In Brasilien stirbt der Regenwald

Kommentar
Titelbild
Feuer im brasilianischen Nationalpark, August 2007. Durch Buschfeuer und Rodungen nimmt die Regenwaldfläche dramatisch ab. (Bu EVARISTO SA/AFP/Getty Images)
Von 12. Februar 2008

In den letzten 50 Jahren wurde bereits die Hälfte des Regenwalds auf unserer Erde kahlgeschlagen. Der Regenwald ist die grüne Lunge unseres Planeten. Heute kann die Erde nur noch mit einem Lungenflügel arbeiten – und wenn der Prozess der Zerstörung nochmals 50 Jahre so weiter läuft, haben wir noch weniger Chancen, gesunde Luft atmen zu können.

In dieser Situation erreicht uns eine dramatische Meldung aus Brasilien. Dort am Amazonas existiert noch der größte Regenwald der Erde. Und dieser Regenwald wurde in den vergangenen fünf Monaten noch schneller abgeholzt als in den letzten 50 Jahren. Zwischen 3000 und 7000 Quadratkilometer sollen in kurzer Zeit verschwunden sein. Diese Zahlen gab die Regierung von Brasilien bekannt. Seit 1970 hat das umfassendste Dschungelgebiet unserer Erde bereits 700.000 Quadratkilometer eingebüßt – etwa zweimal die Fläche Deutschlands.

Dabei hatte Brasiliens Präsident Lula bei Amtsbeginn vor sechs Jahren versprochen, gegen die brutale Vernichtung der Erdlunge vorzugehen. Stattdessen wird es immer schlimmer. Ein Problem nicht nur Brasiliens, sondern für die ganze Welt. Also muss auch die ganze Welt zur Lösung beitragen.

 

Weitere Informationen: Sonnenseite von Franz Alt
Brasiliens Regierung will nicht zuletzt für die Armutsbekämpfung im eigenen Land zwei Produkte in immer größerem Umfang anbauen und exportieren: Soja und Ethanol. Soja als Lebensmittel und weltweites Tierfutter und Ethanol als Fahrzeugsprit.

In Brasilien fährt bereits jedes zweite Auto mit dem Biosprit – sicher umweltfreundlicher als unser Erdöl und Benzin. Wenn jedoch der Sprit vom Acker auch noch exportiert wird, dann muss das zu Lasten des Regenwaldes gehen. Denn mit dem Anbau von Export-Soja und Export-Zuckerrohr, aus dem Ethanol gewonnen wird, wird immer mehr Regenwald gefällt werden.

Brasiliens bester Soja-Kunde ist bereits ein anderes Wachstumsland, China. Das Riesenreich braucht immer mehr Fleisch und also immer mehr Tiere, die mit Soja aus Brasilien gefüttert werden. Der weltgrößte Sojabauer ist der brasilianische Unternehmer Blairo Maggi, zugleich Gouverneur des Bundesstaates Mato Grosso. Greenpeace nennt ihn „den schlimmsten Waldvernichter unseres Planeten.“ Doch wir Autofahrer und Fleischesser in den Industriestaaten haben den wenigsten Grund, mit erhobenem moralischem Zeigefinger auf die Menschen in Brasilien zu zeigen.

Was tun? Weniger Fleisch essen ist das erste und einfachste. Das kann jeder und jede. Die internationale Politik muss eine Art Ökosteuer auf landwirtschaftliche Produkte aus Regenwaldländern erheben. Nur über den Preis kommen die meisten zur Vernunft. Und Brasilien braucht eine effektivere Umweltpolizei und dafür unsere Hilfe, denn den Regenwald als Lunge des Planeten brauchen wir alle.

Urwälder stabilisieren das Weltklima und sind Schatzkammern der Artenvielfalt. Sie brauchen höchste politische Priorität.

Quelle:
Franz Alt 2008

 

Leserbriefe

 

Biokraftstoffe sorgen aktuell für viel Wirbel, besonders in Bezug auf Regenwaldrodung häufen sich die Negativschlagzeilen. Wird vormaliger Dschungel zum Anbau von Energiepflanzen genutzt, braucht es Jahrzehnte bis das einmal freigesetzte CO2 wieder kompensiert ist. In Indonesien stehen besonders Ölpalmenkulturen am Pranger. Doch Palmöl fließt fast ausschließlich in die Produktion von Kosmetik und Lebensmitteln. In Deutschland wird es nicht für Biosprit verwendet.

Das Beispiel Brasilien zeigt jedoch, dass wir dringend global wirksame Nachhaltigkeitskriterien für Bioethanol und -diesel brauchen. Dann könnten Energiepflanzen nicht mehr auf Regenwaldflächen angebaut werden. Dies ist überdies gar nicht notwendig. Forscher schätzen die landwirtschaftlichen Reserveflächen so genannte Grenzertragsflächen, die derzeit nicht
bebaut werden auf bis zu 400 Mio. Hektar – eine Fläche 23 mal so groß wie alle deutschen Agrarflächen. Es gibt also genug Platz für
Lebensmittel und Energiekulturen. Tank, Teller und Regenwald – das ist möglich und angesichts des knapp und teuer werdenden Öls, an dessen Tropf wir hängen, dringend geboten!

Markus Becker
Wissenschaftlicher Mitarbeiter berlinpolis e.V.



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