounts änderten weitere 26.500 plötzlich ihren Namen, kurz nachdem die Wahllokale schlossen. Dies deutet darauf hin, dass es einen potentiellen Markt für Twitter-Bots gibt, die von einer Kampagne zur nächsten umgewidmet werden.

Ablauf der Studie

Die Forscher analysierten 39 Schlüsselhashtags und Schlüsselwörter, die mit dem Referendum verbunden sind und identifizierten 794.949 Accounts, die zehn Millionen Tweets über den Zeitraum von vier Wochen vom 10. Juni bis zum 10. Juli 2016 verschickten. Aus dieser Gruppe fanden sie dann 13.493 Konten, die dem Tweeting-Verhalten von Bots entsprachen.

Ein Beispiel für ein besonders aktiver Bot war ein Konto namens @trendingpls, das 2.474 Nachrichten verschickte. Die Bots waren hauptsächlich in der Woche vor der Abstimmung und am Vorabend der Wahlen aktiv.

Wie kann man einen Bot identifizieren?

  • Es gibt Zeiträume mit sehr hohem Posting-Aufkommen, gefolgt von einem Rückgang der Aktivitätsniveaus
  • Plötzliche Löschung zur gleichen Zeit wie andere vermutete Bots, dies folgt jedoch nicht den menschlichen Mustern, die durch Arbeit und Freizeit beeinflusst werden
  • Hohes Verhältnis von Retweets zu Tweets
  • Benutzernamen mit computergenerierten, ungewöhnlichen Wörtern
  • OftmaligeVerwendung von @
  • das Benutzerkonto wurde in den letzten zwei Jahren erstellt
  • Niedrige Wechselseitigkeit von Tweets (andere werden kommentiert, sie antworten jedoch nicht auf die Antwort).

Dr. Marco Bastos, der leitende Forscher des Projekts, sagte:

Wir glauben, dass diese Konten ein Netzwerk von Zombie-Agenten bildeten, aufgrund ihres orchestrierten Verhaltens und ihrer Bot-Merkmale.“

So können Twitterbots eine große Menge Nachrichten in einem Bruchteil der Zeit erschaffen, die aktive Nutzer für die gleiche Reichweite benötigten.

Dr. Mercea verweist darauf, dass es der Sinn dieser Bots war, künstliche öffentliche Unterstützung zu erzeugen, indem menschliche Benutzer und andere gefälschte Konten gepuscht wurden.

Das ist ein klarer Beweis für die strategische Kommunikation mit Bots, die dazu benutzt wurden, zu bestimmten Zeiten eine große Anzahl von Nachrichten zu posten, und die einen falschen Eindruck von öffentlicher Popularität gegenüber anderen Ideen erweckten.“

Quelle: 13,500-strong Twitterbot army disappeared shortly after EU referendum, research reveals

(ks)



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion