Klimatologin Judith Curry: Klimaforschung zu korrumpiert und politisiert, um noch seriös zu sein

Judith Curry hat lange Zeit als Klimatologin am Georgia Institute of Technology geforscht. Seit 2017 arbeitet sie als Forscherin jedoch selbstständig. Sie wirft der etablierten Klimatologie vor, politische Ideologie zu bedienen und Fördergelder über wissenschaftliche Ethik zu stellen. Curry will vor allem natürlichen Ursachen für den Klimawandel auf den Grund gehen.
Titelbild
Eisbären passen sich an und wandern irgendwo anders hin, ihre Population hat zugenommen.Foto: istock
Von 19. Juli 2019

ÏIn einem Interview mit Guy Sorman vom „City Journal“ spricht die Klimatologin Judith Curry über ihre Gründe, 2017 ihre Karriere im Bereich der institutionalisierten Forschung zu beenden. Seit dieser Zeit ist die frühere Professorin für Geo- und Atmosphärenwissenschaften am Georgia Institute of Technology unabhängige Forscherin und lebt in Reno, Nevada.

Als Hauptgrund für ihren Abschied aus der akademischen Lehre nennt sie, dass „geistige Unabhängigkeit und Klimatologie miteinander unvereinbar geworden“ seien. Dabei bestreitet sie gar nicht, dass es in der Zeitspanne vom Beginn der Industrialisierung bis heute tatsächlich zu einem Anstieg der Atmosphärentemperatur gekommen ist. Auch dass der menschliche Faktor und Kohlendioxid dazu beitrügen, stellt sie nicht grundsätzlich in Abrede. Allerdings hält sie es für gänzlich ungeklärt, in welchem Umfang dies tatsächlich der Fall sei.

Curry arbeitet auf Basis gesicherter empirischer Daten und hält sich mit Meinungen und Einschätzung bewusst zurück. Allerdings plädiert sie vehement dafür, im Bereich der Klimaforschung „zur Wissenschaft zurückzukehren“ – was vor allem das Fragen und das Zweifeln beinhalte.

Etablierte Modelle können widersprüchliche Entwicklungen nicht erklären

Zu Zweifeln gebe der vorherrschende sogenannte „Konsens“ ausreichend Anlass, meint Curry. Dieser könne einfach zu viele Phänomene nicht mit seiner Hypothese erklären. So habe es beispielsweise zwischen 1910 und 1940 eine Phase der Erwärmung gegeben, die sich fast auf das Grad genau mit der heutigen decke. Allerdings waren die Kohlenstoffemissionen durch Verbrennung fossiler Energieträger damals deutlich geringer und deshalb könne diese Erwärmung nicht der Industrie zugeschrieben werden.

Generell sei der Großteil der beklagten Erwärmung in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts aufgetreten, während eine enorme Zunahme der Kohlenstoffemission aus der Industrie erst später eingetreten sei. Demzufolge spricht alles dafür, dass die Ursachen für Klimaveränderungen größtenteils natürlich seien, zumindest könnten die Computermodelle institutionalisierter Klimaforscher oder der UNO dieses Phänomen nicht erklären.

Ebenso wenig gäben sie eine Erklärung dafür, dass es zwischen 1950 und 1970 zu einer vorübergehenden Abkühlungsphase gekommen sei, die in den Medien Warnungen vor einer angeblich drohenden neuen Eiszeit zur Folge hatten. Auch damals sei nichts weniger als die Apokalypse im Raum gestanden – nur eben in der anderen Richtung.

„Politische Partei mit totalitären Tendenzen“

Auch für den Anstieg des Meeresspiegels halte sie monokausale Erklärungsansätze für unzureichend, so Curry. „Es stimmt, er steigt an“, sagt sie, „aber das ist ein kontinuierlicher Prozess, der seit 1860 zu beobachten ist, eine signifikante Beschleunigung in unserer Zeit ist nicht feststellbar“. Deshalb ist es auch hier denkbar, dass es teilweise oder sogar hauptsächlich natürliche Gründe seien, die dafür verantwortlich zeichneten. Klimawandel sei ein komplexes und wenig verstandenes Phänomen mit zahlreichen Prozessen, die eine Rolle spielen. Ihn einseitig auf Kohlendioxid zurückzuführen, sei möglicherweise unwissenschaftlich – aber es halten sich dennoch viele an dieser monokausalen Erklärung fest, weil sie das Gefühl vermittelt, das Thema erfasst zu haben. Und

viele Wissenschaftler finden nichts unerträglicher als Unsicherheit.“

Die Politik mache sich diese Mentalität zunutze – und das habe auch dazu beigetragen, so Curry, dass sie die Welt der akademischen und staatlich finanzierten Forschung verlassen habe.

Die Klimatologie ist zu einer politischen Partei mit totalitären Tendenzen geworden“,

fährt sie fort. „Wer nicht den UN-Konsens zur menschengemachten Erderwärmung teilt oder auch nur die leiseste Skepsis anmeldet, ist ‚Klimawandelleugner‘, Steigbügelhalter Trumps und ein Quasi-Faschist, der aus der wissenschaftlichen Community ausgeschlossen werden muss.“

Der Mainstream der Klimatologen akzeptiere mittlerweile auch nur noch Datenmaterial, das seine These stützt, die Menschheit sei schuld an der Erderwärmung. Wer auch nur die Möglichkeit anspreche, andere Aspekte könnten eine Rolle spielen, wie Änderungen der solaren Strahlungsdichte oder die Erdoszillation, sei gelinde gesagt sehr ungern gesehen. Gleichzeitig sichere man sich rhetorisch ab, indem man statt von „Erderwärmung“ mittlerweile vorwiegend nur noch vom „Klimawandel“ spreche – was alles bedeuten könne, und es deshalb auch ermögliche, der Menschheit die Schuld an allen Entwicklungen des Klimas geben zu können, egal wohin diese liefen.

Popper war gestern

Karl Popper habe den Zweifel zum obersten Gebot der wissenschaftlichen Forschung erklärt, in der Klimaforschung stünden andere Schwerpunkte im Vordergrund: „Politik, Geld und Ruhm.“ Wissenschaftler seien eben auch menschliche Wesen mit menschlichen Bedürfnissen. Mittlerweile habe sich herumgesprochen, dass es für die eigenen Karriereaussichten gesünder sei, den ökologistisch korrekten Ansatz zu beherzigen.

Um als Klimatologe eine solche zu haben, „sollte man den Kapitalismus oder die industrielle Entwicklung nicht allzu sehr schätzen und die Idee einer Weltregierung sollte einem sympathischer sein als die Nationen“. Wer dies anders sehe, sei schnell ausgestoßen.

Klimatologie wird zunehmend zu einer zweifelhaften Wissenschaft, die einem politischen Projekt dient.“

Dass öffentliche Finanzierung, wissenschaftlicher Ruhm und akademische Karrieren in Wissenschaften, die mit der Umwelt zu tun haben, an „ökologistisch korrekte“ Forscher gehen, sei ein Phänomen, das sich schon 1973 im Jahr des Ölembargos gezeigt habe. Dieses habe in den USA Angst um die eigene Versorgungssicherheit nach sich gezogen und die Nuklearindustrie auf den Plan gerufen, die begonnen habe, ökologistische Bewegungen zu unterstützen, die Kohle und Öl feindselig gegenüberstanden. Der Erwärmungsnarrativ sei damals populär geworden.

Die NASA, die ebenfalls auf der Suche nach einem neuen Geschäftsfeld war, habe anschließend die ersten Computermodelle im Zusammenhang mit dem Erwärmungsnarrativ entworfen, die sich auf Kohlendioxid fokussierten – weil es ein simpler Faktor sei und zudem „menschlicher Kontrolle unterliegt“, so Curry. Dass die UNO schnell auf diesen Zug aufgesprungen sei, wäre wenig verwunderlich, denn für diese versprach die These von der menschengemachten Erwärmung durch CO2 mehr Bedeutung und mehr Macht, vielleicht am Ende gar einen Türöffner hin zu „Global Governance“.

Ein Eisenbahningenieur als IPCC-Chefklimatologe

Deshalb schuf und finanzierte man auf dieser Ebene auch den Weltklimarat (IPCC), um exakt diese Agenda zu forcieren – und dies macht er bis heute. Im Jahr 2000, so Curry, habe Rajendra Pachauri, ein gelernter Eisenbahningenieur aus Indien, der es als Klimatologe mit dem IPCC 2007 sogar zum Friedensnobelpreis gebracht hatte, ihr anvertraut, dass er in seiner Einrichtung bewusst nur Leute eingestellt habe, von denen er wusste, dass sie die CO2-These unterstützten – und alle anderen bewusst außen vor ließ. So entstand auch der „wissenschaftliche Konsens“, den Politiker, Medien und die Anhänger des Narrativs als unantastbar darstellen.

Katastrophenwarnungen beeindrucken die Klimatologin nicht:

„Es heißt doch immer, man bewege sich auf einen Punkt ohne Wiederkehr zu und dass die Eisschmelze in der Antarktis der Beginn der Apokalypse wäre. Aber diese Schmelze, die schon vor Jahrzehnten begonnen hatte, führt zu keiner Katastrophe. Eisbären passen sich an und wandern irgendwo anders hin, ihre Population habe zugenommen. Sie sind weniger durch die Schmelze bedroht als durch Urbanisierung und wirtschaftliche Entwicklung in der Polarregion. Im Übrigen hat sich der Planet im letzten Jahr sogar wieder abgekühlt. Ob es dabei bleibt, weiß man nicht, auch nicht, ob dies diese ganzen Erderwärmungs-Hypothesen infrage stellt.“

Prophylaxe statt Panikmache

Im Übrigen mutmaßt die Klimatologin, dass nicht die globale Erwärmung zum Aufbrechen von Eis an den Polen führe, sondern Vulkaneruptionen, deren weitere Entwicklung nicht absehbar sei. Klimatologen sprächen jedoch nicht gerne über dieses Thema, weil ihre theoretischen Modelle solche unkalkulierbaren Faktoren nicht verarbeiten könnten.

Als Ausweg aus der Misere empfiehlt Curry, unabhängige und diversifizierte Forschung zu fördern, die ihren Schwerpunkt stärker auf natürliche Gründe für den Klimawandel legt. Zudem sei es an der Zeit, sich noch besser auf mögliche Konsequenzen eines sich ändernden Klimas vorzubereiten – ob es nun zu einer weiteren Erwärmung kommt oder wozu auch immer. Im Bereich der Sturmprophylaxe sei hier schon einiges geschehen. Immerhin richten Hurrikans und andere schwere Stürme heute weniger Schaden an als früher – was auch mit einer Verbesserung von Warnsystemen und Evakuierungsplänen zu tun habe. Dies zeige, dass hier ein richtiger Ansatz gewählt wurde.



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