Wir führen einen Weltkrieg gegen die Natur

Von 11. Januar 2006

Der Gas-Krieg wird weiter gehen – auch wenn der aktuelle Streit zwischen Russland und der Ukraine beigelegt scheint. Und George W. Bushs Krieg um Öl im Irak wird nicht der letzte Ressourcenkrieg gewesen sein. Denn die von der ganzen Welt heißbegehrten Erdgas- und Erdölvorräte gehen in den nächsten Jahrzehnten ebenso zu Ende wie Uran zum Betreiben von Atomkraftwerken und die Kohle.

Der Weltenergierat in Paris prognostiziert, dass uns

  • Erdöl noch 35 Jahre
  • Erdgas noch 45 Jahre
  • Uran noch 50 Jahre und
  • Kohle noch 120 Jahre

zur Verfügung stehen. Was aber dann? Wie sollen Industriestaaten funktionieren ohne die heutigen Energiequellen? Und wie sollen Entwicklungsländer sich ökonomisch entwickeln ohne Energie?
 
Seit Beginn des Industriezeitalters steigen durch das Verbrennen von Kohle, Gas und Öl die Treibhausgase so stark, dass wir im 20. Jahrhundert eine globale Erwärmung von 0,6 Grad erlebten. Doch im 21. Jahrhundert sagen die Klimaforscher in ihren neuesten Berechnungen eine globale Erwärmung von bis zu acht Grad voraus.
 
Das heißt: Wüsten breiten sich aus und Stürme nehmen zu. Durch den Anstieg des Meeresspiegels sind die meisten Millionenstädte der Welt in Küstennähe existenziell gefährdet: nicht nur New Orleans, sondern künftig auch London und New York, Shanghai und Singapur, Hamburg und Athen, Bangkok und Hongkong, Melbourne und Sydney, Oslo und Stockholm, Kairo und Rio, Tokyo und Chittagong, Bombay und Calcutta.   
 
Millionen Wohnungen und Büros in den genannten Mega-Cities liegen schon heute unterhalb des Meeresspiegels. Erleben wir bald das Requiem unserer Zivilisation?
 
Wir verbrauchen heute an einem Tag so viel Kohle, Gas und Öl wie die Natur in 500.000 Tagen geschaffen hat. Das hält der Planet nicht aus. Den Dritten Weltkrieg führen wir gegen die Natur. Wer aber die Natur vernichtet, vernichtet sich selbst. 
 
2005 bekamen wir einen Vorgeschmack der kommenden Katastrophen. Hochwasser in Bayern, Österreich und der Schweiz richteten Milliardenschäden an. Nach dem Hurrikan Katrina kamen Rita und Wilma und dann Alpha, Beta, Gamma und Delta. Die Wirbelstürme erschütterten selbst die Wirtschaftssupermacht USA. Nur kurz davor gab es verheerende Orkane in Japan, China, Taiwan und Korea. Schon die ersten Tage des neuen Jahres bewiesen erneut in den USA und in Indonesien, dass die Natur immer heftiger auf den Treibhauseffekt reagiert, wenn wir so weitermachen wie bisher.
 
Doch wer sagt, dass wir so weitermachen müssen? Ich will, liebe „Sonnenseite“-LeserInnen, Beispiele aufzeigen für eine bessere Zukunft und eine bessere Welt.
 
Anfang 2006 werden  in Deutschland bereits 11 Prozent des Stroms aus umweltfreundlichen erneuerbaren Energien gewonnen. In Österreich sind es bereits 73 Prozent. Die schwedische Regierung will gar schon bis 2020 komplett weg von Kohle, Gas und Öl und auf erneuerbare Energien umsteigen. Am 1. Januar 2006 trat in China das erneuerbare Energiengesetz in Kraft, das sich an das erfolgreiche deutsche Modell anlehnt. Der kubanische Umweltminister erzählte mir kürzlich, dass in Kuba bereits 30 Prozent des Autosprits aus Bio-Ethanol gewonnen werden – in Brasilien sind es 25 Prozent. In Brasilien fliegen bereits die ersten 12 Flugzeuge mit umweltfreundlichem Sprit aus Zuckerrohr.  
 
Die gesamte Branche der erneuerbaren Energien hatte schon in den letzten Jahren weltweit Zuwächse von etwa 30 Prozent pro Jahr. Die große Koalition will in Deutschland diese Entwicklung fortführen.
 
Bei jüngsten Umfragen sagen hierzulande 93 Prozent der Grünen-Anhänger, 92 Prozent der FDP-, 90 Prozent der SPD- und 80 Prozent der CDU/CSU-Anhänger, dass die erneuerbaren Energien „beschleunigt ausgebaut“ werden sollen. Dies lässt hoffen, dass keine Bundesregierung mehr hinter die heutige dynamische Entwicklung der Ökoenergien zurück kann. In den letzten Jahren sind in Deutschland 160.000 Arbeitsplätze in den Branchen der erneuerbaren Energien geschaffen worden.  Erneuerbare Energien werden immer preiswerter. Die alten Energien immer teurer. Viele Bauherren bauen schon heute Häuser, die zu 100 Prozent mit Ökoenergien versorgt werden – zum Beispiel durch eine Kombination von Sonnenkollektoren, Photovoltaikanlagen und Holzpellets zum Heizen. Pellets sind heute bereits 40 Prozent billiger als Heizöl. Und Solaraktien sind an der Börse gefragt wie nie. 
 
Die 100-prozentige solare Energiewende, die Energieautonomie, erschließt tausenden Handwerksbetrieben und Mittelständlern einen neuen Wachstumsmarkt und einen nachhaltigen Aufschwung in ländlichen Räumen und Regionen – in bester Zusammenarbeit mit heimischen erneuerbaren Ressourcen. Deutschland ist erneuerbar. Europa ist erneuerbar. Die Welt ist erneuerbar. Und neue Energie bedeutet neue Arbeitsplätze.
 
Neben einem Wasserkraftwerk kann Fischzucht entstehen. Mit Algenzucht und Chinaschilf können Wasser und Acker von der Überdüngung befreit und energetisch wertvolle Biomasse gewonnen werden. Und dem Hochwasserschutz wird auch noch gedient. Statt Ressourcen um die halbe Welt zu transportieren und das Klima kaputt zu machen, entstehen über regionale Ressourcen umweltfreundliche Jobs für Leute, die gut Geld verdienen und sich dann langlebigere Produkte leisten können.
 
Das Leben wird besser, weil die Lebensqualität für alle steigt. Ein besseres Leben für alle im Einklang mit der Schöpfung ist wichtiger als Naturzerstörung für die Profite der Wenigen.
 
2005 hatten in Deutschland die erneuerbaren Energien am Gesamtenergieverbrauch erstmals einen höheren Anteil als die Atomkraft. Wenn die CSU in Wildbad Kreuth in diesen Tagen wieder an die Atomkraft erinnert, setzt sie auf ein Auslaufmodell, das allenfalls noch im Technikmuseum der Geschichte einen Platz verdient. In Zeiten des Terrorismus sind Atomkraftwerke doppelt unverantwortlich.
 
Spätestens seit Tschernobyl, dessen 20. Jahrestag am 26. April 2006 begangen wird, könnten wir wissen: Atomenergie ist so gefährlich wie unverantwortlich gegenüber unseren Kindern und Enkeln.
 
Atomenergie ist schlicht reaktionär. Aber Sonne, Wind, Biomasse, Wasserkraft und Erdwärme stehen uns für alle Zeit zur Verfügung. Energieautonomie wird die Voraussetzung für die Unabhängigkeit und Freiheit einer Gesellschaft. Wir können lernen, mit der Natur zu arbeiten und auch mit der Natur zu bauen.
 
Die Natur kennt auch keine Flachdächer. Die Tragödie der Eissporthalle in Bad Reichenhall hat gezeigt, dass Satteldächer naturgemäßer sind als Flachdächer. Das Wasser läuft schneller ab, das Haus bleibt dichter und die Schneemassen rutschen schneller ab. Lernern von der Natur gilt für alle Lebensbereiche. Die Energiefrage ist der Schlüssel für eine bessere Welt.
 
Vielleicht aber brauchen die Freunde der Atomenergie erst ein zweites Tschernobyl, um zu verstehen, dass wir im Atomzeitalter ein 11. Gebot lernen müssen: „Du sollst den Kern nicht spalten“. Dieser Lernprozess ist wahrscheinlich die Voraussetzung für das Überleben der Spezies Homo sapiens.
 
Die tröstliche Erfahrung der letzten Jahre: Erneuerbare Energien haben solche Fortschritte gemacht, dass immer mehr Menschen – auch solche, die bisher gezweifelt haben – spüren: Wir brauchen Atomenergie gar nicht – wir haben Besseres und Preiswerteres. Erneuerbare Energien sind die kostenlosen Angebote der Natur an uns. Wir können die Natur nicht verbessern – wir können allerdings von ihr lernen. Die Natur ist die älteste und effizienteste Firma der Welt. Sie hat 4 Milliarden Jahre Erfahrung. Die meisten ökonomischen Firmen unserer Zeit werden aber nicht älter als 100 Jahre und viele sind schon vorher bankrott.
 
Wo stehen wir am Beginn des neuen Jahres?

  • Jeden Tag verhungern 26.000 Menschen
  • Jeden Tag produzieren wir 100 Millionen Tonnen Treibhausgase
  • Jeden Tag vergrößern wir die Wüsten um 30.000 Hektar
  • Jeden Tag rotten wir etwa 100 Tier- und Pflanzenarten aus. 

Nie hat eine Generation vor uns Gott und der Natur so ins Handwerk gepfuscht wie wir Heutigen es tun. Wir kennen die Probleme, aber auch ihre Lösung.  
 
Noch immer geben wir über zehnmal mehr Geld aus zur Kriegsvorbereitung als zur Bekämpfung des Hungers. Mit dem Papst und dem Dalai Lama kann man diesen Wahnsinn nur als „Schande für die Menschheit“ bezeichnen.
 
Doch seit Jesus und Buddha könnten wir wissen

  • Frieden ist möglich. Westeuropa beweist es seit 60 Jahren.
  • Frieden mit der Natur ist möglich. Die erneuerbaren Energien sind dafür Voraussetzung.
  • Entwicklung ist möglich. Diese Erde kann 12 Milliarden Menschen ernähren. Wir können den Hunger ins Museum der Geschichte verbannen. 

Um diese Ziele zu erreichen, brauchen wir keine Revolutionen, sondern – wie es Angela Merkel anmahnt –  „viele kleine Schritte“ in eine bessere Welt. Nicht nur Um-Denken, sondern Um-Handeln ist gefragt. Jeder Leser und jede Leserin dieser Zeilen ist Teil des Problems. Die alles entscheidende Frage ist: Wie werden wir Teil der Lösung?

(Franz Alt – www. sonnenseite.com)



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