China erhält Uran aus Australien – besorgniserregend

Zweiter Uran-Transport in Richtung China – Umweltschützer immer noch wegen Aufdeckung im Gefängnis
Titelbild
Symbol der Internationalen Atombehörde (IAEA).Foto: Atta Kenare/AFP/Getty Images
Von 21. November 2009

AUSTRALIEN – Sun Xiaodi, Lagerverwalter der Uranmine Nr. 792 in der chinesischen Provinz Gansu, wurde nicht ernst genommen, als er  1988 erstmals über Korruption und radioaktive Verstrahlung bei Minenarbeitern berichtete.

Die vom Militär betriebene Mine, eine der wichtigsten Uranlagerstätten Chinas, gelegen im tibetischen autonomen Bezirk Gannan in Gansu, hatte laut Sun den Fluss Bailong durch Einleiten mit radioaktiv kontaminiertem Wasser verseucht, kontaminiertes Werkzeug weiter verkauft und die Sicherheitsrichtlinien für die Arbeiter missachtet.

Nachdem Sun 2006 schließlich ernsthafte Aufmerksamkeit erhielt – man hatte ihn für acht Monate ins Gefängnis gesteckt – berichtete und petitionierte Sun weiter über die beängstigenden Praktiken in der Mine. Denn dort hatte sich nichts geändert.

„Wir haben harte Beweise gesammelt“, berichtete Sun kürzlich dem Radio Sound of Hope. „Wir haben gegen ein Uhr morgens Wasserproben genommen. Die Proben weisen darauf hin, dass Anwohner in Flussnähe und flussabwärts des Bailong, genau wie die Einwohner der Städte entlang des Yangtze-Flusses, in großer Gefahr sind. Mineralerze werden im Wasser weich und ausgewaschen, was bedeutet, dass sich Uran durch das Wasser bewegt und es kontaminiert.“

Obwohl die Mine 2002 offiziell geschlossen wurde – angeblich waren die Ressourcen erschöpft – hat sie nur den Besitzer gewechselt und weiter illegal Uran herausgepumpt.

„Alle ihre schriftlichen Aufzeichnungen waren falsch“, sagte Sun, „sie haben lediglich ein militärisches Unternehmen in ein ziviles umgewandelt und weiterhin im großen Umfang Abbau betrieben. Und diesen Uranabbau im großen Stil betreiben sie immer noch.“

Sun ist seither wieder verhaftet worden, doch dieses Mal zusammen mit seiner 26-jährigen Tochter Sun Dunbai und mit längerer Haftdauer. Die Nichtregierungsorganisation Human Rights in China (HRIC) berichtete im Juli diesen Jahres, dass sowohl Vater als auch Tochter verurteilt wurden zu eineinhalb Jahren Umerziehung durch Arbeitslager. Sie wurden angeklagt wegen Aufhetzung der Öffentlichkeit „mit verleumderischen Slogans über ‚nukleare Verseuchung‘ und ‚Menschenrechtsverletzungen'“. Sun Xiandi wurde zudem bezichtigt, Informationen der Mine gestohlen und seiner Tochter weitergegeben zu haben um sie Organisationen in Übersee zur Verfügung zu stellen.

Es ist bekannt, dass Australien gerade den zweiten Urantransport nach China tätigt, das erste Mal von Olympic Dam.  (Olympic Dam ist derzeit das größte Untertage-Bergwerk Australiens, das längere Zeit größere Produktionsausfälle hatte. Die Red.)

Die erste Lieferung nach China erfolgte bereits im letzten Jahr von der Rio Tinto Ranger-Mine in Nordaustralien.

Die beiden Abschlüsse wurden möglich durch die 2006 geschlossenen Nuklear-Vereinbarungen zwischen der früheren Howard-Regierung und Peking. Im Vorfeld hatte man den Weg geebnet für eine geplante erste Lieferung, aber nicht vor 2010 mit der Umsetzung gerechnet.

Die Rudd-Regierung ist nicht zurückhaltend mit Uranexporten nach China. Im April rutschte Außenminister Stephen Smith heraus, dass es schon weitere Vorverhandlungen mit den Eignern von Olympic Dam, der BHP Billiton, für mehr Uranexporte nach China gäbe.

Dokumente, die, wie der Minister später einräumte, fälschlicherweise ans Parlament gegangen waren, besagten, dass australische Behörden Anfang des Jahres an Gesprächen in Peking teilgenommen hätten, bei denen ein Antrag von BHP Billiton verhandelt wurde zum Verkauf von mit Uran angereichertem Kupferkonzentrat an China, berichtete ABC (American Broadcasting Company).

Der Verkauf erfordert die Ausweitung der Olympic Dam-Mine, dazu ist eine Regierungs-Erlaubnis notwendig. Mit der Expansion soll sich der Ertrag um das Sechsfache erhöhen. Laut dem australischen Verband der Uranindustrie ist Olympic Dam das weltgrößte Uranlager und gegenwärtig das drittgrößte Uranbergwerk der Welt. Man schätzt, dass Australien fast 40 Prozent des förderwürdigen Urans weltweit besitzt, aber nur 19 Prozent der Weltmarktanteile.

Australiens Rohstoffminister Martin Ferguson sagt geradeheraus, wo die Interessen der australischen Regierung liegen.

„Eine Ausweitung der Uranindustrie dürfte sich bis 2030 mit bis zu 17 Milliarden Dollar im Bruttoinlandsprodukt niederschlagen und bis zu 15 Milliarden Tonnen an Kohlendioxid-Emissionen einsparen durch Nutzung von Uran im globalen Energiesektor“, sagte er in einer Erklärung.

Bei David Noonan, Sprecher des australischen Umweltverbandes ACF, lassen solche Erklärungen die Alarmglocken läuten.

„Wir glauben, es ist nicht akzeptabel für die australische Regierung und BHP, nur die eine Seite zu sehen und zu betonen, Handel ausschließlich für Profite zu betreiben, besonders im Uransektor, und all die Menschenrechtsfragen und  die der Transparenz zu ignorieren, die in China so offensichtlich sind“, sagte Noonan der Epoch Times.

Der Fall von Sun Xiaodi steht nur für einen Teil der Befürchtungen, die der AFC hegt im Zusammenhang mit dem China-Deal.

Frühwarner wie Sun Xiaodi und seine Tochter werden laut Noonan bestraft, wenn sie legitime Belange die Umwelt betreffend vorbringen, wie in diesem Fall die nukleare Verstrahlung und die lasche Umsetzung von Umwelt- und Arbeitsplatzsicherheit. Und Noonan fügte hinzu, dies  „zeigt klar, dass China nicht die Verantwortung übernimmt dafür, was mit dem australischen Uran in Zukunft passieren könnte.“

Ferguson sagte, die Regierung Rudd sehe Australiens Wirtschaftsbeziehungen mit China als „beiderseitig sehr wichtig“ an und als eine Art „Dialog von Regierung-zu-Regierung an vielen Fronten.“

Als Ferguson bezüglich Sun Xiaodi angesprochen wurde, sagte er: „Das bilaterale Schutzklauselabkommen Australiens mit China ist das strengste der Welt und wir haben Maßnamen vor Ort, die eine Einhaltung des Schutzklauselabkommens garantieren und überwachen.“

Die australischen Grünen sagen, auf China könne man sich nicht verlassen bei der Einhaltung von internationalen Schutzklauseln, und es sei unmöglich zu überwachen, wie das australische Uran in China zur Anwendung komme.

Von der Grünen-Abgeordneten Christine Milne wurde noch besonders die Geheimhaltung erwähnt, der die Industrieprozesse des chinesischen Militärs unterliegen.

Unter der Gemeinschaftsvereinbarung darf australisches Uran nur in „gemeldeten Anlagen“ eingesetzt werden, aber Milne sagte, angemeldete Anlagen seien nur angemeldet unter chinesischer Ermessensfreiheit.

„Die chinesische Regierung kann diese Anlagen jederzeit der Aufsicht der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) entziehen, einfach indem sie sagt, es beträfe Belange der nationalen Sicherheit“, sagte Milne.

Die Grünen sagen, sie wollen Australien zur Aufhebung des 2006 ausgehandelten Vertrages bewegen, weil sich China nicht an die Abrüstungsverpflichtungen des Atomwaffensperrvertrag hält, den Atomwaffensperrvertrag nicht ratifiziert hat und seine zivilen und militärischen Nuklearsektoren nicht voneinander trennt.

Originalartikel auf Englisch: Australian Uranium to China, a Worry for Many Reasons

 



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