Neue Lebensmittel-Kennzeichnung „ohne Gentechnik“

Mehr Transparenz oder doch nur eine Mogelpackung
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Futtermittel, Zusatzstoffe, Medikamente – die Gentechnik kann uns überall begegnen.Foto: Josef Jelkic/etd
Von 2. Februar 2008

Gentechnisch veränderte Lebensmittel findet man selten an Deutschlands Warentheken. Die meisten Bürger lehnen Gentechnik generell ab. Lebensmittel aus tierischer Erzeugung können aber indirekt mit der Gentechnik in Zusammenhang stehen, wenn beispielsweise die Tiere mit gentechnisch veränderten Futterpflanzen gefüttert wurden. Bisher gibt es hierfür keine Kennzeichnungspflicht.

Import von jährlich Millionen Tonnen an Gen-Soja

Nach Angabe von Foodwatch e.V. sind 80 Prozent der weltweit angebauten gentechnisch veränderten Pflanzen Futtermittel. Millionen Tonnen Gen-Soja werden jedes Jahr nach Europa importiert. Zwar hatte Renate Künast als damalige Verbraucherministerin für eine „gläserne Produktion von der Erzeugung bis zur Ladentheke“ geworben, ob der Sojaschrot, den der einzelne Bauer an seine Tiere verfüttert, nun gentechnisch verändert war oder nicht, konnte der Verbraucher trotzdem nicht sehen und hatte diesbezüglich keine Wahl beim Einkauf – außer er griff ausschließlich auf Bio-Ware zurück.

Im Januar beschloss der Bundestag ein neues Gentechnikrecht, das unter anderem eine Änderung an dem bereits 1998 eingeführten Label „Ohne Gentechnik“ auf Verpackungen vorsieht. Es soll bei Fleisch, Milch und Eiern garantieren, dass die Tiere nicht mit gentechnisch veränderten Pflanzen gefüttert wurden. Bisher war diese freiwillige Kennzeichnung nur für Produkte erlaubt, bei denen eine Anwendung der Gentechnik auf allen Verarbeitungsstufen ausgeschlossen ist. Deshalb wurde sie von den Produzenten kaum genutzt. Das neue EU-Gentechnik-Durchführungsgesetz erlaubt nun den Einsatz von Futtermittelzusätzen und Medikamenten, die gentechnisch hergestellt wurden. Schweine dürfen bis zu vier Monaten vor ihrer Schlachtung Gen-Futter erhalten, bei Kühen muss eine zeitliche Begrenzung von drei Monaten eingehalten werden und bei Hühnern sechs Wochen vor der Eiablage.

BUND sieht neues Label als großen Fortschritt

Heike Moldenhauer, Sprecherin von BUND, begrüßt das Label: „Mit ihrer Kaufentscheidung können Verbraucher ab sofort aktiv beeinflussen, ob gentechnisch veränderte Pflanzen angebaut werden oder nicht. Mit jedem gekauften Produkt, das die ‚Ohne Gentechnik‘-Kennzeichnung trägt, drängen sie den Anbau ein wenig zurück“. Noch verhielten sich Molkereien, Eierproduzenten und Fleischerzeuger abwartend. Da sie aber wüssten, dass die Mehrheit der Menschen keine Gentechnik im Essen will, würden sie am Ende diese Nachfrage ihrer Kunden auch bedienen, sagte die Sprecherin des Umweltverbandes.

In Österreich ist eine ähnliche Kennzeichnung in Gebrauch. Dort werden rund 400 Produkte mit „gentechnikfrei erzeugt“ versehen. Das Land hat keine Verordnung, in dem Sinne wie es in Deutschland passieren soll, sondern eine freiwillige Leitlinie, die von Verbraucherschützern, Landwirten und der Industrie gemeinsam ständig angepasst wird. Gut 80 Prozent der dortigen Molkereien haben auf „gentechnik-frei“ umgestellt und die Verbraucher greifen dafür gerne auch etwas tiefer in die Tasche.

Irreführung der Verbraucher

Der Deutsche Raiffeisen-Verband, einer der großen Futtermittellieferanten in Deutschland, sprach von „Irreführung“ der Verbraucher, berichtet heise. „Es ist schwer, den Verbrauchern zu sagen, dass ‚ohne Gentechnik‘ draufsteht und ein bisschen Gentechnik drin ist“, kritisierte der Bund für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde.



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