Alles giftig oder was? Herbizide auch in Bio-Produkten

"Wir müssen davon ausgehen, dass das gesamte Gebiet der Bundesrepublik wirkstoffrelevant ist. Sie werden das überall nachweisen können.“ So heißt es in einer weitflächigen Studie aus Brandenburg.
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Wo immer gesprüht wird, kann man die Emissionen nicht wirklich begrenzen. In Brasilien gibt es Proteste aus dem Areal von Pantanal gegen Ausbringung von Herbiziden in Campo Verde.Foto: YASUYOSHI CHIBA/AFP/Getty Images
Epoch Times6. November 2015

Es wird wohl (nicht nur) in Deutschland kaum ein Fleckchen Erde geben, das nicht mit giftigen Substanzen bei der Übertragung durch Luft, Wasser und Wind ruiniert wird. Nun ist es amtlich: das Gift lauert überall – selbst im Bio-Anbau.

Selbst ein Bio-betriebener Bauernhof wird seine Erzeugnisse nie ganz frei von Giften und Rückständen verkaufen können, denn lediglich ein Sicherheitsabstand von 50 m zu konventionell bearbeiteten Feldern muss eingehalten werden. Allein die Transporte der Herbizide durch die Winde können jedoch genug Schaden anrichten. Pestizide wie Pendimenthalin und Prosulfocarb werden besonders durch Thermik und Wind kilometerweit verweht. Das bedeutet für den Biobauern, die Bio-Ware kann eigentlich nicht wie geplant vermarktet werden. Und dass diese Herbizide kilometerweit durch die Luft fortgetragen werden können, zeigt ein eklatantes Beispiel aus der Region Brandenburg.

Fenchel und Grünkohl aus dem mit 10.000 Hektar größten zusammenhängenden Bio-Anbaugebiet Deutschlands in der Brandenburger Schorfheide wurden positiv auf Rückstände der Herbizidwirkstoffe Pendimethalin und Prosulfocarb getestet. In der Region gibt es aber neben dem Öko-Landbau auch ein großes Bio-Sphären-Reservat, Spritzmittel werden dort nirgends verwendet. Die Landes-Behörden ließen erstmals weiträumig die Herbizid-Verbreitung in der Luft, den Bäumen und Pflanzen untersuchen. Das Ergebnis ist nun in einer Studie belegt mit dem Ergebnis: „Es war eine allgemeine regionale Belastung. Wir müssen davon ausgehen, dass das gesamte Gebiet der Bundesrepublik dabei wirkstoffrelevant ist. Sie werden das überall nachweisen können.“

Die Studie im Auftrag des Landesamts für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz (LUGV) Brandenburg führt erstmals den Nachweis, dass die Unkrautvernichtungsmittel Pendimethalin und Prosulfocarb sehr weiträumig über den Wind verbreitet werden.

Viele Pestizidwirkstoffe verdampfen leicht und wenn sie verfrachtet werden, gelangt genügend in die Atmosphäre, wo sie dann weiter getragen werden. Besonders leichtflüchtige Pestizide, die Bio-Ware über Ferntransporte belasten müssten umgehend verboten werden, fordert Bioland Präsident Jan Plagge. „Die Pestizidindustrie muss endlich an den externen Kosten des chemisch synthetischen Pflanzenschutzes beteiligt werden.“ So sein Kommentar. Damit gemeint seien die versteckten Kosten für Umweltschäden, Brunnenschließen oder Krankheitsbehandlungen. Die strengen Bio-Standards können zudem nicht erfüllt werden. Finanzielle Schäden sind die Folge, langfristig steht die Existenz der Bio-Bauern auf dem Spiel.

Das gleiche Problem betrifft ebenfalls das Trinkwasser. Ein Viertel der Grundwasserreservoirs in Deutschland ist mit Nitrat belastet. Das teilte die Bundesregierung auf eine Anfrage der Grünen mit. 306 der 1203 sogenannten Grundwasserkörper überschreiten an mindestens einer Messstelle den Grenzwert von 50 mg Nitrat je Liter. Ein maßgeblicher Grund für die Belastung ist der Kunstdünger aus der konventionellen Landwirtschaft, der muss noch nicht einmal mit dem Wind fortgetragen werden, der sickert einfach durch den Boden in das Grundwasser. Für die Funktionalität eines guten Bodens ist der organreiche Humus nötig. Wird dieser jedoch permanent durch Gifte zerstört, gelangen die Gifte unweigerlich ins Grundwasser. Weitere Gründe für die Humusverluste sind zudem Landwirtschaftmethoden wie verstärkter Maisanbau oder fehlende Fruchtfolgen und der Klimawandel. (jr)



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