26.000 tote Vögel – Naturschutzbund identifiziert Erreger des Meisensterbens

Der Naturschutzbund identifizierte das Bakterium „Suttonella ornithocola“ als Grund des mysteriösen Meisensterbens Anfang April. Das Bakterium verursacht eine Lungenentzündung bei Blaumeisen. Andere kleine Meisen könnten ebenfalls betroffen sein.
Titelbild
Frühlingsbote: Eine Blaumeise sitzt in Dresden auf dem Zweig einer blühenden Zierkirsche.Foto: Sebastian Kahnert/dpa
Von 27. April 2020

Seit Anfang März werden in Deutschland auffallend viele Blaumeisen beobachtet, die krank wirken und kurz darauf sterben. Jetzt ist der Erreger des Meisensterbens identifiziert: Es ist ein Bakterium, das bei den Vögeln eine Lungenentzündung verursacht.

Suttonella ornithocola tötet fast ausschließlich Meisen, vor allem die kleinen Meisenarten, von denen die Blaumeise mit Abstand am häufigsten in deutschen Gärten vorkommt“, so Leif Miller, Bundesgeschäftsführer vom Naturschutzbund (NABU). „Vermutlich sind auch Tannenmeise, Hauben-, Sumpf- und Weidenmeise betroffen. Seltener erkranken die größeren Kohlmeisen.“

26.000 tote Vögel in zwölf Tagen

Bis zum 22. April erreichten den Naturschutzbund innerhalb von nur zwölf Tagen 13.800 Fälle aus Deutschland, die etwa 26.000 Vögel betreffen. Das Niedersächsische Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (LAVES) hat bei Meisen aus den Landkreisen Ammerland und Diepholz kurz darauf Suttonella ornithocola festgestellt.

Fast gleichzeitig gab das Chemische und Veterinäruntersuchungsamt Münsterland-Emscher-Lippe bekannt, dass vier Blaumeisen aus Steinfurt in Nordrhein-Westfalen den gleichen Erreger trugen. In allen Landkreisen, in denen das Bakterium bestätigt werden konnte, zeigt auch die Karte der beim NABU gemeldeten Verdachtsfälle eine erhöhte Melderate.

Das Bakterium ist erst seit 1996 bekannt. Damals wurde es in Großbritannien beschrieben und kommt dort regelmäßig flächendeckend vor, hat aber bisher nicht zu überregionalen Massensterben geführt. Erst 2017 wurde es erstmals außerhalb von Großbritannien nachgewiesen – in Finnland.

Im April 2018 wurde Suttonella ornithocola erstmals in Deutschland bei mehreren Meisen bei kleineren Krankheitsausbrüchen im südlichen Nordrhein-Westfalen nachgewiesen. Miller: „Das massenhafte überregionale Auftreten in diesem Jahr ist für diesen Erreger neu. Außer Deutschland sind mindestens auch Luxemburg und Belgien betroffen.“

Der Erreger ist für Menschen und Haustiere ungefährlich. Da Vögel aber auch an anderen Krankheiten gestorben sein könnten und grundsätzlich oft mehrere Pathogene in sich tragen können, ist beim Umgang mit toten Vögeln immer mit Vorsicht vorzugehen.

„Social Distancing auch bei Vogel-Seuchen“

Um Ausmaß, räumliche Verbreitung und Verlauf der Epidemie ermitteln zu können, ruft der NABU weiterhin dazu auf, Fälle von kranken oder offensichtlich an Krankheit verstorbenen Vögeln zu melden.

„In betroffenen Gärten müssen Anziehungspunkte wie Futter- und Badestellen umgehend beseitigt werden, damit Vögel sich weniger leicht gegenseitig anstecken können“, rät Miller. „Social Distancing hilft auch bei Vogelseuchen, Ansteckungen zu reduzieren.“

Wie stark die Meisenbestände von der für Deutschland neuen Vogelkrankheit betroffen sind, zeigen vermutlich erst die Ergebnisse der Vogelzählung „Stunde der Gartenvögel“ vom 8. bis 10. Mai.

Wer schon jetzt helfen möchte, damit sich Vogelbestände möglichst schnell erholen können, kann gute Bedingungen für die anstehende Brutzeit bieten, so der NABU. Ein naturnaher Garten bietet besonders viel Nahrung für die hungrigen Küken.



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